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Schweiz - Italien 
(Erstellt von MiMoto am 26.07.2010 Überarbeitet: 09.08.2010)

Eine Motorradreise um die Lagos der Alpen

 

 

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In vielen Familien wo es mindestens einen leidenschaftlichen Motorradfahrer gibt, ist die Freizeitgestaltung, insbesondere die in der Urlaubszeit, nicht selten schwierig wenn alle Bedürfnisse erfüllt werden sollen, besonders dann wenn auch Kinder Teil der Familie sind. Die Frau und Kinder möchten möglichst oft gemeinsam mit dem Vater Urlaub erleben und der Vater, in unserem Fall der leidenschaftliche Motorradfahrer, will beides, schöne Tage mit der Familie und Motorrad fahren.

Unser Fall, meine Familie und ich der Motorradfahrer, bei uns hat sich über die Jahre ein für alle Seiten guter Kompromiss entwickelt. Ich fahre bereits 5 Tage vor der Familien mit dem Motorrad los um 2.000km später, also 5 Tage darauf, meine Familie im Urlaubsdomizil in Süd-Tirol in Empfang zunehmen.

Der 1. Teil dieses Reiseberichtes beschreibt diese Motorradreise und der 2. Teil die 5 Tage die der Vater sich für den Rückweg aufgespart hat.

Planung, innerhalb von 5 Tagen will ich in Schenna (Scena, Süd-Tirol) sein, das dies normalerweise auch in 9 Stunden zu schaffen ist bedeutet das ich erstmal ne Menge Zeit habe um dort anzukommen. Das ist natürlich pure Absicht. Ich hab mir Tage vor dem Start der Reise im Navigationsprogramm auf dem PC eine Tour zusammen gestrickt und kam auf gut 2300km die ich quer durch die Alpen fahren werde und dies ein recht sportlichen Wert für 5 Tage bedeutet.

Die Route las sich erstmal so, Pfälzerwald dann rüber in den Blackforest auf die Albtal Straße Richtung Süden, die Pässe: Pragel, Klausen, Gotthard und über die Tremola ins Tal, weiter über die Pässe: Nufenen, Simplon, Colle di Zambla, Pso Presol, Vivion, Croce Dominii, Croce Maniva, Passo Tremalzo, durch die Brasaschlucht, Passo- di Sommo, Manghen, di Lavaze, Eggental, Mendel Pass, Gampenjoch. Das sind jedenfalls mal die wichtigen Wegpunkte. 

2300 Kilometer bedeutet auf 5 Tage verteilt 460km pro Tag. Das ist ne Menge quer durch die Alpen, vor allem dann wenn es auch über Pässe wie Croce Dominii zum Maniva gehen soll, die zu einem großen Teil Schotterpässe sind und dort kaum mehr als 30km/h Schnitt möglich sein werden. Bedenkt man das dann auch viele Fotos entstehen werden und der ein oder andere Film gedreht wird ist diese Strecke nur möglich wenn man an ein oder besser an zwei Tagen deutlich mehr Kilometer als die errechneten 460 Kilometer fahren wird. 

Wo ich an den jeweiligen Abenden ankommen und übernachte werde ist wie so oft dem Zufall überlassen. Die Zimmersuche kann in der Urlaubszeit schwieriger sein, muss es aber nicht da erst im Saarland und Rheinland-Pfalz die Sommerferien begonnen haben, somit sollten auch an den Seen Maggiore, Lugano, Coma, Garda und wie sie alle heißen nicht das ganz große Verkehrschaos herrschen als wie wenn alle gleichzeitig dort auftauchen.

Die Mitfahrer, Rainer kann zur Hinfahrt nicht dabei sein aber auf der Rückfahrt treffen wir uns vor dem Stilfser-Joch, bis dahin waren es aber nun erstmal noch gut 3 Wochen. Herbert hab ich dann auch mal angefunkt ob er mitkommen möchte, es stellte sich raus das er gerne dabei gewesen wäre aber ein nicht verschiebbarer Kliniktermin verbaute ihm diesen Wunsch, der Jojo hatte sein Urlaubstage kontingent bereits aufgebracht bzw. fährt er grundsätzlich nicht hinterher sondern immer in erster Reihe,  so dass es mal wieder eine Fahrt alleine von mir und mit mir werden würde.

 

 

29. Juni Idar- Oberstein bis Wasen (1)

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Von Zuhause ging es erstmal Richtung Süden durch den Pfälzer Wald, bei Hirschthal über die französische Grenze. In Morsbronn-les-Bains gab es dann den ersten Milchkaffee und ein petit Frühstück in einer Bäckerei mit schöner Sitzgelegenheit, bin da bereits Stammkunde, denn bei allen Touren die ich ins Elsass fahre mache ich hier, ein paar Kilometer vor Haguenau, halt und trinke und esse eine Kleinigkeit. Nach gut 20 Minuten ging es weiter und kurz hinter Haguenau auch schon auf die A4, die mautfreie parallele Autobahn zur deutschen A5 die auch nach Basel führt aber lange nicht so verstopft ist wie die A5. Nach Straßburg ging es dann erstmal zum Rhein dort weiter Richtung Süden und auf Höhe von Breisach über den Rhein in den Schwarzwald hinauf.

Der Wetterbericht war nach einer langen Zeit für die kommenden Tage endlich so das man das Wort "Sommer" in den Mund nehmen konnte, und es wurde so wie schon 2003 erlebt, damals ging es mit Frank in die Pyrenäen, die kommenden 3 Wochen werden dermaßen heiß das es zum Fahren eigentlich schon wieder zuviel war.

Dieser erste Tag war aber erstmal sehr angenehm und für den späten Nachmittag waren Gewitter angesagt. Als ich dann in den Schwarzwald einfuhr wurde nicht nur der Wald schwarz sondern sehr schnell auch der Himmel über mir sehr dunkel, so wie halt angekündigt nur 5 Stunden zu früh und es kam wie es kommen musste, ich fuhr in ein schweres Gewitter hinein und wurde sowas von geduscht wie ich es selten bisher erleben durfte. Das ganze dauerte gut 30 Minuten und ich war bis auf die Unterhose nass. Ähnliches passierte dann noch am späten Nachmittag auf dem Klausenpass, allerdings war es dort nicht bedrohlich wie hier im Schwarzwald. Das würde nun für die kommenden Wochen das letzte mal sein das ich so richtig fror.

Das Alptal war erreicht und die Straße mittlerweile trocken, immer wieder schön diese Straße zu fahren und heute war praktisch keine Verkehr hier, warum, dafür hab ich keine Erklärung soll mir aber recht sein.

Bei Koblenz an der Schweizer Grenze ging es in die Schweiz hinein. Ich hatte vor dieses mal nur wenige Kilometer auf Schweizer Autobahnen zu verbringen weil sie mir wirklich aus den Ohren heraus hängen dieses ewige 120km/h Geduldspiel ob Verkehr herrscht oder nicht.

Über kleine Pässe und sehr schmale Straßen und durch Dörfer ging es Richtung Süden zum Vierwaldstätter See. Bei Schwyz ging es dann hinauf zum Pragelpass, dieser ist nur in der Woche frei befahrbar.

Auffahrt zum Pragel

 

Am Klöntalersee vorbei und dann von Osten kommende über den Klausenpass wieder zurück zum  Vierwaldstätter See wo ich noch Richtung Gotthard weiterfuhr und in Wasen meine erste Nacht verbrachte.
 

Wasen-  Hotel Alpenhof, das wohl einzige Hotel wo die Zimmertüren keinen Griff haben.

 

 

30. Juni Wasen bis Lago di Lugano (2)

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Hinauf auf den Gotthard und die Tremola hinab nach Airolo weiter zum Nufenen und das alles vor 8 Uhr. Geht nur ohne Frühstück, da ich schon am Vorabend bezahlt hatte konnte ich losfahren wann ich wollte. Auch wenn ich am Vortag schon eine Menge Kilometer hinter mich gebracht hatte wusste ich das die kommenden Tag noch puschen muss um alle Wegpunkte innerhalb der gegeben Zeit abfahren zu können so war mein ungeplantes frühes Erwachen der Startschuss für diesen Tag.

Schnell ging es auf den Gotthard, um diese Zeit war kaum Verkehr und ich praktisch alleine unterwegs.

Gegen 8 Uhr war ich dann auch der erste auf dem Nufenen Pass auf 2478 Meter, das Restaurant auf dem Pass hatte gerade aufgemacht und ich nahm mein Frühstück für diesen Tag ein.  

Nach 20 Minuten ging es gestärkt Richtung Simplonpass. Auf der Abfahrt vom Nufenen kam es mir vor als würde ich in einem Zoofreigehege herumfahren, alle paar Meter waren Murmeltiere die in Ritzen im Teer der Straße wohl Wasser tranken.

Bei Brig-Glis ging es dann Richtung Simplon Pass hinauf, die ersten Kilometer fuhr ich auf der alten Passstraße die mittlerweile mit sehr gutem Belag ausgestattet ein wahres Kurvenabenteuer geworden ist.

Kurz vor der riesigen Betonbrück vereint sich die alte Passstraße mit der Simplonstraße welche extrem breit gebaut durch einige Galerien auf den Pass führt.

Oben auf dem Simplon erstmal gerastet. Hier bin ich bisher immer zügig drüber gerauscht wohl auch weil der Simplon auf den ersten Blick nicht wirklich ein besonders schöner Pass ist, man entdeckt aber etwas abseits der Straße so ein paar schöne Ecken.

Nun kam ich langsam in einen Bereich der Alpen wo ich noch nie war, es sind diese Sackgassen wo man rein fährt und wieder zurückfahren muss weil es keinen Übergang über die Berge gibt, zumindest keinen der mit dem Motorrad möglich wäre, zumindest soweit mir bekannt.

Der Lago Morasco, Luftlinie gerade mal 6 Kilometer von Nufenen Pass entfernt muss man vom dort bis zum Lago Morasco über den Simplonpass sage und schreibe 150km fahren um dort hinzukommen, sowas gibt es nur in den Bergen oder an den Küsten.

Anfänglich war ich am überlegen ob ich mir nicht besser die Kilometer spare aber um so weiter ich in das Val Formazza hinein kam umso besser wurde es.

Ich wusste nichts von diesem Tal das bei Domodossola beginnt und sich 45 Kilometer bis zum Lago schlängelt. Ich dachte ich träume als ich auf einmal das hier sah. 

Val Formazza: siehe Wikipedia

Oben am Stausee machte ich erstmal Rast und trank reichlich, es war nun kurz vor Mittag bereits sehr warm selbst hier oben.

Aus dem Tal ging es dann schnell wieder heraus und bei Locarno wieder ins nächste Tal hinein das Valle Verzasca

Der dort gleichnamige Stausee hat mit 220 Meter eine der höchsten Staumauern Europas, weltweit der 4 höchste. Noch heute wird dort der GoldenEye Bundysprung angeboten, das ist allerdings nichts für mich Hosenscheißer.

Gar nicht leicht einzufangen diese Staumauer.

Dann fuhr ich weiter zu dem eigentlichen Highlight dieses Tals nach Frasco zu dieser mittelalterliche zwei Bogenbrücke wo glasklares Wasser unterhalb hindurch fließt und mutige Männer und auch Frauen gut und gerne 10 Meter in die Tiefe springen. Einfach wunderschön hier.

Ponte Dei Salti siehe Wikipedia

Dann ging es wieder zurück zum Lago Maggoire wo ich ein paar Kilometer am Ostufer Richtung Süden fuhr und dann bei Luino zum Lago Lugano zu fahren wo ich ein paar Meter hinter der Italienisch- Schweizer Grenze, auf Schweizer Seite, ein kleines Hotel aufsuchte wo ich einen sehr schönen Abend verbringen werde.

 

Albergo Zappa, Strandhotel. Naja, ein Strand ohne Sand aber direkt am Wasser und der Verkehr hier direkt an der Straße war auch kaum wahrzunehmen so das ich nach einem sehr schönen ausgedehnten Abendessen nach mehreren Gängen direkt am See auf einer Terrasse und vielen lieben SMS Nachrichten mit Corinna spät am Abend auf dem eigenen Zimmer im Land der Träume weich landete, das fiel wohl auch daher so leicht weil die Flasche Rotwein und der anschließende Grappa aus dem Hause Zappa die nötige Bettschwere besorgten.

 

 

01. Juli Tag der Lagos, vom Lugano zum di Iseo  (3)

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Was für ein Anblick am nächsten Morgen, rechts in der Ferne liegt die Stadt Lugano. Hier im Hotel hab ich dann erstmal reichlich gefrühstückt. Auf den letzten Fahrten habe ich mir angewöhnt nur Morgen und dann Abends nochmals was zu essen, am Tag viel trinken besonders während der heißen Tage und nicht zu vergessen den ein oder andern Milchkaffee, der die Sinn immer mal wieder belebt, zu trinken.

Auf der südlichen Seite der Alpen, also im norden von Italien gibt es nicht allzu viele schöne Straßen die von Westen nach Osten führen, die meisten sind Hauptverbindungsstraßen die meist mit Schwer- und sonstigem Verkehr verstopft sind, zwischen Como und Bergamo erinnert es etwas an das Ruhrgebiet was das Verkehrsaufkommen angeht, daher suchte ich ein wenig und fand eine nette Strecke über den Colle de Zambla, als ich dann dort war stellte ich fest das ich da schon mal mit Frank gestanden hatte, damals sind wir auf dem Weg zur Edelweisstropy des AC München unterwegs gewesen und sammelten fleißig Punkte die für eine Wertungsfahrt gebraucht wurden.

Zuerst ging es nun aber zum Lago die Como bis nach Lecco um dann auf kleinen verwinkelten Straßen über den Zambla nach Lago di I'seo zu fahren. Der Tag verging recht schnell, es war wieder sehr heiß und heute am dritten Tag lag ich schon gut vorne, was die Kilometer angeht, so dass ich bereits am I'seo anfing nach einem Hotel Ausschau zu halten.

Bei Riva di Solto war dann ein Hotel mit einer Riesen großen Werbetafel oben auf dem Berg zu sehen, mir gefiel es hier, also fuhr ich den Berg hinauf. Es dauerte eine Zeit bis ich da oben war. Durch verwinkelten Straßen kam ich dann auf der Rückseite des Hotels an, ein paar Autos standen da, die Rollläden des Hotels waren alle unten und hier sah es nicht mehr so einladend aus wie noch von unten am See.

Da ich keinen Eingang sah fuhr ich erstmal rechts um das Hotel herum wo die Straße urplötzlich extrem steil hinabführte, gleichzeitig wurde diese so schmal das es auf den kommenden Metern kein zurück mehr gab, also wieder ums Eck und nun stand ich vor einer Gebäudekante, es könnte eine Schuppen oder eine Garage gewesen sein, die diesen Pfad nochmals teilte.

Da ich erst unschlüssig war ob links oder rechts stand da mit dem Vorderrad gegen diese Gebäudeecke auf einer Art Straßenkamm, nach links und rechts viel der Pfad ab und beide Räder standen auf dem höchsten Punkt. Ich konnte nur mit den Zehenspitzen ein drohendes Umfallen verhindern und stand ja auch abwärts, konnte also nicht rückwärts schieben und auch nicht absteigen, sau blöde Situation das hier!

Einzige mir bleibende Möglichkeit, erster Gang, etwas Gas, Kupplung langsam kommen lassen und gegen die Gebäudeecke mit Druck die Gabelfedern zusammen drücken um dann mit dem Schwung der ausfedernden Gabel ein paar Zentimeter rückwärts zu kommen. Beim zweiten Versuch  gelang dies soweit das ich nun entweder links oder rechts hätte fahren können.

Ich entschied mich für links den Berg hinunter und sah erst beim Anrollen diesen kleinen Haufen Steine vor dem Vorderrad und mir schoss in diesem Moment der falsche Gedanke in den Kopf: "...nun fällst du!" ...ich war noch nicht beim Ausrufezeichen angekommen schon  lag ich auf der linken Seite und wäre das nicht genug riss ich den rechten Außenspiegel beim darüber hinwegsteigen gleich auch noch ab, zum Glück am Gewinde und nicht am Bremsflüssigkeitsbehälter wo er angeschraubt ist.

Mit hochrotem Kopf schnappte ich erstmal tief Luft, in dieser Lage im Berg bekomme ich die KTM so leicht sie auch ist nicht hoch, also erstmal Tankrucksack, Gepäcktasche und Topcase runter und die gute wieder auf die Räder hieven. Bei gut 20% Gefälle im ersten Gang und auf dem Seitenständer stehende alles wieder aufrüsten um dann den Berg hinunterfahren.

Der Pfad mündete nach ein paar Metern auf einer Straße die dann links abging und wieder aus diesem Labyrinth herausführte, nach wenigen Metern versperrte dann doch tatsächlich noch eine Schranke diese Straße, aber wenigstens konnte ich hier wenden. Die Auffahrt ging dann über den gleichen Pfad wie ich kam, so steil bin ich bisher selten hinauf gefahren bzw. hinunter gefallen.

Ein merkwürdige aber passender Gedanken gingen mir mal wieder durch den Kopf, der Ausdruck "Linksleger" stammt ja bekanntlich aus dem Schneiderhandwerk, bekommt hier aber eine ganz andere Bedeutung für mich, komischerweise war das nun der 3. Umfaller mit der Katie und immer wieder lande ich auf der linke Seite.
Hier mal noch ein Lob an die Erbauer der KTM, bis auf ein paar Kratzer an der Lenkerschutzschale und dem schwarzen Tankschutzplastikteil ist da bisher nichts dran, praktisch zum Umfallen gebaut das Teil, das ich mit dem Fuß den Spiegel abgetreten habe da können die natürlich auch nichts dafür.

Das Hotel war für mich für alle Zeit gestorben, ich fuhr nun erstmal runter zum Lago und dann weiter nach Volpino, dort an der Eisdiele vorbei die Ryna aus dem Reiseforum empfohlen hat, ich werde diese erst mit "Rainer" auf dem Rückweg in etwa zwei Wochen aufsuchen. Hier waren dann alle Hotels wo ich anhielt entweder belegt oder mir gefielen sie nicht, also fuhr ich ins Hinterland in Richtung Lago di Endine weiter. Dort wieder auf einem Berg fand ich dann das Hotel Bonanza wo ich für 40€ ein gutes Zimmer und für 5€ eine spitzen Pizza bekam. Nach dem dritten Panache, die Italiener nennen das Radler auch so, hatte ich den Ärger des Tages auch schon vergessen.

Wieder zufrieden und fasst noch nüchtern schlief ich schnell und friedlich ein, vorher aber noch die Adresse eines KTM Händlers bei Bozen übers Internet herausgesucht, ohne rechten Spiegel werde ich sicher nicht nach Hause fahren.

 

 

02. Juli Tag Passo Vivione, Croco Dominii, Tremalzo (4)

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Nun der vierte Tag wo die Pässe anstanden wo die Kennern die Ohren spitzen. Vivione gerade mal auf 1800 Meter aber auf einer sehr schmalen und kurvenreicher Straße, sehr ähnlich der Straße die auf den Gavia führen. Zuerst ging es über den Passo Presol dann zum Vivione.

Vor der Auffahrt zum Vivione
 


Von dort weiter zum Croco Dominii und über Schotter zum Manivapass. Für mich das erste mal das ich dort lang bin und hier nochmals ausdrücklichen Dank für die Tipps von und an Ryna!

Troposcatter-, Passo di Croce Dominii - Goletto del Crocette  >>Info<<

Am Croco Dominii ist ein Restaurant wo eine Menge Biker mit ihren Motorrädern rasten, direkt in der Verlängerung des Parkplatzes fängt dann auch die Schotterstraße zum Maniva Pass an. Ich setz den Blinker, die Meute schaut und scheint sich zu fragen -fährt er oder fährt er nicht, natürlich fahr ich aber einige schauen als hätte ich sie nicht alle, bilde ich mir vielleicht auch nur ein. Die Straße macht erwartungsgemäß viel Spaß und ist auch nicht besonders schwierig, auch mit Straßenmaschinen zu fahren.

 

Die Schotterstrecke wechselt gelegentlich auf Teer. Dann geht es am Troposcatter vorbei und schon ist man nach einigen Kilometern am Maniva Pass. Der Maniva ist erstmal eine große Fläche mit einer kleinen Kapelle am anderen Ende des Platzes. Dort geht es dann weiter und der Schotter wird gröber aber immer noch gut fahrbar.

Dann wird es aber wirklich interessant, rechts des Weges geht es richtig abwärts, die senkrechten eingegrabenen Doppel-T-Stahlträger die etwa auf Kniehöhe den Abhang "sichern" sind in etwa einer Motorradlänge auseinander gehalten und dienen sicher nicht zum Schutz von Zweiradfahrern. Nichts für Schwindelanfällige das hier.

Als ich da so stehe und fleißig Fotos schieße kommt aus der Gegenrichtung ein Biker mit seiner Fazer samt  Sozia mir entgegen. Er hält an und es entsteht ein Gespräch zwischen uns. Ich frage ihn wo er den herkommt und er erzählt das beide aus dem Harz kommen und beim Gardasee irgendwo ein kleines Hotel haben und auf einer Tagestour unterwegs sind.

Ich frage weiter wie den die Strecke wäre wo sie gerade her kommen und er gibt mir zu verstehen es sei da hinten sehr schlimm, er habe sich wohl verfahren und weiß nicht so recht wo er denn genau sei. Ich hole also meine Karte und zeige es ihm.
Zum Manivapass wollten beide allerdings über die schönen geschwungenen Serpentinen und sind wohl dem falschen Wegweiser, genauer, einem zu früh gefolgt.
 
Er fragt mich wie die restliche Strecke von hier zum Maniva sei, er wolle auf keinen Fall mehr den Weg zurück fahren. Nun ja, ich gebe ehrlich und mit gutem Gewissen Antwort und sage das es gut zu fahren sein und das mir auch bereits ein anderer mit einer Straßenmaschine entgegen gekommen sei, an sich kein Problem.  Wir verabschieden uns und wünschen uns eine schöne Tour als er losfuhr.

Ich machte mich dann auch auf den Weg, nach ein paar Metern kamen dann zwei oder drei kleinere Tunnel und dann eine normale Straße, etwas schmaler zwar aber prima zu fahren. - Die beiden aus dem Harz müssen mich gerade verfluchten, wenn das hier schlimm ist hab ich sie in die Hölle geschickt, sorry!

Nach gut 20 Minuten bin ich unten beim Lago di Idro und fahre Richtung norden.

Dann der Termalzo, leider nur von Westen aus befahrbar, die viel interessantere Oststrecke ist seit Jahren für Motorräder gesperrt, Ausnahme eine Sondergenehmigung der ansässigen Behörden bei Nachweis das man in einem Hotel der Region 2 Nächte übernachtet hat, in der Regel besorgen diese dann die Hotels. Da ich dort keine 2 Tage bleiben wollte hatte ich mir zwei alternative Routen herausgearbeitet für den Fall das ich mich entscheide nicht dort runter zu fahren. 

Auch auf die Gefahr hin nicht die Ostrampe herunter fahren zu können lohnt sich die Auffahrt über die Westseite aber auf jeden Fall. Kurve an Kurve schlängelt sich der Weg sehr schön den Berg hinauf, dies hat nach der Hitze im Tal sehr viel Spaß bereitet.

Oben angekommen war das Verbotsschild nicht zu übersehen. An sich bin ich nicht feige was das brechen von Regeln angeht aber hier zögere ich dann doch und entschließe mich dieses mal gehorsam zu bleiben und raste erstmal am Gipfel in einer kleinen Schenke wo es schnell zu einem Gespräch mit einem anderen Motorradfahrer kommt.
 
Es stellt sich heraus das es sich um einen Anwalt aus Stuttgart handelt der mir bestätigt das es in Italien in den letzten Jahren einiges verändert hat, die Polizei dort eine große Bandbreite an Möglichkeiten hat "gesetzlose" zu bestrafen, von kleinen bis großen Geldbeträgen, Entzug der Fahrerlaubnis bis hin zur Sicherstellung des Beförderungsmittels.

Ich entscheide mich nun endgültig dazu heute diese Regel nicht zu brechen und mache mich auf die erste Alternativroute zu befahren die etwas vor der Schenke auf der Ostseite herabführt. Über Schotter geht es keine zwei Kilometer den Berg hinunter zu einem Weiler wo leider, wie schon oben, ein Sperrschild die Weiterfahrt verbietet und ich gehorsam wende und die zweite Alternativroute unter die Räder nehme die heißt - auf der Westseite so runter wie ich hinauf kam, was aber bei der schönen Strecke keine echte Strafe bedeutet. 

Unten im Tal angekommen fahr ich auf der Westseite des Lago d' Idro bis an dessen südlichsten Punkt um dann wieder Richtung Osten, nun zum Gardasee zu wechseln. Das war garnicht mal die schlechteste Route hier über die SP58. Auf dieser schönen kurvenreichen Strecke ging es bis zum Lago di Valvestino, dort an einer Brücke angekommen hatte ich so ein Art Déjà-vu, nein keine Erinnerung an schon mal erlebtes sondern eher einen Geistesblitz an eine Geschichte die mir Schorsch mal erzählt hat.

Er war mal in der Nähe vom Lago d' Idro mit einem guten Freund, der leider  vor zwei Jahren gestorben ist. Er erzählte mir das sie mal dort gemeinsam an einer Brücke gestanden hatten und.... naja das weiß er selber am besten, gehört hier nicht her, aber mich würde es nicht wundern wenn es diese Brücke hier  am Lago Valvestino war, irgendwie hatte ich das gleiche Bedürfnis, was aber auch nicht hier her gehört.

 

Der Lago Valvestino schlängelt sich erst schmal aber dann breiter werden mehrere Kilometer entlang der Straße und die Kurven die nun kamen waren einfach nur ein Traum, eine Gerade gab es hier erstmal für längere Zeit nicht, hat wirklich Freude bereitet hier lang zufahren.

Bei der Stadt Lago di Garda kam ich dann am Gardasee an und fuhr diesen in Richtung Norden entlang. Ein Blick auf den Tacho sagte mir das ich die letzten 4 Tage sehr fleißig war so das ich mir, obwohl noch recht früh am Tag, ein Zimmer suchen konnte. Für Morgen waren nur noch 250 Kilometer bis Schenna übrig, vorher ging es nun aber erstmal noch durch die Brasaschlucht und dann zur Schauderterrasse beim Hotel Paradiso, vielleicht haben die ja ein Zimmer für mich.

Die Brasaschlucht war der Hammer, vergiss Grand Goulets das hier ist ein würdiger Ersatz.

Am Hotel Paradiso war dann tatsächlich noch ein Zimmer frei das dann meins war, und nicht nur ich genoss die Aussicht.

Ups, falsches Foto ;-)

Das ist das richtige Foto, woher der Name "Schauderterasse" herkommt sollte nun klar sein, mir besonders als ich erst auf diesem Foto den Riss im Beton entdeckte.

Es war schon den ganzen Tag sehr warm. Ich ging erstmal duschen und dann setzte ich mich auf die Terasse und trank erstmal ein Panache. Ich genoss das leichte Lüftchen und saß dort bestimmt bis 23 Uhr. Irgendwann wurde mir die Musik aber zu laut, die Gäste zu fröhlich und die Kellner gingen mir auf den Wecker so das ich mich entschloss zu Bett zu gehen. Zum schlafen war es zu warm, irgendwie verging die Nacht aber dennoch, die Hitze allerdings nicht.

 

 

03. Juli, der Weg nach Schenna (5)

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Mehr schläfrig als wach ging es zum Frühstück. Bezahlt und weiter, zuerst noch mal in die Brasaschlucht, gestern bin ich da nur durchgefahren heute mache ich ein paar Fotos.

Hier wo ich parke geht es gut 150 Meter senkrecht runter, da wo die Blumen stehen entdecke ich dann dies hier, es zereist mir das Herz.

Tief Luft holen und nicht drüber nachdenke über das was wäre wenn. Ich fahre weiter und es dauert eine Zeit bis ich auch im Kopf wieder on Tour bin. Aber irgendwie ist dieser Tag verhext. Nach gut einer Stunde mache ich halt und mache ein Foto, eher beiläufig schaue ich auf mein Handy und sehe 2 verpasste Anrufe von Corinna und eine SMS mit dem kurzen Text: "...ruf sofort an!"

In solchen Momenten habe ich erstmal einen Riesen Stein im Magen, zittrig drücke ich die Rückruftaste am Telefon. Ich musste erfahren das mein jüngster Sohn Marlon vor gerade mal einer Stunde mit dem Notarzt in München in die Klinik kam, mehr wusste Corinna noch nicht, außer das Marlon ein Art Anfall mit Bewusstlosigkeit hatte war ihr nicht zu entlocken. Wie und was nun getan werden muss war erstmal unklar. Wir entschieden uns das ich erstmal Richtung München fahr, da wo ich  bin hieß das nach Bozen und dort auf die Autobahn was in einer Stunde zu schaffen wäre. In Bozen würde ich sie nochmal anrufen. In Bozen gab es dann erstmal Entwarnung, Marlon sollte über Nacht zur Beobachtung bleiben und könne tags darauf mit in den Urlaub fahren, puhhh gute Nachricht.

An die Pässe die ich heute noch auf dem Plan hatte war nicht mehr zu denken, ich war erledigt, emotional wie auch körperlich. In Bozen besorgte ich beim KTM Händler meinen rechten Außenspiegel und fuhr dann auf direktem Weg nach Schenna ins Hotel wo ich erstmal ins Bett fiel.

ENDE des ersten Teils.

Der zweite Teil handelt von der Rückfahrt aus Schenna wo ich Rainer treffen werde und er  mit mir die kommenden 5 Tage den Rückweg bestreitet und seine Bandit bis an die Grenzen der Geländegängigkeit bringen wird.

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Fotos der Hinfahrt

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Insgesamt sind für 644 Fotos entstanden, eine Auswahl von rund 290 Fotos werden veröffentlicht. Meine Ausstattung Canon 5dM2, Objektiv 24-105iSL und 70-200iSL.

Der folgende Link öffnet eine neue Seite wo die Bilder angeschaut werden können, ich empfehle zur Betrachtung die Taste F11 zu drücken damit die Fotos in voller Größe zu sehen sind.

hier geht es zu den Fotos

 

 

 

GPS Daten Download der Reise

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Die Daten liegen zum Download für  Mapsource / Garmin und für GoogleEarth bereit. Wer ein anderes Gerät bzw. Software benutzt kann die vorliegenden Daten mit dem RoutenConverter (Freeware)  umwandeln.

Reisedaten Download: Garmin

Reisedaten Download: GoogleEarth

 

 

 

Video / Film

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Die Videos habe ich mit GoPro HD HERO®: Kamera hergestellt. Ihr könnte Euch die Filme hier anschauen, die beste Filmqualität erreicht Ihr wenn Ihr auf den jeweiligen Youtube Link geht und dort bei 1. auf 720p schaltet und dann 2. anklickt.


 

1. Film, Gesamtvideo der Reise in 5 Tagen.
Gezeigt werden Ausschnitte vom Gotthardpass, über die Tremola, Pässe: Nufenen, Simplon, Gondo, Lago d' Iseo Vivion, Croce Dominii, Croce Maniva und Brasa Schlucht, desweitern Murmeltiere, Pferde und den ein oder anderen Esel wie z.B. mein Schatten.

 

2. Film, Klausenpass bei bestem Wetter.

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Viele Grüße

Michael /mimoto


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