Wie bei anderen Sportarten, die in Teams

oder Gruppen ausgeübt werden, gilt es auch bei der gemeinsamen Motorradtour bestimmte Regeln zu beachten, damit die Tour ein Erfolg wird. Den Teilnehmern sollte schon vor dem Start klar sein, dass eine technisch intakte Maschine und Rücksicht aufeinander die Gruppenvoraussetzung für eine Gruppenausfahrt bildet. Das gilt nicht nur , wenn routinierte, schnelle Fahrer mit weniger Geübten Fahrern unterwegs sind. Auch bei erfahrenen Piloten müssen Steckenkenntnis und Tagesform ins Kalkül gezogen werden.

Vor dem Losfahren also zusammensetzen,

die Route gemeinsam besprechen und festlegen. Im Vordergrund stehen dabei die einzelnen Etappen, mögliche Rast und Einkehrpunkte sowie die Gesamtlänge der Strecke, die sich unbedingt nach dem schwächsten Teilnehmer der Gruppe richten muss. Deshalb sollten sich alle Beteiligten im Vorfeld über Fahrerfahrung, Fahrstiele und Bedürfnisse austauschen. Wichtig ist auch die Absprache einer geeigneten Kommunikationsform innerhalb der fahrenden Gruppe: Eindeutige Zeichen mit Blinker- oder Bremslichteinsatz, notfalls dem Arm des Tourguides sorgen für mehr Sicherheit vor Abzweigungen oder bei drohender Gefahr.

Nicht zuletzt, damit alle Teilnehmer auf derartige Zeichen reagieren können, sollten nicht mehr als acht Maschinen in einer Gruppe unterwegs sein. Als ideal dürfte eine Gruppenstärke von fünf Maschinen gelten. Wird die Teilnehmerzahl größer, stellt man Teams nach ihren Vorlieben zusammen z.B. Fahrdynamiker und Landschaftsliebhaber.


Um unnötige Zwischenstopps zu vermeiden, sollte ein Start mit vollem Tank selbstverständlich sein. Die Maschine mit dem kleinsten Spritbehälter gibt die Intervall der Tankstops vor, wobei auch die Maschinen mit größeren Tanks betankt werden sollten. So ergeben sich neben gleichmäßigen Etappen auch fitness- und kommunikationsfördernde Pausen. Marathon-Etappen in der Gruppe haben sich als völlig falscher Ehrgeiz herausgestellt.

Die Erfahrung zeigt,

dass das Maximum pro Tag bei etwa 700km Autobahn, 400km Landstrasse oder 200km kurvenreiche Strecke liegt. Gruppenmitglieder die schon mehrfach zusammen gefahren sind durchaus auch mehr. Je kleiner die Etappe, desto größer sind Genus und Entspannung. Spätestens alle zwei Stunden sollte die Gruppe ans Regenerieren denken und eine Pause einlegen. Leichte Speisen und ausreichend Flüssigkeitsaufnahme erhalten die Konzentration und fördern das Wohlbefinden auf dem folgenden Tourabschnitt.


Stichwort Wohlbefinden:

Sicher fahren in der Gruppe bedeutet: genügend Abstand halten und versetzt fahren, damit man frei nach vorne blicken und mögliche Hindernisse früh erkennen kann. niemals nur dem Rücklicht des Vordermannes folgen - dass kann nicht nur in Notsituationen, sondern schon bei verzwickten Kurvenkombinationen fatale Auswirkungen haben. Die Reihenfolge in der Gruppe, anführen sollte immer derjenige, der Route und Streckenverlauf am besten drauf hat und mit routiniertem, flüssigem Fahrstil eine harmonische Ausfahrt am souveränsten moderieren kann. Hinter dem Führungsmotorrad reiht sich das "schwächste" Glied in der Gruppe ein, also der Tourenteilnehmer mit der geringsten Fahrpraxis. Im Wechsel folgen dann Routiniers und ungeübte. Den Schluss der Karawane muss ein Profi bilden, im Idealfall derjenige, der eine Leistungsstarke Maschine mit höchstem Fahrkönnen kombiniert. Diese Zusammensetzung verhindert, dass weniger geübte Motorradfahrer über ihre Verhältnisse fahren und unter hohen Risiken der Gruppe hinterher Rasen müssen.


In kurvigen Geläuf können zudem die Einsteiger von den vorausfahrenden Routinier lernen und sich an ihre Linienwahl orientieren. Enorm wichtig dabei ist, dem anderen nicht einfach blind hinterherzufahren, sondern mit richtiger, weit vorausschauender Blickführung die Linienwahl bei den jeweiligen Kurvenkombinationen auch zu verstehen und eigenständig umzusetzen zu können. Ähnliches gilt für Überholmanöver langsamerer, nicht zur Gruppe gehörender Verkehrsteilnehmer. Auf keinen Fall einfach dem Vordermann folgen, sondern erst die Gesamtverkehrslage prüfen und dann Gas geben. Schert man nach einem Überholvorgang wieder ein, dann soweit möglich rechts fahren, um dem folgenden Motorradfahrer genügend Übersicht und Raum zum lassen, ebenfalls wieder einfädeln zu können.


Wird beobachtet, dass ein Gruppenmitglied

unkonzentriert oder riskant fährt, unbedingt beim nächsten Stopp darüber sprechen und gemeinsam Abhilfe überlegen. Nur so kann ein absehbarer Unfall vermieden werden. Unnötigen Stress kann sich der Tourguide auch dadurch ersparen, wenn er an jeder Abzweigung oder unklarer Verkehrsführung die Gruppe komplett aufschließen lässt. Darüber hinaus sollte sich jeder Teilnehmer durch regelmäßige Blicke in den Rückspiegel versichern, dass die Gruppe noch zusammen ist. Reißt eine größere Lücke auf, gilt es, auf einem einsehbaren Halteplatz am Straßenrad zu warten und das Team wieder zu versammeln, statt im Bummeltempo die Straße zu blockieren.


Wenn es doch trotz aller Vorsorge- und Rücksichtsmaßnahmen zu einem Unfall kommt, muss sich der Blick der Hinterherfahrenden sofort vom verunglückten Fahrer lösen und eine sichere Ausweichlinie finden. Wer starr auf den Unfall schaut, lenkt unweigerlich auf den Punkt im Fokus zu und kann selbst nicht mehr ausweichen. Damit man im Fall der Fälle richtig reagieren kann, ist es sinnvoll, sich derartige Gefahrensituationen bereits vor der Ausfahrt vorzustellen und immer wieder mental zu trainieren.


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Michael /mimoto

Die 10 wichtigsten Regeln


1. Tourplanung:

Steckenlänge nach dem schwächsten Teilnehmer ausrichten, regelmäßig Pausen einplanen.


2. Gruppenstärke:

idealerweise bis zu fünf, nicht mehr als acht Motorräder im Team.


3. Fahrstiel:

Tempo schwächstem Mitglied anpassen oder unterschiedlich schnelle Gruppen bilden.


4. Reihenfolge:

Tourguide vorne, dann ungeübte und routinierte Teilnehmer im Wechsel. Bester Fahrer hinten.


5. Konfiguration:

genügend Sicherheitsabstand lassen und seitlichem Versatz fahren.


6. Kommunikation:

Rücksicht walten lassen, Zeichen zum Halten oder Gefahrenanzeige ausmachen. Handynummer vor der Fahrt

untereinander austauschen.


7. Benimmregeln:

nicht drängeln, überholen oder Vordermann zum Rasen animieren.


8. Verantwortung:

Bei Überholvorgängen und auch sonst nie blind der Gruppe folgen. Immer selber sehen, denken und lenken.


9. Abbiegen:

Vor Abzweigungen rechtzeitig den Blinker setzen, harte Bremsmanöver vermeiden.


10. Bewusstsein:

regelmäßiger Blick in den Rückspiegel, Gruppenvollständigkeit checken, spätestens an Abzweigungen aufschließen lassen.

Gruppendynamik, wenn mehrere eine Reise tun...