Start Planung Navigation Ausrüstung Motorrad Reiseberichte Video Gästebuch Disclaimer 

Reisebericht:  Montvernier Serpentinenstraße (Erstellt von MiMoto am13.07.2009 Überarbeitet: 04.03.2010)

 

 

Sprung:

Montvernier

Col de Chaussy

Col de la Madeleine

Cormet d' Areches

GPS

1. Tag der 10. Juli

Alleine Motorrad fahren ist doof,

 

das ging mir durch den Kopf als ich am 10.07.2009 auf der französischen mautfreien Autobahn A35  in Richtung Basel unterwegs war.

 

Die Vorgeschichte.

Die letzte Motorradtour, Andalusien war es gewesen, lag nun schon einige Monate hinter mir und die nächste Motorradtour ist auch erst gegen Ende Juli geplant. Ich war im Juni, laut Corinna, jedenfalls mal wieder unausstehlich, so war ihr es mehr als recht als ich mal lieb fragend zu ihr meinte ob ich nicht mal wieder für einen Kurztrip weg dürfte. Sie meinte ohne lang zu überlegen nur :

"..fahr mit Gott, aber fahr!.."

Herrje, ich hab Sie nicht verdient.

Das Wochenende vom 10. bis 13. Juli würde gehen und sollte mir reichen. Bei drei Tagen ist der Radius nicht so groß wo man hinfahren kann, so dass man noch was von der Reise und den Eindrücken hat. Da erinnerte ich mich an einen Tipp eines Motorradfahrers aus einem BMW Forum der mir im letzten Jahr, nach der Süd-Frankreichtour mit Rainer, es ans Herz legte dort unbedingt da mal hinzufahren, er nannte mir die Montvernier Serpentinenstraße.

In der Nähe von Grenoble gelegen war sie noch innerhalb des Radius für die drei Tage Tour somit war der südlichste Punkt der Reise abgesteckt.

Was die französischen Alpen angeht hab ich schon vieles was Teer als Tragschicht hat bereits abgerollt. Wirklich neue Eindrücke findet man dann nur noch wenn man solch wertvolle Tipps wie Montvernier bekommt oder sich die Pässe vornimmt die möglicherweise nicht so ganz einfach zu erreichen sind, meist führen mehr oder weniger geschotterte Wege dort rauf und das ist nicht wirklich immer das prikelste mit so einem Reisedampfer wie meiner BMW K1200GT. Also ist bei der Routenwahl ein wenig Vorarbeit gefragt. Ich behelfe mir damit indem ich mir Tourberichte anderer Biker im Netz suche die da auch schon rauf oder drüber sind. Finde ich dann welche wo die Fahrer mit dem BMW-GS gefahren sind weiß ich das ich es mit meiner GT auch schaffe, jedenfalls hat das bisher immer so geklappt.

Wer fährt mit war dann mal die nächste Frage. Im letzten Jahr von dem ein oder anderen angesprochen oder über Umwege erfahren das man gerne mal dabei wäre ich also brav und rechtzeitig in meinem Haus und Hof Forum die Tourenbiker gepostet, wer den vom 10. bis 12.07 könne und wolle mitfahren, grobe Richtung "F".

Nicht mal Rainer konnte, der war schon mit anderen zu einer Tour in die Schweiz verplant, Jojo kann nicht hinterher fahren, Frank war es zu kurzfristig, Oli ginge nur am Sonntag, Robert ist auch verheiratet und für Schorsch alias Don Duke war nach längerer Suche kein passender Untersatz zu finden und mit seinem schönwetter Bike wollte er nicht - was ich verstehen kann. Was soll es, ist ja nicht das erste mal "mit ohne niemand", wenigstens hab ich so freie Hotelwahl. Während ich das schreibe fällt mir gerade ein ich hätte Jörg aus Leverkusen auch noch fragen könne, verdammt vergessen - das nächste mal!

 

Nach längerem Kartenstudium wurden dann diese Wegpunkte gesetzt.

Montvernier  / Serpentinenstraße

Col de Chaussy / Teilweise Schotter und Splitt

Col de la Madeleine / über die Südauffahrt am Griff drehen

Cormet d' Areches / übelste und lange Schotterstrecke

 

Daraus ergab sich dann folgender Tour - Feinplan:

1. Tag 10.07.2009: Kaiserslautern, Johanneskreuz, Elmsteintal, A35 -Straßburg - Colmar - Muhlhausen, ins Jura, durchs Dobstal, Saint-Claude im Umkreis von Gex die erste Übernachtung.

2.Tag 11.07.2009: Montvernier, über den Col de Chaussy, Bonvillard, Col de la Madeleine, Moûtiers, Graniers, Cormet d' Arèches, Chamonix-Mont-Blanc.

3.Tag 12.07.2009: Nach Cluses, Saint-Jean D' Aulps, Col Du Corbier, Monthey. Dort auf die Schweizer Autobahn bis etwa Basel und vor Ort entscheiden ob auf direktem Weg nach Hause oder noch einen Abstecher in die Vogesen folgen.

 

 

Nun war ich also auf der Autobahn Richtung Süden,

einen Tag später wäre ich sicher nass geworden denn der Wetterbericht zeigte das von Norden eine Regenfront bis nach Süddeutschland unterwegs war. Mal wieder Glück gehabt. Auf Höhe Colmar war der Blick nach links zum Himmel über dem Schwarzwald von dicken dunklen Regenwolken gesäumt, knapp vorbei ist auch daneben. Frankreich meint es einfach gut mit mir. Die Fahrt über die Autobahn ist aber einfach langweilige.

Meine neuestes, eigentlich altes Spielzeug bot sich an etwas damit zu experimentieren. Ich hatte dieses Equipment aus der Schublade geholt, welches  da schon seit Jahren gelegen hat, nur ihrer Zeit voraus wegen bisher nicht genutzt wurde. Einen Mini-DV Videorekorder mit Lanc - Steckeranschluß für die Ansteuerung mittels Kabel und eine Fingerkamera nannte ich mein Eigen. Vor Jahren ist dieses Hobby eingeschlafen weil damalige bezahlbare PC's mit dieser Riesen Datenmenge einfach nicht vernünftig umgehen konnten und immense Zeit drauf ging einfachste Filme zusammenzuschneiden. Heute ist das anders, also Tempomat auf ON geschaltet und eine wenige experimentiert. Keine Angst die Szenen die da entstanden sind werde ich hier nicht zeigen. (z.B. auf dem Soziusplatz sitzend und ohne Fahrer am Lenker bei 130km/h auf der leeren Autobahn fahrend - ein echter Geisterfahrer eben)

So ging die Zeit dann auch vorbei. Endlich ging es durchs Jura, recht zügig waren wir, die K und ich, in Saint Claude und es wurde Zeit langsam den ersten Tag ausklingen zu lassen.

Kurz hinter Gex fand ich dann eine passende Bleibe wo ich den Tag ausklingen lies.

Beim Abendessen verstärkt sich dann die Einsicht -alleine Motorrad fahren ist doof.

 

-------------------------------------------------

2. Tag der 11. Juli

 

Am Samstag Morgen machte ich früh um sieben die Augen auf

und das erste was ich sah waren gelbe warme Sonnenstrahlen die durch die Ritzen des Rollos über die Möbel streichelten und das  Zimmer in ein traumhaftes Licht hüllten. Schön so geweckt zu werden. Schnell war ich beim Frühstück und genoss noch mal den sagenhaften weiten Blick über die Alpen. Hier könnte ich es auch länger aushalten.

Der Weg führte weiter in den Süden. Die Straßen hier lassen keinen Meter langweilig werden, herrliche Landschaften wohin man schaut und ständig das Gefühl anhalten zu müssen und diese Landschaft in Fotos festzuhalten, was viel zu selten geschieht. Aber ich habe ein 3 Tagestour mit ca. 1700km geplant, die ersten 700 hinter mir und heute mindestens 400km vor mir und die über sehr enge und schlechte Straßen führen werden. Das bedeutet schlichtweg wenig Pausen und rollen lassen, anders ist es nicht zu schaffen am Abend bei Zeiten in Chamonix anzukommen.

Und dann kamen sie die Geister die ich nicht rief, Vorfreude auf eine schöne Schlucht und dann dass. Kann ich da durch, das Hindernis scheint nicht unüberwindlich, auch ist es Samstag und der Stuhl des Oberaufsehers ist auch nicht besetzt und vielleicht wird heute gar nicht gearbeitet. Ich war bereits so weit um das Zäunchen zu öffnen als ein Baustellen LKW herbei kam und wohl schon ahnte das ich Böses bereit war zu tun und mir unmissverständlich per Handzeichen klar machte - hier kommst Du nicht rein!

 

Erstmal die Karte studiert wie ich denn auf die andere Seite der Schlucht komme, ein kleiner Umweg über die Höhe wird es werden, ich biss mir auf die Zunge und fuhr wohl oder übel davon.

Wie schon öfters erweist sich so ein kleiner Umweg als nette Strecke, diesesmal Landschaftlich so schön das ich mich auch mal eine Zeitlang neben die K in die Wiese setzte und >>Fotos<< schoss.

Ich muss weiter, nach kurzer Zeit ging es dann auf die letzten Kilometer zur Serpentinenstraße von Montvernier über die Autobahn A43 (1,60€ Maut) bis zur Ausfahrt nach Saint-Jean-de-Maurienne / Hermillon.

Gut einen Kilometer vor der Ausfahrt fährt man wenige hundert Meter rechts an der Serpentinenstraße vorbei, das zeigt zumindest das Navigationsgerät, beim ersten Blick dorthin erkannte ich allerdings nur die kleine Kirche auf dem Gipfel, erst bei genauerem hinsehen erkennt man die gut versteckt liegende Straße, Vorfreude kommt auf.

Die Serpentinenstraße von Hermillon aus gesehen. Rechts oben die kleine Kirche, die Kehren gerade so zu erkennen, als wollte sie nicht entdeckt werden.

 

Nun war es an der Zeit meine Video-Equipment  auszupacken. Insgesamt fuhr ich mit 3 Kamerapositionen zwei mal die 18 Kehren hoch und einmal runter. Daraus wurde dann folgendes Video erstellt, ich hoffe das nicht nur bei mir Freude beim anschauen aufkommt sondern auch bei allen anderen Betrachtern und vielleicht auch bei dem ein oder anderen die Lust und Wille geweckt  wird dieses Sträßchen mal zu erklimmen, es würde mich freuen.

 

Von markanten Stellen der Serpentinenstraße habe ich diese >>Fotos<< mitgebracht.

Wer nach erreichen von Montvernier nicht umkehrt muss wohl oder übel über den Col de Chaussy, Ausnahme die Verbindung nach Hermillon, dort geht es aber auf der gleichen Bergseite wieder runter, etwas weiter wo auch die Serpentinenstraße liegt. Die Überfahrt über den Col de Chaussy ist nun nicht der große Wurf gewesen, die Straße ist schlecht und nach dem Col auch nur noch eine Mischung aus Splitt und Schotter, allerdings einfach zu fahren und für Schotteranfänger durchaus geeignet. Im Tal auf der anderen Seite des Passes geht es dann weiter zum Col de la Madeleine hinauf.
 

Das folgende Video zeigt die stark gekürzt Fahrt über den Col de Chaussy.

 

 

Direkt im Anschluss nach der Abfahrt vom Col de Chaussy stößt man auf die D213  die zur D94 und zum Col de la Madeleine führt.

Ein paar Worte zum Col de la Madeleine, für ihn passt die Aussage: "oben hui, unten pfui" wie die Faust aufs Auge. Damit ist gemeint das die Strecke zwischen Longchamp bis etwa Celliers, gilt natürlich auch umgekehrt, sowohl von der Landschaft sehr reizvoll und auch von der Straßen in gutem Zustand ist.

Beides gilt für den unteren Teil der jeweiligen Zufahrten überhaupt nicht, schlechte Straßen und überwiegend unspektakuläre Landschaft, daher Video und >>Fotos<< nur vom oberen Teil.

 

Auf dem Madeleine hatte ich erstmal einen Milchkaffee getrunken und diese herrlich Aussicht bei diesem grandiosen Wetter genossen. Es viel mir schwer nach etwa 20 Minuten mich wieder aufs Bike zu werfen und die Fahrt fortzuführen.

Die Abfahrt ging recht zügig ins Tal, dort erst Richtung Moûtiers und weiter nach Granier. Hier war ich mir anfangs nicht so sicher ob ich auf dem Richtigen Weg war, daher hielt ich bei zwei älteren Franzosen die am Straßenrand standen und machten ihnen anhand der Karte, Handzeichen, Mimik etc. klar das ich über den Cormet d' Areches wollte. Einer der beiden erzählte mir dann auf französisch, wovon ich so gut wie nichts verstehe, den Weg.

Mir war schnell klar ich werde hier auch nicht schlauer. Irgendwann zeigte ich auf die BMW und machte ein Handbewegung die unmissverständlich klar machen sollte das ich mit der BMW über diesen Pass wollte und wissen möchte ob ich mit diesem Dickschiff dort überhaupt drüber komme, Areches ist Endurogebiet das wusste ich.

Der der die ganze Zeit erzählte nickte bejahend als wäre es gar kein Problem und der andere der bisher nur gespannt zuschaute fing an zu kichern, na klasse dachte ich hier werde ich auch noch verarscht ...am Areches...

Ich fuhr weiter und siehe da ein Wegweiser, so ähnlich wie die in Deutschland für Wanderwege, wies mir die Richtung zum Cormet d Areches. Mein Navi hab ich dann mal noch schnell auf Luftliniennavigation und Trackentfernung von 50 Meter eingestellt, für den Fall das ich die Tour mal wiederholen möchte ist die kleinere Trackweite und die Luftlinie weil ich zwar den Passwegpunkt kannte aber keinerlei verlässliche Straßenanzeige für diesen Berg habe, so wurde mir wenigstens immer die Richtung dort hin gezeigt.

Anfangs ging es noch auf sowas wie einer Straße und wie bestellt kamen mir dann 2 BMW GS entgegen und ich wurde lockerer, naja zuerst einmal  aber seht selbst.

 

Ich weiß im nachhinein nicht ob man im Oberstübchen einen Schraube locker haben muss um mit einer GT über diesen Berg zu fahren, sicher ist aber das nach dem geschüttel über eine Wegstrecke von 25km, die gefühlte 250km lang war, sicher keine Schraube mehr fest sitzt.

Landschaftlich war es ein Traum, aber ich bin froh als der Schotter aufhört und Teer wieder  zur Tragschicht der Wege wurde.  Sicherlich hätte mehr Zeit das ganze angenehmer gemacht, Cormet d' Areches ist keine Landschaft einfach nur mal zum  drüber hetzen, sie ist einfach nur schön und vielleicht ist es gut das "Schotter" hier den Massentourismus in seine Schranken weißt. 

Eine Straße die diesen Namen auch verdient beginnt am Lac de Saint-Guérin, dem Stausee beim Dorf L'Ami. 

 >>Fotos vom Cormet d' Areches<<

 

 

Nun ging es zur letzten Etappe des Tages nach Chamonix. Welch herrliches Gefühl wieder über vernünftige Straßen fahren zu können. Ein echtes Highlight für den kurvenhungrigen Biker der langgezogenen Wechselkurven mag, leider nicht ganz Verkehrsfrei, die D1212. 75km lagen nun zwischen mir und Chamonix die ich wirklich genossen habe.

Welch ein schöner Tag war das, dies ging mir am Abend in einer Pizzeria als Gedanke durch den Kopf und die Einsicht: - nur weil alleine deshalb nicht zu fahren ist noch viel doofer. 

 

-------------------------------------------------

 

3. Tag der 12. Juli

 

Am Sonntag Morgen ging es dann auf die letzten 700 Kilometer, zu Beginn war schon klar das heute nicht wiederholt werden konnte was ich gestern schönes Erleben durfte. So ging es ohne einen Abstecher in die Vogesen direkt wieder nach Hause, wie so oft kam ich Glücklich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht schon früh dort an.

>>Fotos vom 13.07.2009<<

 

 

GPS Daten

Die GPS Daten enthalten sowohl die Route wie auch den Track wie ich tatsächlich gefahren bin. Der 3. Tourabschnitt (Route) zeigt die Montvernier überfahrt von Süden nach Norden zum Madeleine. Die Route 3. und 4. sind nicht verbunden da dies mit Mapsource in meiner Version nicht ging, die Fahrt ist ohne Probleme möglich, es handelt sich dabei lediglich um einen Fehler in den Kartendaten.

Runter laden: hier klicken

 

--------------------------------------------------

Danke fürs lesen,

Michael

 

Stimme für Pan Top 100 Alpentops.de - TOP Alpen-Sites