Alpen Classic - meine Route ins Vinschgau

Wegpunkte der Alpen Classic Motorradtour

1.Tag
Kaiserslautern, Bad Bergzabern, Wissembourg, Bitschwiller, Straßbourg auf die A35, Mühlhausen, bei Bartenheim von der AB, bei Allschwill über die Schweizer Grenze, Reinach Querfeldein bis Waldenburg weiter bis Langenthal weiter nach Wiggen, alles ohne Autobahn oder Vingettenpflichtige Straßen, Finsterwald über den Glaubenbergpass, Brünigpassstraße, Meiringen, Oberaarsee, Grimselpass, Furkapass bis Andermatt. 


2.Tag
Andermatt, Oberalppass, Lukmaniernpass, Lai da Sontga Maria (Stausee), Castione, Soazza, Laghetto Moesola (See San Bernadino), Passo San Bernardino, Splügen, Splügenpass, Lago di Montespluga, Pianazzo - Serpentinen nach Chiavenna, Malojapass, Lej Da Segl (See), Lej Da Silvaplana (See), Lej Da San Murezzan (See), Sankt Moritz, Passo del Bernina, Lago Bianco, Forcola Di Livigno (It), 
 

3.Tag
Ergänzungsstrecke: Passo Eira, Cancano, Lago di San Giacomo Di Fraele, Passo di Fraéle Passo Eira, Livigno, Lago di Livigno, Munt la Schera, Passo dal Fuorn, Umbrailpass, Stilfser Joch, Latsch.
2011
    zu den Fotos der Reise!http://www.mikemoto.de/Mikemoto_3/MTour_Alpen_Classic_2011_files/AC_2011/index.htmlhttp://www.mikemoto.de/Mikemoto_3/MTour_Alpen_Classic_2011_files/AC_2011/index.htmlshapeimage_6_link_0

Alpen Classic 2011


Sommerferien, das Urlaubsziel der Familie wiedermal Süd-Tirol, dort ins Vinschgau dieses Tal was vom Reschenpass nach Meran verläuft, gut 50 Kilometer lang, ein Engpass kaum 10 Meter wo keine Auto sich im zähen Verkehr verfangen hat, Motorradfahrer wie an einer Perlenschnur sich an der mehr stehenden wie rollenden Karawane vorbei zwängen, links und rechts dieser einzigen Verbindungsstraße die hohen Berge an deren Hänge eine Apfelplantage die nächste ablöst. Einziger Lichtblick die Straße zum Stilfser-Joch, wie auch immer, in Richtung Meran muss man da durch.


In diesem Jahr hat mir der Familienrat 3 Tage für die Hinfahrt mit dem Motorrad genehmigt, weiter wurde festgelegt das ich 7 von 10 Tagen bei der Familie bleiben muss um dann 8 weitere mit dem Motorrad durch die Alpen fahren darf. Unter jammern stimmt ich dem zu, mehr konnte ich nicht herausquetschen aber hinter vorgehaltener Hand war ich mehr als zufrieden, dies reichte mir um 2 sehr schöne Reisen zusammenzustellen.


Zwei Reisen, die erste über drei Tage, dieses Erlebnis ist in diesem Reisebericht mit dem wenig sagenden und inflationär gebrauchten Namen Alpen Classic verbunden.


Mit Classic oder auch Klassisch ist in diesem Fall im übertragenen Sinn „alt“ gemeint, es bezieht sich auf die Route die ich für diese 3 Tage wieder unter die Räder genommen habe, bereits vor mehr als 10 Jahren bin ich diese Route gefahren und sie hat für mich nichts an Ihrem Reiz verloren.

Die Alpen Classic Route:



1. Tag

Am 30 Juli startete ich meine Tour in Idar-Oberstein, durch den Pfälzer Wald ging es bei Straßburg auf die französische A35 die ich kurz vor Basel verlies. Das Wetter war für den ersten Tag der Reise ideal. Der Erste Tag ist in der Regel und so war es auch diesesmal der Tag wo schnell die meisten Kilometer herunter gespult werden, ideal bedeutet bei mir kaum über 20° Grad und bewölkt also angenehme Temperaturen in meiner Textilkombi, ideales Fahrklima und das Beste es blieb den ganzen Tag trocken.


Schnell war ich am Glaubenbergpass, die Route quer durch die Schweiz ausschliesslich auf kleine Straßen, kaum Verkehr, es rollte ausgesprochen flott und dennoch meist innerhalb der zulässigen 90 km/h die auf Landstraßen erlaubt und auf diesen schmalen Straßen durchaus als zügig empfunden werden, dabei soviel mehr Freude am Fahren vermitteln als dieses plumpe  120km/h dauergeeiere auf den Schweizer Autobahnen.


Der Glaubenbergpass war auf meiner Route eigentlich noch nicht einer der klassischen Pässe, so dacht ich zumindest, diese Strecke beginnt erst bei Meiringen kurz vorm Susten- und Grimselpass, wie ich dann aber den Glaubenbergpass hinunter fuhr erkannt ich ihn wieder. Bei einem meiner ersten veröffentlichten Youtube Filmen, den ich aus Filmmaterial von 1999 zusammen geschnitten und erst 2009 veröffentlicht hatte und dort gab es eine Szene die ich Örtlich nicht mehr zuordnen konnte, es war diese Abfahrt hier, nicht gesucht aber doch gefunden. Man muss einfach nur warten können. Somit ist der Glaubenbergpass nun der eigentliche Start in die Classic Route, beim Reisen gehört Improvisation schliesslich auch dazu, warum auch nicht im Reisebericht.


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Wer den alten Film noch nicht kennt, Youtube hat ihn mir leider wegen der verwendeten Musik gesperrt, nun habe ich ihn neu vertont und wieder hochgeladen. Leider ist das Material sehr verwackelt dennoch hat der Film für mich seinen reizen nicht verloren.

>>Zum Susten in 6:11 min<<
(..Glaubenbergpass Abfahrt ab 1:06 bis 2:15min..)

Die die sehnsüchtig auf den aktuellen Film der Alpen Classic 2011 warten kann er vielleicht etwas die Ungeduld nehmen.

ENDE -  INFO


Und schon war ich in Meiringen, hier habe ich schon häufiger übernachtet und wenn ich auch keinen genauen Tagesendpunkt für heute vor Augen hatte war Meiringen einer der Ort wo ich dachte von der Zeit und Entfernung her passt es hier. Es war aber noch recht früh und ich sah das es hinauf zum Pässe Viereck, Susten, Grimsel, Furka und Gotthard offenen Stellen in den Wolken gab, das war wie eine Einladung die ich mir nicht entgehen lies.


Bevor es zum Grimsel hinauf ging montierte ich dann zum ersten mal meine Filmcam‘s, mittlerweile drei an der Zahl. Diese lasse ich in den kommenden Tagen alle drei an verschiedenen Positionen am Bike in unterschiedlichen Richtungen gleichzeitig Filmmaterial sammeln um daraus, nach dem Reisebericht, meine Filme zu schneiden. Ein Experiment, schauen was daraus wird.

Der Routenverlauf, die klassischen Routenpunkte sind oben links in der Wegpunktliste farbig vermerkt. Die Tagesetappen jeweils am Ende der Tagesberichte.

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3x go Pro Hero HD

Ich verwende nun im 2 Jahr dieses kleine Kameramodel und filme damit ausschliesslich im 720p Modus mit 30 Bildern / sek. Dies ist zwar nicht die maximal mögliche Einstellung, schliesslich kann die Kamera auch 1080p aufnehmen, wählt man die höchste Einstellung ist allerdings Ihr maximaler Aufnahmewinkel von 178° (720p) auf 135° (1080p) reduziert, die Aufnahme ist dann deutlich fokussierter, man filmt nur noch Dinge die unmittelbar vor dem Motorrad passieren und Landschaften die links und rechts der Strecke sind werden kaum aufgezeichnet was den Aufnahmen schnell die Spannung nimmt. Desweiteren sind weitwinklige Aufnahmen bei gleicher Bewegung / Vibration deutlich ruhiger, was auf dem Motorrad beim Filmen das größte Problem darstellt, als fokussierte Aufnahmen im 1080p Modus.   

3 Kameras, an 3 Positionen filmen gleichzeitig in drei Richtungen, dies ermöglicht mir mehrere Wechsel der Ansichten pro gefilmter Fahrt im jeweiligen Film. Selbst im 720p Modus gibt es abhängig von der Geschwindigkeit, Drehzahl und Fahrbahnbeschaffenheit immer Aufnahmeszenen die komplett verwackelt sind, bei drei Kameras ist die Wahrscheinlichkeit das eine Ansicht für den Moment brauchbar ist  immer höher, meist die auf dem Helm weil der Kopf  mit das ruhigste auf dem Motorrad ist - zumindest Ausserhalb des Knochens.

Entweder nutze ich die drei gefilmten Ansichten einzel, wechsele die brauchbaren Szenen nacheinander aus ggf. mit einer weichen Blende oder ich zeige Splitscreen Aufnahmen, je nachdem was mir gerade einfällt oder ich als passend empfinde, jedenfalls habe ich mit 3 Einstellungen jederzeit genügend Material zur Verfügung um einen ansehnlichen Film zu scheiden, leider aber auch 3 mal soviel Filmmaterial was ich sichten und synchronisieren muss.

ENDE -  INFO

So wie es anfangs Aussah wurde es dann erstmal doch nicht, die Wolken waren wieder zu einer Suppe zusammen gelaufen und kurz vor der Passhöhe des Grimsel war ich mit dieser Suppe eins, Teil des Nebels der das Visier zu sprühte und ich mich der Situation mit offenem Visier stellte.

Grimsel, Susten, Furka, Gotthard und den Nufenen kann man auch noch nennen, die Pässe der zentralen Schweiz. Beste Straßen, aufregende Landschaften, Gletscher alles was das Hochgebirge einem bieten kann, ideal für alle die das erstemal motorisiert in‘s Hochgebirge vorstoßen wollen.

Für mich gewohntes Terrain, alle Jahre wieder durchfahre ich dieses Gebiet und auf dem Weg nach Süd-Tirol gehört es zu meiner klassischen Route auch wenn es alles andere als der kürzeste Weg aber sicher einer der schönsten dort hin ist. Und dennoch da gibt es etwas welches ich schon häufiger registriert hatte aber nie gefahren bin.

Kurz vor dem Totesee am Grimselpass, dieses Gewässer kaum größer als eine Pfütze, geht es rechts zu einer Panoramastraße die eine Sackgasse ist, die dann auch noch durch eine Ampelanlage reglementiert wird, wäre in den letzten Jahren hier mal grün gewesen hätte ich sicher diesen Stich aufgesucht  um zu schauen was mich erwartet aber bisher war es mit der Ampelfarbe nie so...>>

Regulär bei grün, was für ein Zufall,  ging es wieder zurück zum Grimselpass, runter ins Tal um dann gleich wieder rauf zum Furka und dem Rhonegletscher. Auch wenn man es zum xten mal live sieht ist es doch immer wieder beeindruckend hier in dieser gewaltigen Bergwelt zu erleben wie man als Mensch zu einem nichts schrumpft.

Bald nach dem Belvedere kommt man zum Galenstock, eine 180° Kurve wo man mitten ins Zentrum, hier auf 2000 Meter, ein Hotel gebaut hat. Boro und Ryna hatten dieses Jahr bereits unabhängig voneinander dort genächtigt und ich dachte erst auch es wäre vielleicht eine gute Idee.

Nach den 180 Grad der Kurve lies ich die KTM aber weiter rollen, kein Auto, Motorrad oder ein Mensch hier zu sehen, desweitern war mir die Wetterlage zu unsicher, hier oben muss man immer mit Schnee rechnen und dies auch im Sommer, also weiter ich legte mich auf Andermatt fest, dort nächtigte ich im Hotel Schweitzerhof. Vom Zimmer und dessen Einrichtung war ich erstmal enttäuscht, alles sehr alte Möbel zwar sauber soweit ich das beurteilen konnte aber echtes Wohlfühlfeeling stellte sich erstmal nicht ein. Dies änderte sich erst beim Abendessen, der Eigentümer des Hotels legte all sein Können in die Zubereitung seiner Speisen, was war das lecker!

Auf dem Zimmer nochmals alle Akkus geladen, die Fotos und Filme schonmal gesichtet und dann war mein eigener Akku dran, schnell war ich in meiner Traumwelt versunken.

>>....Heute war es soweit und das Wetter war was das Filmen wie auch das Fotografieren angeht eine Katastrophe, verdammt!

Nun stand ich hier vor der wie sollte es anders sein roten Ampel. Ein Schild erläuterte das die Ampel von der vollen Stunde für die ersten 10 Minuten auf grün steht dann bis zur halben Stunde  auf rot um dann wieder für 10 Minuten auf Grün zu schalten. Ab der vollen Stunde wiederholt sich dieser Intervall.

Ich schaute auf die Uhr, 15 Minuten nach. Wer mich kennt kann sich denken was ich tat - und wieder eine Sünde die belohnt wurde, keine 400 Meter und ich durchstieß die Wolkensuppe  und befand mich auf einer Kammstraße die rechts ein riesiges Tal mit dem Grimselsee und später zur Staumauer des Oberaarsees führt, was für ein gigantischer Anblick, ein Gefühl der Dankbarkeit und Zuversicht durchfloss mich. Eine echte Hochgebirgsstraße, Rand gesichert, mit spektakulären fasst senkrechten sehr tiefen Kanten ähnlich Meeresklippen auf der unmittelbar gegenüberliegenden Seite der Leitplanke. Nach dem eher eintönigen Tag ein herrliche letzte Stunde am Ende des ersten von drei Tagen.

2. Tag

Sehr gut geschlafen die letzte Nacht und wie häufig ist nach der vergangenen Nacht das Zimmer das selbe nur kommt ein gewisses heimeliges Gefühl auf, der Mensch gewöhnt sich halt schnell an seine Umgebung.

Gefrühstückt hatte ich schnell und war schon auf Rädern unterwegs als die Sonne noch tief stand, Andermatt und die Strecke zum Oberalppass lag noch im Schatten. Mit gerade mal 7 Grad war es alles andere als warm und ich hatte schon meine Zweifel ob ich dass mit den fingerlosen Handschuhen lange aushalten werde.


Schon seit Jahren fahre ich wenn es das Wetter zulässt mit solchen Handschuhen da sie mir ermöglichen sehr schnell Fotos zu schiessen ohne das ich sie Ausziehen muss, weil die Finger halt frei sind, desweiteren kann man sie anlassen wenn man anhält und die Jacke auszieht, das Gefummel beim Anziehen entfällt, wirklich eine angenehme Sache. Was die Schutzfunktion angeht, hab mit solchen Handschuhen schon einige Stürze hinter mir, meist stützt man sich mit den Handballen ab wo die Fingerlosen genauso gut gepolstert sind wie normale Sommer- Motorradhandschuhe, ich hatte bisher nie ein Problem damit, Funktionalität geht hier für mich vor Sicherheit, aber mal ehrlich - wie viel mehr Sicherheit bietet eine wenige zehntel mm dünne „gefühlsechte“ Lederhaut schon!?


Nach dem Oberalppass wurde es dann aber schnell wärmer, die Sonne traf mich nun schon häufiger und sorgte auch emotional für die notwendige innere Wärme.

Bis Disentis /Mustér die 19 um dann über die 416 Richtung Lukmanierpass zu fahren. Hier geht es Richtung Bellinzona wo es kurz vorher links zum San Bernardinopass gehen wird.


Alternativ kann man natürlich auch über den Gotthardpass und die Tremola herunterfahren und ab Airolo  bis Biasca rollen wo sich dann auch die 416 nach dem Lukmanier trifft, allerdings ist das Tal von Airolo bis nach Castione, dort geht es zum San Bernardino,  alles andere als eine schöne Strecke daher ist mir die Route über den Lukmanier die schönere und abwechslungsreichere Straße, ausserdem gibt es auf dieser Strecke noch etwas zu entdecken, etwas vielleicht wie gestern die Oberaar Panoramastrecke.

Alpen Classic (1)  Glaubenbergpass - Oberaar Panoramastraße - Grimselpass - Furkapass - Andermatt

Das was ich noch entdecken wollte liegt auf der anderen Seite einer riesigen Staumauer, auf dem Weg zum Lukmanierpass kommt man an ihr vorbei, weniger die Höhe aber die Dicke dieser Mauer fällt auf.

Bequem können hier Fahrzeuge herüber fahren und sogar ohne zurückzusetzen Wenden. Auch ich fuhr rüber auf die andere Seite dieses Kolosses aus Beton und Stahl. Der See der sich dank dieser Staumauer bildet ist der Lai Da Sontga Maria der sich heute dank der nun strahlenden Sonne in schönstem Glanze zeigt.

Auf der anderen Seite der Mauer gibt es einen Weg der wie auch die Straße zum Lukmanier führen soll, hier hatte ich vor Jahren schonmal gestand und überlegt ob ich es wagen sollte mit meiner damaligen Straßenmaschine entlang des See‘s zu fahren allerdings lies ich es doch bleiben, zu unsicher und sicherlich das falsche Motorrad für diesen Zweck.

Heute war er fällig dieser Weg, keine Schild welches die Durchfahrt verbietet also ging es entlang dieses Weges der sich als einfacher herausstellte als anfangs gedacht und eventuell auch mit einer Straßenmaschine zu fahren ist.  

Nach etwas mehr 1 Kilometer war aber Schluss, der Weg wurde zu einem Fußpfad und es ging über Stock und Stein, ein Motorrad oder Auto lässt sich hier noch gut wenden aber weiter zu fahren macht wenig Sinn.

Ich genoss die Aussicht  machte Fotos und freute mich über diesen schönen Tag.

Nach ca. 30 Minuten ging es weiter, schnell war der Lukmanierpass erreicht und schon fuhr ich hinunter ins Tal nach Biasca und genauso schnell wie ich hier ankam kletterte das Thermometer auf über 30°, dass war dann erstmal zu viel des guten.

An einer Tankstelle füllte ich Benzin in den Tank suchte mir ein schattiges Plätzchen und trank gut einen Liter Wasser, für meinen Geschmack war das hier schon eindeutig zu heiß.

Wie gut das es bald zum San Bernardinopass hoch gehen wird, dort wird es deutlich kühler sein.

Von Süden kommend hoch zum San Bernardino, viele Serpentinen, sehr gute Straßen, die letzten Kilometer vor dem Pass wurde stellenweise die Straße um größere Steinbrocken gebaut dies  erinnert manchmal an eine Kart Rennstrecke, hier hoch gehört mit zu den schönsten Strecken der Alpen.


Bevor es in die Serpentinen ging machte ich einen Ausflug nach Soazza, die kleine Ortschaft liegt direkt an der Landstraße zum San Bernadino und fällt schon von weitem durch ihre schöne Kirche auf, ich setzte den Blinker und schaute mir dies noch an, genoss die Friedhofsruhe und machte meine Fotos. Nach 20 Minuten ging es dann schon wieder weiter.


Ich war kurz hinter Ciacoma, hatte bereits die erste Serpentine hinter mir und machte halt um meine 3 Kamera‘s in Position zu bringen, da hörte ich auch schon einen paar Motorräder heran kreischen, noch weit aber schnell näher kommend.


Ich kniete neben der KTM und befestigte eine der Kameras als eine Yamaha R1 um die letzte Kurve fuhr und flott heraus beschleunigte, als mich der Fahrer sah ging er in die Bremse und signalisiert mit Handzeichen die Frage ob alles OK bei mir sein, mein Daumen nach oben lies ihn grüßen was ich erwiderte und er weiter fuhr.


Dann kamen auch schon die nächsten Flachmesser und ein paar langsame Fahrer und Fahrerinnen, alles italienische Nummernschilder ich dachte mir die gehören sicher zusammen.

Nach ein paar Minuten waren die Kameras montiert und filmten und ich fuhr los. Die Italiener hatte ich bereits vergessen als nach ein paar Kilometer eine Baustelle frequentierte durch eine Ampel vor mir lag und die italienische Reisegruppe gerade begonnen hat diese zu passieren.

Ich hatte bereits meine Groundspeed gefunden und der war am Ende der Gruppe einfach flotter als was die hier fuhren also überholte ich wo es gerade passte, links, rechts, mitten durch.

Die Langsamen hatte ich dann schon mal hinter mir und kurz vor dem Dorf San Bernadino noch ein paar Kilometer vor dem Pass unterhielten sich 2 der schnelleren mitten auf der Straße auf ihren Bikes u.a. auch jener der mich gegrüßt hatte, ohne meine  Beschleunigung aus der letzten Kurve zu unterbrechen fuhr ich zügig an den beiden vorbei und im Spiegel sah ich das sie nichts mehr zu besprechen hatten, sie machten jagt auf die KTM.

Nach dem Dorfschild San Bernardino war dann erstmal neutrale Zone, ich winkte sie vorbei, zeigte auf die Kameras wollte ja schliesslich schöne Bilder im Kasten haben, der Freundliche fuhr langsam vorbei zeigten den Daumen hoch, die anderen beiden, die drei waren die Schnellen aus der Gruppe, fuhren eher gelangweilt an mir vorbei und das mit der Kamera bekamen die wohl auch gar nicht mit.

In vernünftigem Tempo ging es durch San Bernardino durch und am Orts Ausgang wurden die Kabel gezogen, wie ein Stukka hing ich am letzten der drei, nach 2 Serpentinen schaute er wohl leicht nervös in den Spiegel, in einer Rechtskurve hing ich an ihm dran und hatte eindeutig die bessere Linie erwischte als sein vorderes Rad kurz wegging, die daraus resultierende Lücke rechts von ihm nutze ich und er schaute mich kurz mit verzweifelten Blick an.

Hier waren die Geraden kurz und die Kurven eng, ideales KTM Adventure Revier. Langsam kam ich dann auch dem zweiten der dreier Gruppe näher, hier war es ähnlich, irgendwann donnerten meine BOS Endschalldämpfer hinter ihm und dies führte zu immer häufigeren Spiegelblicken, schlecht wenn man es in der Kurve tut, die dadurch versaute Linie war soviel langsamer als meine und ich war vorbei.

Ich hatte die Nummer eins im Blick aber ich kam nicht wirklich näher und nun kamen ein paar Kurven die recht lange Geraden zwischen sich hatten, nun war ich es der immer mal in den Spiegel schaute. Ein hoch auf die montierten Heidenau K60 Scout, dieser Reifen hat mich schon mehrfach positiv überrascht aber was er hier leistete war echt krass für einen so grobstolligen Reifen, bei diesem Tempo schmierte er zwar vorne wie auch hinten aber dabei immer gut kontrollierbar.

Bald war klar von hinten lauerte keine Gefahr mehr, Nummer zwei hat aufgegeben als ich bereits den See am Refugio des Bernardino Passes sah. Die Nummer eins lachte nur als ich nach ihm ankam und die anderen beiden kamen dann auch und tat erstmal so als wäre nichts passiert. Irgendwas italienisches sprachen sie und ich denke es ging in die Richtung das ich sie nicht mehr alle im Oberstübchen hätte, auf dem Motorrad will ich dies gar nicht mal bestreiten.

Die Gesichtsfarbe der Nummer zwei änderte sich von blass zu rot als er mitbekam das dies alles auch noch gefilmt wurde. Es wurden dann die e-Mail Adressen getauscht und einige Worte auf englisch, italienisch, deutsch gewechselt, keiner Verstand ein Wort aber alle wussten was gemeint war - halt wie immer wenn ich im Ausland bin.

Das war richtig gut hier hoch, hatte meine wahre Freude an der Fahrerei. Jetzt wo ich die Fotos hier oben auf dem Bernardino schoss gingen mir aber auch meine Familie Frau und Kinder durch den Kopf, vielleicht etwas zuviel Risiko bei der Verantwortung schliesslich wollen alle das ich gesund wieder Heim kommen. Aber manches mal braucht man auch sowas wo alle Sinne bis auf die Spitzen gespannt sind die Großhirnrinde sich ne Pause gönnt und im Flow sich die Dinge wie von alleine tuen, Mensch und Maschine eine Einheit sind, ein schlechtes Gewissen aber bleibt.

Bevor ich weiter fuhr machte ich von den Italienern noch ein paar Fotos, mit deren Kameras, einer nach dem anderen gab mir seine zum Knipsen. Wenn ich es richtig verstanden habe waren alle auf dem Weg zu einem Treffen wo wohl mehrere hundert Biker erwartet wurden Musik, Bier und gute Laune.

Ich verabschiedete mich und fuhr auf der Nordseite den Bernardino nach Hinterrhein hinunter. Dort neben der Autobahn auf einer kleine Straße (13) bis Splügen wo es dann zum gleichnamigen Pass hinauf ging.  Hier fuhr ich weiter Richtung Chiavenna, bei Pianazzo links rein auf die alte Serpentinenstraße, diese war vor Jahren der einzige Weg vom Splügen nach Chiavenna mittlerweile durch eine Umgehungsstraße entschärft.

Mehrere Serpentinen liegen hier praktisch übereinander, die meisten Kehren sind überdacht oder liegen im Berg so eng das nur PKW‘s hier durch passen. 

Emanuelle,  die Nummer eins

Die Strecke beginnt direkt nach Pianazzo  in einem längeren Tunnel, dort hat sich zu meinem Erstaunen ein Stau gebildet und ich traute meinen Augen nicht, in der Dunkelheit sah man in der Ferne ein Bus mit Warnblinkanlage. Ich hatte sofort ein Heidelberger Reiseunternehmen in Verdacht, stellte die KTM an die Seite und ging erstmal in einen der Schächte die Licht in den Tunnel lassen. Dort stand man vorne vollkommen ungesichert an einer Senkrechten und sah den Grund nicht, dies war um einiges bedrohlicher als die Fahrt zum San Bernardino hoch. Im Tunnel schaute ich dem Treiben zu, da war doch tatsächlich ein 15 Meter Bus der ins Tal über diese Strecke wollte und es stellte sich heraus das es ein italienischer Bus war, wenn hier einer nicht alle im Oberstübchen hat dann dieser Fahrer.

Gut 30 Minuten dauerte diese Aktion bis der Bus rückwärts aus dem Tunnel heraus war und es ereigneten sich einige haarsträubende Überholmanöver von Fahrern die aus Richtung Chiavenna kamen und wer weiß wie lange hier festsassen, wenden konnten die hier nicht mehr mussten also warten bis der Stauverursacher aus dem Tunnel heraus war

Irgendwann war der Zauber dann vorbei und ich fuhr ins Tal herunter, drehte dort und fuhr auch wieder rauf, schliesslich filmte ich und was im Kasten ist hat man erstmal und wer kam mir freudig winkend entgegen - Emanuelle.

In Chiavenna war es wieder sehr warm, ich machte am Kreisel in der Stadt erstmal Pause und genehmigte mir ein Eis an der Eisdiele die direkt dort liegt, schoss ein paar Fotos von den Gegensätzen die hier den Kreisel umrundeten und ruhte erstmal ein wenig bevor es Richtung Sankt Moritz weiter ging.

Auch wenn ich den Satz „einer der schönsten Strecken der Alpen“ schon häufiger verwende so stimmt dies dennoch auch für die kommende Strecke. Es mag wie Übertreibung klingen aber meine klassische Route ist ja kein Zufalls Produkt sondern eine zusammengestellte Route der Highlights der Alpen auf dem Weg nach Süd -Tirol.


Es geht hinauf nach Sankt Moritz und hinauf bedeutet auf den Malojapass der wiederum sich nur auf einer Seite wie ein Pass gibt, diese herrlichen Serpentinen führen nur auf einer Seite nach oben und dort angekommen findet man ein weit gestrecktes Hochtal mit den Seen Plaun da LejLej Da SilvaplanaLej Da Champfer und der  Lej Da San Murezzan, letzterer vor den Toren von Sankt Moritz.


Auch heute gab es kein festes Ziel wo ich übernachten wollte allerdings hätte die Umgebung um Sankt Moritz von der Entfernung her gut zu meiner 3 Tagestour gepasst aber wie bereits am Vortag war es noch recht früh, daher fackelte ich nicht lange und setzte meine Weg hoch zum Berninapass fort, Livigno lag auf meiner Route und dort wollte ich nach einem Hotel mich umschauen.


In Livigno im Hotel Paradiso fand ich meine Unterkunft, um Klassen besser, hochwertig und neue Einrichtungsgegenstände, schönes Bad und das Essen war auch gut, konnte zwar nicht ganz mit dem des Vortages mithalten aber in der Summe war es mir so dann doch schon lieber.

An diesem Abend studierte ich die Karte, noch ein voller Tag Zeit und Luftlinie nach Latsch im Vinschgau wo ich am kommenden Tag meine Familie treffen werde sind es vielleicht noch 50 Kilometer. Auch wenn es über den Umbrailpass und das Stilfser-Joch geht wird die Strecke nicht viel länger sein aber ich wollte nun auch nicht bereits um 12 Uhr mittags dort im Hotel ankommen da Corinna auch erst gegen 18 Uhr mit dem Zug dort ankommen wird.

Torri di Fraele viel mir dann gleich ins Auge. Das erste Foto dieses Reiseberichtes ganz oben welches auf „alt“ gemacht ist wurde dort aufgenommen. Vor einigen Jahren schonmal da hoch, gesplittet Serpentinen die auf der Karte schöner aussehen als sie dann tatsächlich sind aber man kommt dort oben beim Passo di Fraele an eine alte Wehranlage, 2 mittelalterlich Türme, 2 in den Fels gehauene Tunnel ein wunderschöne Aussicht, fährt man weiter kommt man, ich weiß ich wiederhole mich, in eine der schönsten Bergregionen der Alpen.

Ich beschliesse es so zu tun, die klassische Route verlasse ich morgen kurz fahre über den Eira zum Fraele, an sich eine Sackgasse aber auf der Karte habe ich eine Strecke entdeckt die eventuell wieder nach Livigno führt ohne die gleiche Strecke wieder zurückzufahren zu müssen, man wird sehen.

Alpen Classic (2)  Oberalppass, Lukmanier, San Bernardino, Splügenpass, Malojapass, Berninapass, Livigno

3. Tag

In den letzten Wochen vor der Reise häufig nicht gut geschlafen, war im Kopf zeitweise richtig down. Heute am 3. Morgen fühle ich mich wunderbar, bin bereits im Urlaub voll angekommen, das was war ist erstmal weit weg.

Gut Gefrühstückt und schon war ich unterwegs, es ist Samstag und die Straßen sind heute richtig voll mit Bikern, in Livigno sammeln sie sich scheinbar alle, was hier in der italienischen Freihandelszone bei einem Superbenzinpreis von 1,05 €/Liter (Sommer 2011!) kein Wunder ist, auch ich fülle die KTM erstmal bis oben mit dem kostbaren Saft auf.

Es ist noch frisch am Eira, schiesse ein paar Fotos der in der Sonne liegenden Berge und geniesse die Aussicht, beobachte Mountainbiker und habe meine Frieden mit mir und der Welt, wieder ein guter Tag.

 

Heute lasse ich es langsam angehen, die Bolzerei gestern den San Bernardino hat Spuren hinterlassen. Meine Heidenau K60 Scout haben vorne an den Flanken stark Gummi im Berg gelassen, ich darf ja nicht vergessen das ich mit Rainer noch 8 Tage unterwegs sein werden und einen Reifenwechsel unterwegs möchte ich möglichst vermeiden.

Eigentlich ist es für mich auch eine Reifen Testfahrt. Ich hatte auf meine bisherigen Straßenbikes nie einen Reifen der mich weiter als 6000km gerollt hat ohne dann schon an der Reifenverschleißmarke angekommen zu sein, was ich brauche wäre eine Reifenkombination die 8000km durchhält dann wäre mir in Europa kein Ziel mehr zu weit ohne eine Wechsel einplanen zu müssen.

Es ist nun das erste mal das ich mit einem Reifen auf Strecke ging mit dem ich 2500km bereits vor Reisebeginn herunter gespult hatte (..siehe Haute Savoyen 2011..) meine Reisen sind meist zwischen 3000 und 4000 Kilometer und da habe ich es mir zur Regel gemacht immer mit neuen Reifen zu starten.  Dieser Reifen wird am Ende des Urlaubs diese 8000km Distanz angekratzt habe und ich bin gespannt ob er es durchhält.

Die Straße ins Tal nach Arnoga ist gut ausgebaut und es sind sehr viele Biker und Autos auf ihr unterwegs.

Bei Pradella geht es dann hoch zum Fraele und zu meiner Überraschung auf einer breiten geteerten Straße, die Serpentinen sind langweilig wie auch schon vor Jahren was sich oben angekommen bei dieser gigantischen Aussicht schnell ändert.

Was hier folgt ist ein Hochtal, schlechte Wege, gesplittet, geschottert mit großen Auswaschungen die erst kurz vor dem vorderen Rad zu erkennen sind und trotz einer Enduro unterm Hintern sehr unangenehm waren, also stand ich lange auf den Fußrasten, was das durchfahren solcher Löscher angenehmer macht aber auch auf Dauer anstrengend ist.

Dennoch keinen Meter wollte ich hier verpassen - eines der schönsten Fleckchen der Alpen!

Leider war auch hier sehr viel los, Autos und Fußgänger, merkwürdigerweise kein Motorrad. Am Ende der offiziellen Straße angekommen dann der Weg nach Livigno, ein Schild verbietet die Durchfahrt, nicht dies lies mich umkehren sondern die Menge an Menschen die hier am Wandern mit ihren Kindern waren und Mountainbiker die des Weges fuhren. Abgehakt ist diese Strecke allerdings nicht, nur verschoben.

So musste ich wie ich gekommen war wieder zurück fahren, erste Eira und in Livigno nochmals getankt, am Lago Di Livigno über die Staumauer durch den Munt la Schera, einem einspurigen mautpflichtigen Tunnel der in die Schweiz führt weiter zum Pass dal Furon, im Tal hinauf zum Umbrailpass wieder nach Italien über das Stilfser-Joch runter ins Tal, Vinschgau und Latsch - ENDE.

Michael /mimoto

Alpen Classic (3) Passo di Eira, Passo Fraele, Pass dal Furon, Umbrailpass, Stilfser-Joch


Das war sie nun meine 3 Tage Alpen Classic Motorrad Tour.


Ich hoffe es war interessant zu lesen, die Fotos ansprechend und vielleicht folgt der ein oder die andere
eines Tages dieser Wege, nicht wenige werden sie so auch schon gefahren habe.

Allen allezeit eine gute Reise.


Viele Grüße

Alpen Classic - Der Film zum Reisebericht.

Alpen Classic - als Digestif Stilfser- Joch 2