Sonntag morgen. Auf einem Campingplatz in Frankreich...
Allein der Gedanke, aus meinen Schlafsack zu kriechen, um dann in dieser Dusche

ach ne, dachte ich nur.
Es half nix. Ich hatte heute noch einiges vor, obwohl eigentlich nicht wirklich. Aufstehen, einpacken losfahren und sich Carcassonne ansehen, das war der Plan.
Ich hatte viel über dies Stadtfestung gelesen, gehört und gesehen, ich wollte sie mit eigenen Augen sehen. Was also lag näher, als den Rückweg über Carcassonne zu planen.
Ab Rennes-les-Bains hatte ich keine Etappen mehr geplant. Im Grunde war es nur noch ein sehr großer Track mit allen Sehenswürdigkeiten gespickt. Zeitvorgabe waren ursprünglich 3 Tage.
Heute war Sonntag und ich hatte mehr als genug Zeit bis zum nächsten Sonntag.
Frisch geduscht, der Tee dampfend in meinen Thermobecher, packte ich die Sachen ein. Wieder einmal freute ich mich ob der geliehenen Koffer.

Der Weg führte mich zuerst zurück nach Coulza, das kleine Örtchen, durch das ich am Vortag gefahren war. Dort bog ich auf die D118, die mich bis nach Carcassonne führen sollte.
Es ist immer wieder spannend den Wechsel der Landschaften, Ortschaften, "Industriegebiete" und Wohngebiete in fremden Ländern mit den heimischen Regionen zu vergleichen.
Da ich noch nicht wirklich gefrühstückt hatte und sich mir kein hübsches Cafe anbot (meine Vorstellungen, wie sowas aussehen sollte, versperrte mir den Blick, so dass ich unzählige Möglichkeiten gar nicht wahrnahm.)
Hinter Limoux sah ich jenes Leuchten in Gelb-Gold. Dort nahm ich einen Kaffee zu mir, einen großen, der in Wahrheit ganz klein war.
Warum? Ich stellte ihn geschickt auf meine Sitzbank ab

Dort blieb er genau für die Millisekunde stehen, die meine Hand benötigte, um keinen Kontakt mehr zum Becher zu haben und der Wind ihn mir einfach auf die Schuhe kippte
Klasse, dachte ich. Der Kaffee war eh zu heiß, die Stiefel waren dreckig passte doch!

So konnte der restliche Kaffee schneller abkühlen und ich ihn besser trinken.
Pffft, konnte doch nur mir passieren...
So machte ich mich auf den Weg nach Carcassonne. Freudig erregt fuhr ich in die Stadt, da ich nicht wußte, wo genau die Burg war, folgte ich den Schildern.
Der Verkehr war in der Mittagszeit heftiger als ich für so eine Kleinstadt erwartete.
Ich verpasste irgendwie den Weg zur Burg. Fuhr hin und her. Endlich fand ich einen Weg näher ran

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Mein erster Versuch, am Rand einen Parkmöglichkeit zu finden. Dazu musste ich einfach mal über die durchgezogene Linie auf die andere Seite.
Dummerweise war der Seitenstreifen zugeparkt, so dass ich mich auf den Bürgersteig stellte, nur um festzustellen, es gab keinen guten Blick von hier auf die Burg
2
Irgendwie den Weg runter rüber drunter hin gefunde
3
Ich hatte schon die Nase voll. Es war einfach zu warm. Ich kam nicht an die Burg und den doofen Parkplatz hatte ich grad verpasst, dank Einbahnstrasse.
Auf dem Seitenstreifen abschüssig so saudoof gestanden.
AngepieXXt versucht ein Foto zu machen


Echt, ich war genervt. Und dann parkte noch ein netter 7,5 Tonner direkt vor mir auf dem Gehweg und ich durfte sehen wie ich da runter kam.
So fuhr ich wieder auf die Hauptstrasse zurück. Ich hatte einfach keine Lust mein Mopped voll bepackt hier abzustellen und bei der Hitze rum zu laufen.
Ich wurde richtig sauer, wäre dieser ja dieser super tolle Campingplatz nicht gewesen, hätte ich jetzt kein Gepäck dabei.
Ne, so hab ich mir das nicht vorgestellt. Aber man sieht sich immer zweimal im Leben. Carcassonne, da kann ich auch mal übernachten
Schlecht gelaunt war auch mein Navi, was nicht so richtig den Weg finden wollte und mich kurz auf die falsche Seite brachte.
Alles im Stop-and-Go in der Wärme. Aber noch nicht so schlimm wie in San Sebastian.
Ich folgte weiter meinem Weg. Die Landschaft war nicht mehr so spektakulär, aber ganz nett zu fahren.
Immerhin gab es hier Mengen an Weingütern, da sollte man anhalten, ein zwei drei

trinken, oder wie ich: weiterfahren!


Die Strassen waren wenigstens kleiner geworden.
In
Verreries-de-Moussans am Ortseingang, wo sich die Strasse gabelt, hab ich mich echt verfahren. OMG
Also zurück auf die richtige Strasse, das Zumo ist manchmal wirklich langsam.
Langsam hatte ich Lust, auf einen Kaffee. In
Saint-Pons-de-Thomières, einem kleinen Örtchen, das aber ziemlich voll und beschäftigt vor Touris war, waren die Cafes einfach zu voll.
Ich fand einen Brunnen, an dem ich meine Trinkblase und die Ersatzflasche auffüllte und erfreute mich an der kleinen Allee
klick googleLustlos der D908 folgend, verging die Zeit nur sehr langsam. Dann las ich etwas, das mich an den Eiffelturm erinnerte.


Zu finden in
OlarguesWarum auch immer meine Stimmung weiter fiel, keine Ahnung. Die Strassen wären zuhause wirklich eine Wonne gewesen. Klein ab und an im schlechten Zustand, kleine Dörfer, im Grunde alles was das Herz begehrte.
Aus Langeweile in der Pampa fotografiert Frau auch Türme

Und später wieder Türme

Wobei diese Formation zu
Cantobre gehört. Ein Ort, den man später mal genauer anschauen kann.

An der Gabelung der D991 und D159, falsch abgebogen, obwohl die Strasse lohnenwert ist. Umgedreht und dann tolle Kurven gefahren
Die Landschaft veränderte sich wieder eindeutig. Hach, das Videoequipement rausholen, ne das war mir alles zu aufwendig.
DIe Hochebenen sind wirklich interessant. Hier hat man das Gefühl, dass alles verkerht herum ist. Was sich später in der Tarn-Schlucht bestätigte.
Man ist oben auf den Plateaus

alles ein wenig karger als sonst, aber zum richtigen Zeitpunkt bestimmt geniale Farbspiele.

Und dann tut sich der Blick auf. Und sagt man runter? Berge? Fehlanzeige, eine Schlucht.

Da fährt man in der Ebene, und dann gibt es diese riesige Schlucht. Mit Sträßchen links und rechts, oben und unten.
Mächtig beeindruckt staunte ich nicht schlecht.

Ich kam endlich in
Sainte-Enimie. Kennt jeder zur genüge, der schon mal von der Georges du Tarn gehört hatte.
Mittlweile war es 17:30 Uhr. Aber der Ort war so rappel voll, da brauchte ich gar nicht nach einer Unterkunft schauen. Aber es war ein wirklich hübscher Ort.
Die D986 wurde plötzlich zur N88. Eine häßliche Schnellstrasse, gleich einer Autobahn.
Ich war aber froh, dass ich sie fuhr. Denn ich brauchte Sprit und eine Unterkunft. In der Reihenfolge.
Und dann nahm das Schicksal seinen Lauf.
Ich kam nach
Mende, eine größere Kleinstadt, dort sollte ich eine Tankstelle finden.

Ich fuhr zur ersten Tankstelle, laut Navi bei 1. Da war irgendwie nix. Ausser massig Verkehr und überhaupt.
Ich suchte die nächste Tankstelle auf. Geschlossen! Super.
Der Strasse folgend, sagte mein Navi bei 2 ich müsse umdrehen. Wie gut das es hier echt ziemlich hügelig ist und drehen am Berg schon immer meine Lieblingsbeschäftigung war.
Bei 3 meinte mein Navi ich müßte abbiegen. Es ging bergab, die Strasse wurde so eng, das ich dachte ich sei verkehrt und wenn nur für Anwohner und hoffentlich Einbahnstrasse. (Traf dann auch alles zu)
Die Tankanzeige blinkte fröhlich. Der Kilometerzähler geht dann bei der KTM auf Null! Auf Null? Ja sicher, damit Du genaus siehst, nach wievielen Kilomtern Du liegen geblieben bist.
Bei 4 hab ich dann eine Tankstelle gefunden, die geöffnet war. Tanken. Cola geholt,
Handy raus und überlegt...
und überlegt...
Kurz vor 19.00 Uhr. Es wäre gut, wenn ich eine Unterkunft finden würde. HIer ist aber bestimmt alles teuer!
Ok. WIE nun eine Unterkunft finden, schoss es mir durch den Kopf. Ratlos stand ich da, auf mein Handy starrend. Verschwitzt, müde, hungrig.
Hotel. B&B, Zeltplatz..... wie was wo denn nun?
Panik stieg in mir langsam auf. Es ist spät und ich wollte einfach nicht mehr, mich einfach hinlegen.
Mein Unterbewußtsein regte sich,

ne eher war es die Stimme meines Bruders: "Mach es Dir nicht immer so schwer. Schau in die verdammte booking.com app rein!"
Ha genau. App. Booking. Wie doof ist man, wenn die Panik aufsteigt, so eine dusselige app auf dem handy nicht zu finden? Es dauerte eine Weile, bis ich mich erinnerte, wie ich eine app auf dem Apfelphone finden konnte. Der Stresspegel stieg derweil weiter.
Hilflos um mich schauend, ob denn mir einer ein Hotel empfehlen könnte, stellet ich fest: Ich steh grad alleine an der Tankstelle.
Die Booking app ploppte auf.
Suchen. Wie suche ich ein Hotel? WO suche ich ein Hotel?
150€ in 4km.
200€ ganz in der Nähe
40€ in 20km
Ich verlor mich in der app. Die Preise waren nicht dass, was ich mir vorstellte, viel zu teuer, zu weit von der Strecke entfernt.
Ein neuer Versuch. Gleiches Ergebnis.
Eine Horder Motorradfahrer aus NL fuhren vorbei, bogen links ab.
Mein Stresspegel war mittlerweile so hoch, dass ich neben meiner Kati zusammensackte. Der Blick leer, die Gedanken rasend.
Ich dachte
"Da bist Du nun verdammte 47 Jahre alt. Zu blöd ein Hotel zu finden. Was wohl Deine Eltern von Dir denken sollen?Ich fing an zu heulen.
Da sass ich nun. In einer STADT (voller Hotels), nicht in der Lage ein Hotel zu suchen oder zu finden.
Eltern anrufen? Mit 47 Jahren? HALLOOOOO geht es noch?
Ich hatte den Tiefpunkt meiner Reise erreicht. Emotional am Boden zerstört. Nicht in der Lage einen ruhigen Gedanken zu fassen.
Nach einer Weile dachte ich, schaue doch mal wo die Holländer abgeblieben sind. Tja die waren nicht weit von mir in einem Hotel! Ich hätte ihnen ja nur nach fahren müssen, oder einfach anhalten und in das gleiche Hotel einchecken brauchen.
Es ging aber nicht. Ich war so blockiert, das ich diese Option nicht wahrnahm.
So machte ich mich auf den Weg. Egal wohin. Ich war schon nicht mehr auf meiner Route.
Ich fuhr leise in meinen Helm weinend vor mich hin.
Ein Ort, keine Unterkunft.
Der nächste Ort, ach keine Ahnung, war mir egal
So fuhr ich durch zwei drei Orte, ohne sie wirklich zu sehen.
Dann irgendwann sagte ich mir, das nächste verdammte Hotel, dass Dir über den Weg läuft, das nimmst Du, egal was das kostet!
Ich hielt in
Bagnols le BainsDer Campingplatz sah sehr voll aus und war mit Dauercampern bestückt.
Hotel! Hotel sagte ich mir.
Dann sah ich es
Hotel du CommerceEin wenig verbesserte sich meine Stimmung. Ein Hotel

aaaaber was war das? Als ich an die Tür kam und durch die dreckigen Scheiben sah, sah ich, dass es schon sehr lange leer stand.
Ich war wie gelähmt. Echt jetzt?
Völlig frustriert setze ich mich auf die Katie fuhr ein paar Meter. Um dann hier zu fragen

Es standen wohl die Kellner und der Koch draussen. Ich fragte mit wenigen Worten französich, ob es noch ein Zimmer gäbe.
Anstatt zu antworten nahm mich der junge Kellner mit und zeigte mir ein Zimmer im ersten Stock.
Ich nickte und nahm es.
Wie teuer? Hatte ich nicht gefragt.
Ich packte alles aus. Ging Duschen oder besser lies mich berieseln. Welch Wohltat.
Eine Pizza und zwei Bier sowie ein Wein später lag ich in meinem Zimmer, umgeben von ausgeräumten Koffern, alles verstreut.
Einfach nur froh, ein Zimmer gefunden zu haben.
Gute Nacht.