Besser als Glotze und Computer, Kinder lassen sich für eine Motorrad fahrt immer begeistern, aber Erwachsene sollten auf eine freiwillige Selbstbeschränkung und Altersfreigabe auf dem Soziusplatz achten.

 

Rechtliches - §61 StVZO

..Zweirädrige Kraftfahrzeuge, auf denen ein Beifahrer befördert werden darf, müssen mit einem Haltesystem für Beifahrer ausgerüstet sein (....) und außerdem für Fahrer und Beifahrer mit Fußstützen ausgerüstet sein. - Ein um den Bauch geschnallter Gurt gilt danach nicht als Haltesystem!

...und sind jeweils nur für Fahrer und Beifahrer Fußrasten angebracht, ist das Motorrad lediglich für maximal zwei Personen zugelassen. Außerdem sagt das Gesetz:
"Krafträder, auf denen ein Beifahrer befördert wird, müssen mit einem Sitz für den Beifahrer ausgerüstet sein. Dies gilt nicht bei der Mitnahme eines Kindes unter sieben Jahren, wenn für das Kind ein besonderer Sitz vorhanden und durch Radverkleidung oder gleich wirksame Einrichtung dafür gesorgt ist, dass Füße des Kindes nicht in die Speichen geraten können" (StVZO §35/9)

Sind alle Anforderungen erfüllt kann die Mitnahme von Kindern auf dem Motorrad dennoch untersagt werden wenn der Nachwuchs geistig und körperlich als nicht fähig eingeschätzt wird, dem geschehen auf dem Zweirad zu folgen.

Daraus folgt das ein ein- und auch dreijähriges Kind wohl kaum aus eigener Kraft auf der Maschinen halten, geschweige denn wird es  überblicken können, was Schräglage, beim Bremsen und Beschleunigen fahrdynamisch passiert. In solch einem Fall kann die Polizei die Weiterfahrt unterbinden  und den Fahrer wegen unzulässiger Besetzung mit einem Buß- oder Verwarnungsgeld belangen.

Komplizierter wird es wenn die Kinder etwas älter sind, denn es existiert kein Katalog mit bestimmten Fähigkeiten, welche ein Kind für die Mitfahrt auf dem Motorrad erfüllen muss.  - Die Fahrt mit einem Vorschulkind kann zum Streitfall werden, wenn die Einschätzung von Erziehungsberechtigtem und dem Gesetzeshüter abweichen.

 

 

Vertrauen

Generell sollte Vorsicht das oberste Gebot sein. Selbst dann, wenn ältere Schulkinder an Bord sind, denen man gemeinhin zutrauen kann, eigene Befindlichkeiten oder Ängste klar zu äußern und die außerdem geistig und moralisch in der Lage sein sollten, auf Situationen wie etwa eine Bremsung richtig zu reagieren. Wobei zutrauen nur die eine Sache ist, andersherum muss das Kind dem Fahrer uneingeschränkt vertrauen können.

Um dieses Vertrauen zu gewinnen, sollte man als Fahrer nicht meinen, hinter einem hockt ein kleiner Erwachsener. Die Kleinen  finden die geparkten Maschinen zwar häufig imposant, sobald diese aber in Bewegung ist, betrachten sie sie mit ganz anderen Augen. Je geringer und unspektakulärer die Leistung und ihre Entfaltung, je weniger sportlich die Maschine bewegt wird, umso eher gewinnt sie die Herzen von kleinen Mitfahrern.

Der Fahrer hat es also in Form von Gas- und Bremshand selbst in der Hand, seine kleinen Passagiere nicht nachhaltig zu vergraulen.

 Hier gilt die klare Empfehlung: Sanfter ist besser!

Leitfaden

Babys und Kleinkinder haben auf einem Motorrad nichts zu suchen.
Ab Kindergartenalter können Eltern besser einschätzen, wann die
Kleinen reif für die erste Motorradfahrt sind.

Die Verantwortung ist hoch und nicht übertragbar.

Der folgende Tabelle soll helfen, Fehler und Frust zu vermeiden.
 

Kindern als Sozius, was ist zu beachten...

Alter


3-7 Jahre

Reife


Das periphere Sehen ist nicht mit Erwachsenen vergleichbar. Sie erkennen nur den Ausschnitt vor sich und nehmen nicht wahr, was links und rechts passiert.

In diesem Alter kann man noch nicht davon ausgehen, dass das Kind dem Verkehrsgeschehen folgt und trotz vorheriger Absprache auf dem Motorrad ruhig sitzen bleibt. Außerdem besteht die Gefahr, dass es auf dem Soziussitz unvermittelt einschläft

Vor der Tour


Kann das Kind Gefühlszustände mit Worten ausdrücken. (Müde, Angst etc.) Versteht es verabredete Zeichen (Klopfen auf dem Oberschenkel z.B.)

Im Fahrradsitz sollte das Kind 30 min. lang ruhig sitzen können.

Das Kind sollte motorisch fit sein, z.B. Laufrad fahren können.

Helmtest durchführen: Kind so auf eine Liege legen, dass die Schultern aufliegen, Kopf (mit Helm) und Nacken hängen frei. Hat das Kind Probleme, den Kopf mindestens 30 sec. waagerecht zu halten, ist der Helm noch zu schwer. Dann lieber Zuhause bleiben.

Unterwegs


Zu Anfang lediglich eine Parkplatzrunde drehen, danach Mini-Touren (max. 10min. am Stück) auf kleinen Nebenstraßen mit wenig Verkehr und geringer Geschwindigkeit wagen.

Klappt das gut, trotzdem nicht länger als 15min. am Stück fahren. Die Aufmerksamkeit des Kindes sollte im Abstand weniger Minuten per verabredetem Zeichen überprüft werden.

Bei fehlender Bestätigung Tour sofort unterbrechen.

Alter


8-11 Jahre

Reife


Grundschüler sollten in der Lage sein längere Zeit still zu sitzen und sich verbal klar ausdrücken können.

Sie sind aber nur eingeschränkt "tourentauglich".

Über vermeintlich seltsame Befindlichkeiten etwa darf der Fahrer nicht hinwegsehen. Die Hörfähigkeit (Akustik) z.B. ist erst ab 12 Jahren voll ausgebildet. Selbst in diesem alter wird ein Helm noch als sehr beengend empfunden.

Vor der Tour


Fahrrad, Kickboard oder Inliner fahren machen dem Kind Spaß.

Grundlegende technische Dinge sind geklärt z.B. Auspuff ist heiß. Das Kind kann grob erklären, was beim Beschleunigen und Bremsen passiert. Schräglage sollte auf einem kleinen Stuhl simuliert werden.

Helm und Kleidung sollten selbstständig angelegt werden können.

Der Sitz muss überprüft werden, Zeichen verabreden und durchspielen, Tourziele gemeinsam absprechen.

Fangfragen stellen, um festzustellen, wie groß die Lust am Motorradfahren tatsächlich ist: "Wollen wir lieber nicht mit dem Auto dahin fahren?"

Bleibt das Motorrad die erste Wahl, kann es losgehen.

Unterwegs


Alle 20min. eine Pause einlegen, zu Anfang die Gesamtfahrzeit nicht mehr als eine Stunde pro Hin- und Rückfahrt.

Keine anspruchsvollen Strecken wählen, freie Sicht nach links und rechts ist besser als beengende Walddurchfahrten. Relaxtes Landstraßen Cruising, nicht über 100km/h, ohne viele Schaltvorgänge nimmt den kleinen Passagieren körperlich und seelischen Stress. Wichtig: In Pausen das bisherige Fahrtgeschehen rekapitulieren, was war gut was war schlecht klären.

Alter


12-15 Jahre

Reife


Erst ab 14 Jahre sind Teenies  voll konzentrationsfähig, doch als Mitfahrer besitzen viele von ihnen auch darunter schon für längere Touren die nötige Reife - körperlich und geistig. Sie können Abläufe abstrahieren und sind fähig, Gefahrensituationen im Kopf durchzugehen. Problematisch sind in diesem Alter nur aufrührerische Mitfahrer, die auf Tour die Ansagen des Fahrers bewusst missachten oder eine Weiterfahrt boykottieren.

Auch wenn in diesem Entwicklungsstadium die Pubertierenden woanders bewusst Gefahren und Mutproben suchen, gilt dies für die Fahrt als Sozius weniger.  

Vor der Tour


Selbst wenn der jugendliche Mitfahrer ein ausgesprochener Sportcrack ist, verpürt er vielleicht als Beifahrer wenig Bock auf eine stundenlange Passivposition.

Das sollte in einem offenen Gespräch geklärt werden, genau wie der Ablauf der geplanten Reise.

Auch typische Gefahrensituationen vorher in der Theorie durchgehen. (z.B. Kurve macht unerwartet zu)

Wie bei den Kleinen gilt bei den Großen auch: Deren Wünsche sind Befehl, und nein heißt nein. 

Unterwegs


Ganz- oder Mehrtagestouren sind nun kein Problem mehr - sofern vom Jugendlichen gewünscht.

Öde Autobahnetappen sollten nach wie vor vermieden werden. Teenager haben in der Regel genügend Kraft und können auch über längere Zeit ähnlich oder teilweise sogar besser als so mancher Erwachsener durchhalten.

Abwechslungsreiche Strecken mit swingenden Kurven sind erste Wahl, sie halten den jungen Passagier besser bei der Stange.

Regelmäßige Pausen mit ausreichend flüssiger und fester Nahrung nicht vergessen, sonst verflüchtigt sich die Konzentrationsfähigkeit und die nötige Körperspannung. Keine Marathon-Touren, sonst wird die Tour schnell zu Tortur!

Sicherheitskleidung

Sicherheitskleidung für Kinder, hier hat sich in den letzten Jahren erfreulicherweise einiges in Sachen Helm und Motorradausstattung getan. Größerer Auswahl, besserer Qualität, dichteres Netz an Einkaufsmöglichkeiten. Offenbar haben die Hersteller diese Kundengruppe für sich entdeckt. Manche Produkte können sowohl als Motorrad- wie auch als Wintersportkleidung genutzt werde.

Helm:
Sehr interessant da mitwachsend - der Kinderhelm Marushin 111 Kids, vergleichsweise leicht (1150g) durch drei mitgelieferte, unterschiedlich große Polster ein Helm für mehr als eine Saison, Preis ca. 120,--€.

Stiefel:
Sollten zeitnah der Tour gekauft werden, sie müssen bequem sitzen. Vollwertige Leder-Motorradstiefel wie z.B. der Drive Youngster von Polo (59,90€)

Handschuhe:
Lederhandschuhe bieten kaum Wetterschutz, dafür aber mehr Sicherheit als wasserdichte Textilhandschuhe. Häufiges Problem bei den vielseitigen Textilhandschuhen sind verrutschende Innenfutter - das Anziehen wird auf diese Weise zum Geduldspiel.
Kid's Race (50€), Randy junior (25€) beide Leder
Drive (20€), Probiker PR-1 (20€) beide Textil 

Textilkleidung:
Hier sind zwei Kombinationen interessant da sie mittels Reisverschlusssystem mitwachsen. Union City Junior von Polo und Probiker Defender von Louis bei beiden Jacke 90€ und Hose 70€.


Weitere Adressen mit  Sicherheitskleidung für Kids

Anzüge, Handschuhe und Stiefel
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Offroad-Ausrüstung

 

 

Kindersitz

 

Helme

BF Hardwaer, 04421/500166, www.bf-hardwear.de

BMW, 0180/5001972, www.bmw-motorrad.de

Büse, 02471/12690, www.buese.com

Cima, 08234/902363, www.cima-motorradbekleidung.de

Daytona, 08721/96440, www.daytona.de

Difi, 04451/915200, www.motorsport.de

Held, 08321/66460, www.held.de

IXS, 07631/18040, www.ixs.de

Louis, 040/73419360, www.louis.de

Modeka, 02521/850322, www.modeka.de

Polo, 02165/8440400, www.polo-motorrad.de

Orina, 02403/99660, www.orina.de

 

Sinisalo, 08669/848500,  www.zupin.de

Fox (YokoSports), 02735/1600, www.fox-germany.de

 

Stamatakis, 0931/415557, www.stamatakis.de

 

Caberg, 08191/971221, www.caberg-helm.com

HJC, 02131/523560, www.hjc-germany.de

IXS, siehe oben.

Probiker, über Louis siehe oben.

Marushin, 06002/91030, www.jfmotorsport.de

Nexo, über Polo siehe oben.

NZI, 07162/931544, www.jochen-bader-motorsport.de

Rocc, über Büse siehe oben.

Römer, 02761/929307, www.roleff.de

Vemar, 07432/220595, www.haveba.de