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(c)mimoto 2006, Erstellt: 05.08.2006 Überarbeitet: 12.10.2006  

ACTIONTEAM – Motorradtraining auf der
Nürburgring Nordschleife 27.07. bis 30.07.06

 

Nach diesem Training war klar, das musst du nun los werden. Warum ausgerechnet bei diesem, ich war ja schon mindestens 7, 8 oder vielleicht schon 9-mal dabei.

Warum eigentlich immer mit dem ACTIONTEAM, sind schließlich die die am teuersten sind. Bei mir war es halt so dass ich irgendwann mal auf sie aufmerksam wurde, wahrscheinlich als Beitrag in der MOTORRAD-Zeitung, damals dort angemeldet und dann das erste mal auf die Nordschleife gefahren.

Nordschleife, Nürburgring, als Kind sind meine Eltern oft mit mir dorthin gefahren um Rennen zu schauen, ich hatte mich wenig dafür interessiert allerdings konnte ich damals dort immer kräftig mein Taschengeld aufbessern, hab immer die leeren Flaschen aufgesammelt und hab mir das Pfand gesichert, bis zu 10 DM waren da an einem Tag zusammengekommen, war finanziell somit immer was Besonderes für mich, von der Rennerei war ich kaum angetan.

Nordschleife – Mordschleife, das kann man auch nicht von der Hand weisen, 16Tode waren es bis zum 30.07. fürs Jahr 2006. Allerdings tötet nicht der Ring die Menschen sondern alleine die Menschen die ihn befahren sich oder andere, er ist nicht gefährlicher als jede andere verwinkelte Straße nur das hier erheblich schneller gefahren wird und das von Leuten die meist viel zu wenig Erfahrung auf dieser Strecke haben.

Es gibt keine Statistik darüber aber ich würde wetten das die Leute die die ersten Runden auf dem Ring fahren seltenst einen Unfall auf ihr bauen, kein Gegenverkehr, keine Oma die einem die Vorfahrt nimmt und vor allem man selber immer der Situation angepasst, die Augen und Ohren nach vorne und hinten gerichtet.
Gefährlich wird es dann, wenn man nach ein paar Runden glaubt, man kenne den Streckenverlauf und lässt mal Laufen ohne die Linie auch nur annähernd zu kennen.

Das Training vom 27.07. bis 30.07.06 war für mich dieses Jahr auch schon das Zweite, beim Ersten waren neben meinem Kumpel Frank auch Rainer alias Glider dabei. Damals hatten wir was das Wetter angeht aber echt Pech, Sau kalt und etwas zu oft Regen.

Dieses mal aber schien alles anders zu werden allerdings hatte ich mir schon sorgen gemacht bei diesem Glutsommer, 35°C auf der Nordschleife bedeutet endlos viel Gripp bei endlos viel schwitzen, diese Temperaturen sind mir eindeutig zu warm zum Fahren, dachte ich.

Zum Ablauf, Anreisetag war Montag, gegen 17 Uhr am Dorinthotel angekommen erhält man seine Startnummer und die Teilnehmerliste, darauf erkennt man die Instruktoren und die verschiedenen Teilnehmer. Als mehrmaliger Teilnehmer entwickelt man einen Blick für die Gruppeneinteilung, ist man in einer schnellen oder langsamen Gruppe gelandet.

Mein Instruktor, Herr Beinhauer.

 

…Beinhauer, ist das nicht der ältere erfahrene Herr der immer mit einer Anfängergruppe fährt, grübel. Weiter im Text, 2 BMW GS, und 2 Frauen in meiner Gruppe, SCHOCK, nicht wegen den Frauen, wer Marion alias Luci kennt weiß was ich meine, nein 2 BMW GS.

Verdammt nochmal der Erlend (Leitung ACTIONTEAM und für die Gruppeneinteilung verantwortlich) hat da Bockmist gebaut und MICH in die falsche Gruppe gesteckt.

Naja, nicht wirklich schlimm da ich ja weiß das man während dem Training auch in andere Gruppen wechseln kann, erstmal auf’s Zimmer, duschen und umziehen.

Um 19. Uhr zur Begrüßung von Erlend Brodbeck und dann im Anschluss einen Vortrag von Prof. Dr. Hans Eberspächer  zum Thema Motorradfahren, er befasst sich überwiegend mit dem mentalen Aspekt bei Sportlern.

 

Prof. Dr. Hans Eberspächer

 

Dann ging es um 20 Uhr zum Abendessen, wie immer reichlich gedecktes Buffet und die ersten alten Bekannten laufen einem über den Weg, so Bernd Weber (Yamaha R1): He Michael du auch wieder hier, …Du der Erlend war wohl besoffen, als er die Teams zusammengestellt hat“. Hier konnte ich nun nur breit grinsen und ihm zustimmen.

Am nächsten Morgen ging es dann erstmal recht früh aus den Federn, schließlich ist um 7.45 Uhr antreten an der Strecke angesagt, 15 Minuten Entspannungstraining und dann 1,5 Stunden Sektionstraining d.h. die Insgesamt 18 Gruppen im Schnitt mit 8 Fahrern incl. Instruktor werden auf der für alle anderen gesperrten Nordschleife verteilt, die Sektionen werden mit Pylonen abgesperrt und die Instruktoren erklären entweder die Streckenabschnitte oder es werden Fahrübungen veranstaltet, Bremsen, Langsamfahren, Ausweichübungen usw.

Wir machten erst mal erste Hilfe, Helm Abnehmen, stabile Seitenlage und befuhren unseren Streckenabschnitt ein wenig. Dann ging es um kurz vor 10 Uhr zur Döttingerhöhe zurück.

Ich nutzte die Zeit und stellte Erlend mal die Frage was ICH bei den ANFÄNGER soll, der grinste nur und ich kochte innerlich. Ich fragte: „Wie wäre es, der Dähne hat doch nur 2 Leutchen in seiner Privatgruppe, die Münchner, könnte man da nicht mitfahren?“, flehendlich schaute ich ihn dabei an und er sagte spontan: „Nö, das geht nicht!

Die Münchner: v. l. n. r. Stanislaw, Ferdinand und Helmut Dähne

 

In diesem Moment hasste ich den Kerl, er hätte wenigstens so tun können das Er mal darüber nachdenkt.

Also ging ich zu meiner Gruppe zurück nahm ne Flasche Wasser, die da kostenlos bereitgestellt wurden, und trank erst mal meinen Frust nach unten.

Beinhauer sprach dann nochmal Mahnente Worte zu uns, wie wir uns zu verhalten hätten, wenn EINE SCHNELLERE GRUPPE UNS ÜBERHOLEN WILL. Ich war entsetzt, im Augenwinkel sah ich aber das Bernd Weber beim Dähne stand und mit Ihm gestikulierte, der wird doch nicht ?????? ....ich sprang auf und lief zum Dähne, …ich weis nicht mehr genau was ich da zusammen schleimte, jedenfalls reichte es um genug mitleid zu erhaschen das DER Helmut Dähne sagte: „…fährst halt bei uns mit!“

 

ICH beim HELMUT DÄHNE in der Gruppe, HURRRRRAAAAAAAA.

 

Was er nicht sagte, war das er an diesem Vormittag ein Filmteam dabei hatte welches ihn auf seiner Honda Fireblade, neustes Modell im Karussell Filmen wollte, was für uns hieß, eine Runde auf die Hohe Acht und dort die Steilstrecke langsam wieder runter, das ganze bestimmt 10 mal (Karussell, hohe Acht, Steilstrecke, Karussell….), naja das Karussell können wir alle nun richtig gut. Aber gegen 11 Uhr war das überstanden und wir fuhren noch gut und gerne 4 Runden vor der Mittagspause, zügig aber noch nicht wirklich schnell.

Von 12 Uhr bis 14 Uhr war dann mal Mittagpause, ab ins Dorint unter die Dusche, es war schon verdammt warm. Etwas gegessen und noch ein wenig geruht.

14 Uhr ging es wieder auf die Strecke, allerdings Dähne war nicht da, dafür kam als Instruktor Wolfgang Schnepf auf seiner BMW K1200S. Er sagte das Dähne auf der Strecke mit dem Filmteam wäre und erst später wieder zu uns stoßen würde.

Schnepf der diesesmal als Ersatzinstruktor dabei war wollte wohl sein bestes geben, WIR waren ja schließlich dem Dähne seine Gruppe, Mensch was lies der es fliegen, war jedenfalls deutlich zügiger mit uns unterwegs als noch am Vormittag der Helmut Dähne.

Als Helmut Dähne nach drei Runden nun wieder zu uns stieß, erzählten wir ihm natürlich unverblümt das wir die schnellsten runden nicht mit ihm gefahren sind, ..man sah danach förmlich wie seine Nebenrinden Testosteron ausschütteten, jedenfalls kamen wir nach dem Flugplatz bis zur Fuchsröhre nur noch sehr schwer hinter ihm her, was aber nicht heißt das er uns abhaute.

Abends um 17 Uhr kamen wir von unserem ersten Tag Nordschleife zurück, 400km hatte ich bereits da auf dem Tacho.

Abends keinen Vortrag, diesesmal hieß die Veranstaltung schließlich RING VERSCHÄRFT  was bedeutet das überwiegend Wiederholer dabei sind, die Vorträge, die sonst an 2 Abenden stattfinden, sind auf einen reduziert und das Sektionstraining ist pro Tag um eine Stunde gekürzt.

Ich sass, obwohl ich die Gruppe tauschte, noch immer bei meiner Gruppe vom Vorabend, getauscht wurde nicht, was nett war, die hübschsten Frauen sassen schließlich auch hier. Herr Beinhauer der Instruktor, er war in den 80ern Chef beim BMW Paris-Dakar Team, erzählt dann noch Erfreuliches. Am kommenden Tag wird anstelle des Sektionstrainings 2 Runden gegen die Normale Fahrrichtung der Nordschleife gefahren, d.h. anstelle im Uhrzeigersinn entgegen. Nette Idee, das kann man auch nur erleben, wenn der Ring komplett gemietet wurde und die 2te Überraschung war das nachmittags freies Fahren ansteht, d.h., wer will kann ohne Instruktor um den Ring donnern. Das waren gute Nachrichten, obwohl jeder wusste das es dann wieder Kleinholz gibt, ist eigentlich immer so, ein, zwei manchmal auch drei legen sich ab, wenn man sie danach frägt warum, waren es immer entweder die Reifen, die Sonne die einen geblendet hat, die Strecke rutschig war, komischer weiße nie Sie selber die Bockmist gebaut haben, so sollte es diesesmal natürlich auch sein. 

Der zweite Tag war gigantisch, Helmut Dähne kam mit seiner legendären RC30 , was für ein geiles Bike, richtig klein neben meiner Fireblade SC50, 750ccm 120PS, sie beschleunigt nicht so schnell wie die heutigen Bikes ist aber beeindruckend Handlicher, dies sah man deutlich am Wippermann wo in einer schnellen links nach rechts umgelegt werden muss, da hat Dähne eindeutig besser die Linie getroffen, weil wir alle träger mit dem Umlegen waren. (...ganz nebenbei kann er natürlich auch besser Motorrad fahren..)

 

In den Kurven sind seine Geschwindigkeiten ähnlich zum Rest der Gruppe, allerdings ist er brutal schnell aus den Kurven heraus gefahren, Fuchsröhre wo er auf seine Video mit 260km/h durchraucht hatte er mit uns maximal 230km/h angelegt, und Leute das ist dort BRUTAL schnell, da merkt man wie das Fahrwerk auf block geht und die hinteren Felgenhörner sich auf den Gummi legen, das ist kein Witz!

Nach jeder Runde geht der 2te Fahrer nach hinten, so ist sichergestellt das jeder in den Genus kommt auch mal hinter dem Instruktor zu fahren, in der letzten Vormittagsstunde gab Dähne richtig Gas, das sah dann so aus das immer der direkt hinter ihm Fahrende an ihm dran bleiben konnte, der zweite bereits abriss und dann der Rest der Gruppe einige Meter verlor.

Meine runden mit ihm waren klasse, nicht nur das er jede Runde exakt fährt, auch wie nah er an die Streckenbegrenzungen fährt, selten das da noch ein Hand dazwischen passen würde, auch ihm muss es Spaß gemacht haben, anders kann ich mir seine Wheelies nach Karussell, im Wippermann, am großen Sprunghügel vorm Pflanzgarten  nicht erklären, echt beeindruckend wie ein Uhrwerk.

Das war mit Abstand das beste Nordschleifentraining was ich bisher erlebt habe, und sicherlich wird es nicht mein Letztes gewesen sein!

In der Mittagspause zogen dann Gewitter auf, so dass immer etwa die hälfte des Rings nass und die andere Hälfte trocken war. Nach den ersten 15 Minuten lag schon der Erste auf der Hohen Acht in den Leitplanken, unverletzt aber seine alte K100 ordentlich verbogen.

Ne halbe Stunde später meinte jemand im nassen Wehrseifen (der Name sagt schon alles) runter überholen zu müssen, da lag seine Maschine nun, ne Honda Hornet, auch er nur in der Ehre verletzt, dass war es dann aber auch schon gar nicht soviel für das Wetter.

Der Nürburgring und Regen, es gibt einen Spruch der sagt: „Wer jemals im Nassen die Nordschleife mit dem Auto gefahren ist wird niemals die Nordschleife mit dem Motorrad fahren, selbst im Trockenen nicht“.

Da ist was dran, die nasse Nordschleife ist höllisch glatt!

Um 17 Uhr fuhr ich nach 920 Nordschleifen km wieder ins Hotel, dabei breit grinsend.

 

Ein Meilenstein in meinem leben!

  

Grüße

Michael / mimoto