Tag 3, 18.07.2008
Der Morgen des 3. Tages und die Sonne glüht schon wieder ungehindert auf den Globus, zumindest auf den Teil wo wir sind. So wie es aussieht wird Rainer diesesmal keinen Grund bekommen sein wasserdichtes Ölzeug anziehen zu müssen. Mangels Platz in Rainers Rucksack hab ich es schon seit dem gestrigen Tag auf meinem Topcase verstaut. Pünktlich um 8 Uhr ging es ins Tal bis nach Colmars einem kleinen mittelalterlichen Dorf an der D908 gelegen. Kurz nach der Dorfeinfahrt geht es in einer leichten links Kurve ganz scharf nach links ab auf den Col de Champs, ein auf den Michelinkarten unscheinbarer Pass den ich schon mit meiner alten FJR überfahren habe. Es ist mir unverständlich das dieser Pass sich auf den Karten nicht als landschaftlich schöne Strecke findet. Die Auffahrt führt anfangs durch dicht bewaltete Hänge auf einer gerade mal 2 Meter breiten Straße die alle paar Hundert Meter mit recht tiefen Wassergräben, die quer zur Fahrtrichtung liegen, durchsetzt sind. Wenn hier Wasser läuft sind diese sicherlich mit der gebotenen Vorsicht zu durchfahren sonst kann es unangenehm werden.
Col de Champs
Nach dem Pass ging es dann zum Col de Valberg, nicht wirklich spektakulär aber mit grandioser Fernsicht. Von hier ging es weiter zum Col de Turini, dieser Pass ist bekannt von der Rallye Monte Carlo und der Weg dort hin ist einfach das Beste was einem Motorradfahrer geboten werden kann. Kurven, Kurven, Kurven mit einem Gripp der seines Gleichen sucht. Wer es nicht glaubt der schaut sich mal auf einer Landkarte die Strecke von Guillaumes bis Sospel an, wer hier nicht die Fußrasten kürzer kriegt ist nicht fürs Motorradfahren.
Insgesamt ist die Strecke 120km lang und das in einer herrlichen Berglandschaft, einfach wunderbar.
...die westliche Auffahrt zum Col de Turini...
Leider schon vorbei, bei Sospel ging es schon wieder Richtung Norden auf die N204 nach Tende, eine kleine Stadt an der Grenze zu Italien. 99,99% der hier her fahrenden werden den Tunnel de Tende nach Italien benutzen und die Restlichen 0,01%, heute also wir, nehmen die Passstraße, Straße ist allerdings etwas übertrieben wie sich später herausstellte.
In Tende machten wir erstmal Rast und tranken Wasser, Cola und natürlich Milchkaffee, als ein Motorradfahrer vorbei kam und sich nochmals bedankte das wir ihm vor gut eine Stunde halfen sein Motorrad wieder aufzurichten, seine BMW R1200C. Was war geschehen, wir waren die Fußrasten gerade am kürzen, irgendwo nach oder noch vor dem Turini, als wir auf 2 Boxer auffuhren und einige Meter hinter denen dran blieben. Wie sooft schon erlebt, wurden die beiden Biker schneller, wenn andere Biker sich von hinten nähern kommt es oft zu solchen Szenen. (..Soll jetzt keine Angeberei sein aber meistens komm ich von hinten..) Schneller bedeutet dann allerdings nicht dass die dann auch sicherer weiterfahren. Der Hintere, mir vorausfahrende Biker, hatte einen soliden Fahrstiel und sein Partner, der mit dem Cruiser R1200C fuhr immer zackiger und unrunder um die Ecken, der wollte nicht überholt werden, dass war klar, als in der dritten Spitzkehre er wohl den 2ten anstelle des 1ten Ganges drin hatte und das Bike einfach ausging und er sich in nullkommanix auf den Buckel rollte und der Boxer mitten auf der Strasse lag. Rainer und ich und natürlich auch der Mitfahrer machten sofort halt, halfen dem Gestürzten auf die Beine und Hoben gemeinsam sein Motorrad auf. In etwa der gleichen Geschwindigkeit wie er gefallen war saß er auch schon wieder auf der BMW startete den Motor schaute uns mit großen Augen aus seinem rot geschwollen Gesicht an, schrie Danke und fuhr los ohne mal nachzuschauen ob sein Bike vielleicht einen Defekt hatte, zumindest der hintere rechte Blinker hing nur noch am Stromkabel. Sein Mitfahrer schüttelte nur noch den Kopf, winkte ab und fuhr hinter her. Eine Kurze aber typische Geschichte.
Auffahrt zum Col de Tende
Col de Tende, jetzt wurde es ernst. Ich muss zugeben ein wenig Respekt hatte ich vor dieser Auffahrt schon, was aber unbegründet war wie sich rausstellte, auch weil es Trocken war, wäre es Nass gewesen weiß ich nicht ob ich da hoch gekommen wäre. Die erste Hälfte der Auffahrt auf der französischen Seite ist ein gutfahrbare aber stark gesplittete mit engen Kehren versehen Auffahrt. Die 2te Hälfte besteht aus sehr lockerem groben Schotter, die Kurven dort nicht mehr ganz so eng aber dennoch schwieriger zu fahren als der untere Teil, es hat Spaß gemacht! Die Abfahrt auf der italienischen Seite ist nicht der Rede wert, wir sind nun noch bis ins Örtschen Vernante gefahren und haben dort in einem kleinen, sehr schönen, Hotel die vorletzte Nacht verbracht.
Tag 4, 19.07.2008
Was für eine Nacht, Sven der Zappelfillip, hat mit seinem gezappelt mir den Schlaf geraubt. Was bin ich müde. Sven geht es nach dem Aufstehen aber auch nicht gut, übel ist ihm und eine Bindehautentzündung der gröberen Sorte hat er auch noch im rechten Auge. Im Hotel habe wir noch Augentropfen bekommen und sind mal langsam weiter gefahren und haben Ausschau nach einer Apotheke gehalten. Nach ein paar Kilometer war dann auch eine, immer gut an dem Grünen blinkendem Kreuz zu erkennen. Der Apotheker gab uns Tropfen gegen Bindehautentzündung und Tabletten gegen Reiseübelkeit. Weiter ging es zum Col d. Maddalena wie ihn die Italiener nennen, die Franzosen nennen den gleichen Pass Col de Larche. Wie ein Häufchen elend kauerte Sven hinter mir auf der Sitzbank, an einer Ruine machten wir dann nochmals halt und Sven legte sich so wie er war in die Wiese, das machte ich mir echt Sorgen!
Auffahrt zum Col d. Maddalena
Nach einer weil, Sven war wohl auf der Wiesen liegend etwas los geworden und fühlte sich besser, ging es weiter zum Gipfel. Schön war es dort und Sven zu meiner Überraschung wohl auf, dass merkte man auch daran das er wieder eine dicke Lippe riskierte. Von der Bindehautentzündung war auch noch kaum was zu sehen, zum Glück!
...Rainer am Col d. Vars.
Weiter ging es zum Col de Vars, vor 2 Jahren war Rainer, damals auch noch Frank mit dabei und ich schon mal hier und fuhren nicht über den Vars weil Rainer seine Bandit nicht so richtig rund lief, aus diesem Grund verlegten wir den Tourverlauf und kamen hier nicht vorbei, diesesmal lief aber alles rund bzw. glatt.
...die letzten Meter zum Col de Angel..
Das Wetter war wiedermal Traumhaft, nach einer kurzen Rast ging es dann weiter nach Ville Vieille wo es rechts zum Col de Agnel, dem letzte der erwähnenswerten Pässe gelangten. Das ausgerechnet dieser, wieder in den Michelinkarten als nicht landschaftlich schöne Strecke erkennbar ist, kann nur Absicht sein um Touristen davon fern zu halten. Ein Traum von einer Landschaft und Straße die dank der gerade laufenden Tour de Franc neu geteert, gekehrt, sprich in bestem Zustand war und wir wohl gerade ein paar Stunden vor dem Prolog dort hinauf fuhren, anders kann ich mir die vielen Wohnmobile und Fahrradfans am Wegesrand nicht erklären.
Der Rest des Tages ist schnell erzählt, wieder in Italien machten wir uns auf kürzestem Weg zur Autobahn wo wir Richtung norden an Turin vorbei fuhren. Eigentlich wäre ich mit Rainer noch gerne ins Gran Paradiso auf den Col d. Nivolet gefahren aber es kündigte sich ein Wetterwechsel hier in Italien an, viel Dunst um so höher man kam, so macht der Nivolet keine Freude, so meinte dann auch Rainer -dann ein anderes mal. Weiter ging es nach Aosta, dort in einem kleinen Hotel verbrachten wir die letzte Nacht und ich spendiert Sven mal, nicht ganz uneigennützig, ein eigenes Zimmer, endlich mal durchschlafen. (..Bilder vom Nivolet aus dem Jahr 2007 findet wer mag links unter: "Edelweißtrophäe 2007"..)
Die Heimreise stand an. Sven wollte den Mont Blanc sehen, also fuhren wir unten drunter durch nach Chamonix, 22€ pro Bike kostet die Tunneldurchfahrt, eine Freundschaft muss sowas aushalten. Von dort ging es über Genf, ausschließlich über die Autobahn, nach Hause wo wir gegen 18 Uhr ankamen, auch Rainer meldete sich kurz darauf das er heil Zuhause war.
Viele Grüße
Michael /mimoto