Es geht schon langsam auf 17 Uhr zu als ich runter nach Jausiers fahre. Der letzte Ort vor dem Col de la Bonette und auch der letzte Ort wo ich sicher eine Unterkunft kenne wo man, ich auch, einkehren würde aber wer weiss was mich dann morgen früh da oben am Pass erwartet, vielleicht ein Route Barree Schild und ein massive Erdaufschüttung wie es in den letzten Jahren immer häufiger passiert um Sperrschild Ignoranten wie ich manche kenne, ich auch, davon abzuhalten innerhalb der Wintersperrzeiten, egal ob Winter oder nicht, dort zu passieren.
Heute hab ich ein Bedürfnis legal unterwegs zu sein und nur heute kann ich das noch sicher also denke ich nicht lange und mache mich auf den letzten hohen Pass, einen der höchsten der Alpen, um ihn zu überqueren. Leider belohnt er mich nicht bei meiner Ankunft und ich werde am Hinkelstein oben vor der Cime de Bonette von Nebel empfangen und einer Sicht um die 10 Meter, also dem genauen Gegenteil von meiner letzten Reise im Juli, ganz abgesehen von den 0° die mich hier erwarten, ich bin an der Schneefallgrenze bei 2802 Meter angekommen und der einzige Trost ist das es keinen Niederschlag gibt. Verdächtig steht auch schon ein Schaufelbagger am Restefond, wirklich was zu bauen gibt es hier nicht und um die Cime herum liegen schon eine Menge Gröllsteine, hier wurde schon seit Tagen nicht mehr aufgeräumt, ich vermute mal das zumindest die Cime Morgen wohl dicht gemacht wird, heute hätte ich sie mir aber auch sparen können.
Also auf der anderen Seite wieder runter Richtung Isola. Was dachte ich noch heute Morgen und geht mir wieder durch den Kopf: „..muss ich an eine lang vergangene Tour denken wo ich nach dem Bonette keine mir gefallende Unterkunft mehr fand und damals bis nach Nizza weiter fuhr...“
Es kam also wie schon damals, das was ich fand aber eigentlich schon nicht mehr richtig suchte war entweder zu oder gefiel mir nicht. Es wurde schon dunkel und diese Strecke ist wirklich eine richtig geile Straße, kaum geraden und die Kurven nicht zu eng und alle flott zu fahren, wie im Rausch verlief die schnelle Fahrt in die Nacht hinein. Kurz nach dem Bonette kann man die Küste förmlich riechen, bei Carros waren es dann bereits 22° Grad warm und das gegen 20 Uhr Abends, nun war ich am erste Hotel, wie schon damals kein Zimmer mehr frei, das zweite hatte eines aber das Restaurant war „heute“ geschlossen und keines in der Nähe, dumm nur das dies erst klar war als ich mit allem Gerödel in der Lobby stand als ich es erfuhr, also nochmals alles auf die Katie und weiter, Hotel Nr. 3 war dann die selbe Adresse wie schon damals. Wie dachte ich schon heute Morgen: „ ...solche Gedanken sollten man lassen, manchmal werden sie zum Drehbuch für das was vor einem liegt.“
Das Abendessen nahm ich ein wie in Trance, der Kellner sprach mich auf Deutsch mit saarländischem Slang an, auf Nachfrage erfuhr ich das er aus Lothringen stammt ein Saar-Franzose. Essen war gut aber zum Geniessen fehlte mir die Energie. Kurz darauf lag ich flach und befand mich im Land der Träume.
Ich war angekommen - Provence hier bin ich.
* * *
Der 3. Tag war angebrochen, erst gegen 9 Uhr hatte ich die Augen geöffnet und das sah doch alles schon viel freundlicher aus als gestern. Kurz nach dem Frühstück bin ich schon auf dem Weg in die Richtung wo ich gestern herkam. Über Ilones nach Pierlas soll es gehen und an der Abfahrt bin ich gestern notgedrungen bei der Hotelsuche vorbei gefahren.
Es ist Zeit zu tanken aber die ersten Tankstellen bei Carros lasse ich sprichwörtlich rechts liegen da ich ja gut 10 Kilometer von hier gestern eine Tanke gesehen habe. Leider stellt sich aber bald heraus das diese bei der Fahrt gestern an der D6102 lag und ich fahre zwar die gleiche Strecke in Gegenrichtung aber die heisst D6202, wie das geht, den Canyon‘s hier geschuldet und den diversen Tunnelbauten in einer wirklich herrlichen Landschaft aus engen Schluchten und Bergen wurde die Straße geteilt und stellenweise ist sie, nicht überall, eine Einbahnstraße, nie mehr als 50 Meter auseinander aber häufig die eine nicht von der anderen aus zu sehen. Jedenfalls ich komme nicht an meiner geplante Tankstelle vorbei und als ich das schliesslich bemerke wird es echt eng an weiterer Reichweite.
Im Navigationsgerät schau ich mir die nächsten Tankstellen an, zurück fasst 30km oder 11km bzw. 22km weiter in die Berge, aus Erfahrung weiss ich das in den Bergen nicht selten rostige mit Spinnweben verhangene Tanksäulen stehen die dem Dorfsterben voraus gegangen sind, ich setze auf Risiko und mache mich in die Berge. Wie war das noch mit diesem Gedanken: „ ...solche Gedanken sollten man lassen, manchmal werden sie zum Drehbuch für das was vor einem liegt.“
Valdeblore hieß der Ort und ich fand das was ich dachte eine für immer geschlossene Tankstelle, die nächste aber auch letzte Chance sah ich in Saint-Martin-Vésubie wo ich mein Glück versuchte, ich vermied es zu denken und es funktionierte. Gleich zu beginn des Ortes eine offene Tankstelle. Wunder geschehen immer wieder, in meinen 19,5 Liter Tank flossen 19,8 Liter hinein, puh das war knapp.
Nun wieder umkehren, damit ich nach Ilones komme, nicht schlimm es ist eine herrliche Fahrstrecke um nach Saint-Martin-V zu kommen. Das Wetter sieht nicht mehr so rosig aus, nur ein paar Kilometer von der Küste weg und schon ist wieder dieser Hochnebel ein längerer Begleiter an diesem späten Vormittag.