Die erste Motorradtour für 2008 wäre hiermit auch bereits Geschichte..

..dabei war mehr erdacht als geplant das die erste Tour Mitte oder gegen Ende Mai nach Galizien führen soll.
Mai war aber noch lange und nach einem langen nicht so richtigem Winter, eher kühlem überwiegend schlechtem Wetter, juckte es mir schon ganz mächtig am Hintern besonders als Frank Mitte Februar kam und meinte man könne doch schon vorher mal ne Runde drehen, vielleicht Süd-Frankreich meinte er. Einen Zeitraum hatte er auch schon ausgekundschaftet entweder die Woche vor oder nach Ostern wegen den Feiertagen und dem weniger an verbrauchten Urlaubstagen.

Die Idee gefiel mir um so länger ich drüber nachdachte, schnell war klar das wir dann fahren. Corinna war einverstanden und buchte auch mal eine Auszeit wo sie mit dem Kurzen und Ihren Eltern die Nachosterwoche verbringen wollte. Sascha mein ältester der seit Januar nun fest bei uns lebt  war über die Ferien in England um sein Englisch zu verbessern, Sven der mittelste der drei Buben war bei seiner Mama, so stand nichts im Weg eine Tour zu unternehmen.

Wohin war nun die Frage die zu klären war. Süd-Frankreich waren wir, Frank und Rainer erst letztes Jahr beim Abschluss unserer Pyrenäentour außerdem war Ostern 2008 so früh wie noch nie, also dachte ich mir es wäre eine Tour die uns so südlich wie möglich führt die beste um uns in gutes Wetter zu führen, soweit zumindest die Theorie.

Italien schien mir demnach die günstigste Alternative. Auch in betracht kam Andalusien allerdings waren Frank und ich bereits 2006 dort, also Italien: Amalfi- und Garganoküste, wenn es das Wetter zulässt auch in die Abruzzen. Der Wendepunkt der Reise war gefunden, das Ziel war die Reise selbst.  Start der Reise sollte Oster Samstag der 22.03.08 sein als Rückkehrtag war der darauf folgende Samstag der 29.03.08 angedacht.

Wer, sicher war Frank und was ist mit Rainer. Den habe ich mal angeschrieben und das der wollte war von vorne herein klar, nur ob er von der Arbeit her konnte musste er klären, die Woche darauf kam die Meldung er konnte!

Das Tourteam stand fest, zumindest zu diesem Zeitpunkt: v.l. Ich, Rainer, Frank

 

Die nächsten Wochen machte ich am PC die Feinplanung für's Navi. Insgesamt 4.600km sollte die Räder rollen wenn wir uns an den Plan halten. Rainer, Frank und ich machten die Motorräder fitt besorgten neue Reifen. Dann eine Woche vor abfahrt läutete abends das Telefon, Rainer war dran merklich geknickt musste er aus privaten Gründen die Reise absagen, verständlich auch ich wäre in gleicher Situation nicht gefahren, sehr schade dann beim nächsten mal!

Die vor Osterwoche war da, jeden Tag schaute ich mir den Wetterbericht mindestens 3 mal an. Nichts gutes braute sich da von Norden her an, der Winter kam mit all seiner Macht und wohl auch über die Alpen Richtung Süden, Schneefall bis in die Niederungen wurde gemeldet. Mittwoch also 3 Tage vor geplanter Abfahrt sprach ich mit Frank noch das es wohl besser wäre den ersten Reisetag der Samstags bis Pisa gehen sollte einen Tag vorzuverlegen, den nur am Freitag sollte die Schneefallgrenze wieder auf ca. 800 Meter steigen was uns 24h Luft geben sollte die Alpen hinter uns zu lassen und die Strecke von gut 1000km bis Pisa, auch wegen der zu erwartenden Kälte, halbieren lies. Irgendwo zwischen Bellinzona und Locarno könnten wir dann übernachten, Frank war damit einverstanden.

Donnerstag Abend telefonierten wir dann noch, mein Vorschlag sein Motorrad bei mir hinzustellen und er morgens mit dem Auto zu mir kommen sollte lehnte er dankend ab, das klappt schon meinte er, vollgetankt wolle er um 10 Uhr bei mir auf der Matte stehen.. 

Warten auf Frank..

..gegen 10 Uhr, ich war bereits eingepackt und zur Abfahrt bereit rief ich dann mal bei Frank an. Ansich war ich auf die Stimme seines Anrufbeantworters gefasst und rechnete damit jeden Augenblick das tuckern seines Boxers in der Strasse zu hören aber er war dran.
Es liegt Schnee beim ihm, er kommt nicht, die Tour: "..dat gibt nix.."

Warum nur hab ich ihm angeboten das er sein Bike hier abstellt, ich hab einfach aufgelegt und war und bin mächtig enttäuscht von ihm. Warum ruft er nicht eine Stunde vorher an, ich wäre mit dem Hänger nach Reichenbach gefahren und hätte ihn abgeholt, und dann dieser Spruch. Bis heute hat er es nicht für notwendig gehalten mal anzurufen...

Das ist SEINE Tour... und ich werde sie fahren, alleine!

 

Los ging es, über die französische Autobahn über Strassburg kam ich schnell voran. Ich war aber nicht der einzigste der bei dem Wetter unterwegs war. Auch diese beiden waren unterwegs allerdings endet ihre Tour bereits im Elsass da hatte ich noch ein bisschen mehr vor mir.

 

Auf der Fahrt  war es bis tief in die Schweiz ausschließlich nass, etwas stürmisch und durchweg so um die 4°C frisch. Positiv war das es eigentlich nur nieselte, nie so richtig am regnen war und ich kam zügig voran. So nach 3 bis 4 Stunden kam dann aber auch so langsam die Kälte durch. Etwa 40 km vor dem Gotthardtunnel machte ich dann mal eine etwas längere Rast um mich zu wärmen. So langsam zeigte sich auch der Schnee.

 

Wie schon so oft am Gotthard erlebt ging ich davon aus das nach dem Tunnel auf der Strecke von Ariolo nach Bellinzona es deutlich milder zugeht und ich es nur bis zur Tunneleinfahrt schaffen müsse. Wieder aufgestiegen ging es langsam zum Tunnel in die Höhe. Aus dem Nieseln wurde Regen und dann Schnee, Pappschnee der ein ständiges wischen über das Visier meines Helmes notwendig machte. In einer der vielen Vortunnels war dann für längere Zeit mal die Ampel auf Rot geschaltet, als es wieder losging kam dann ca. 2 km vor dem Gotthardtunnel der erste Schneematsch  unter die Räder und in Sichtweite des Tunnel war die Fahrbahn weiß, in der Fahrspur der vorausfahrenden Fahrzeuge rutschte mein Heck ein zwei mal weil ich hier noch am hochfahren war und ich sehr feinfühlig Gas geben musste, die Metzeler Z6 Reifen sind zwar hervorragende Regenreifen aber sicher nicht wirklich für Schnee gedacht. Ich hatte es geschafft, ich war in der Röhre und freute mich auf die gut 25° bis 30° C plus Temperatur die mich im Tunnel erwarteten, der Russ der Laster war da wirklich keine Belastung.
Am 5 Kilometerschild vor der Ausfahrt mussten alle dann noch mal an einer Ampel erneut stehen bleiben. Ich genoss dass, da es immer noch über 20° C hier waren. Dann merkte ich das die Fahrzeuge die uns entgegen kamen voll mit Schnee waren. Da wird doch nicht meine Theorie des besseren Wetters auf der Südseite des Gotthard eines besseren belehrt. Es war so, ich traute meinen Augen nicht als ich bei Ariolo den Tunnel verlies, das komplette Tal und die Autobahn eine geschlossene Schneedecke, ..da hatte ich mich aber deutlich verschätzt.
So mit ca. 30 bis max. 50 km/h rollte ich über den Schnee, das Thermometer viel von über 20° auf minus 2,5°, wie gut das es hier leicht abwärts geht.
An abbrechen war gar nicht zu denken, wie sollte ich die Kurven, das Gefällte oder die Steigung einer Abfahrt meistern. Am sichersten empfand ich es einfach ohne jeglichen Zug am Lenker ganz locker der Strasse zu folgen bis es wieder Nass war.
Nach ca. 1 km sah ich dann zuerst ein dann zwei Motorräder mit Warnblinkern über den Standstreifen im Schritttempo, die Füße über den Boden schleifend in meiner Fahrtrichtung fahrend. Was die wohl dachten als ich an ihnen vorbei fuhr als wäre es trocken, helfen konnte ich ihnen nicht außer zu zeigen das fahren sehr wohl geht. Nach ca. 5km kommt der Rasthof Gotthard-Süd mit angeschlossenem Motel, soll ich soll ich nicht.  Ich entschied mich weiterzufahren, außerdem war der Rasthof komplett überfüllt, es geht bei dessen Abfahrt etwas in eine Senke, wenn ich den Bremshebel zog regelte das ABS sofort, nein danke ich bleibe in der Spur.

 

Es war die richtige Entscheidung, nach ca. 30km wurde aus dem Schnee Schneematsch dann war es nur noch nass. Unglaublich wie befreiend, sicher und schön eine Regenfahrt nach dem Schnee sein kann. Kurz nach Bellinzona wurde es trocken und das Thermometer kletterte auf unglaublich 9° plus. So langsam wird es nun Zeit eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen, wo,  nach Locarno wollte ich an den Lago Maggiore.:

Angekommen, ich und mein Schneemobil:

 

 

 

Der 2. Tag, auf nach Pisa. (..ab hier im Schnelldurchlauf heißt wenig Text..)

Was für ein erster Blick aus dem Fenster, Locarno Samstag den 22.03.2008.

Auch nach Pisa war Autobahn angesagt...

..angekommen, ich bin überwältigt...

"..Look, Breitling.." ..ne wollte ich nicht. Ob ich Söhne habe, ja 3 antwortete ich. Darauf hin "schenkte" er mir 2 kleine Holzfiguren und erzählt mir etwas von Zauberei und Glück und hielt die Hand auf,  5 Schweizer Franken legte ich ihm da rein die ich sowieso nicht mehr losgeworden wäre, er hatte was er erwartete und ich sein Lachen, ...jeden Tag sollte man was gutes tun.

 

Der 3. Tag, der Ostersonntag.

Erstmal das F1 Rennen angeschaut und bei 12°C gegen 11 Uhr auf das Motorrad gesetzt. L' Aquila in den Abruzzen stand eigentlich auf dem Plan aber die Wetterlage bewog mich an der Küste zu bleiben und Richtung Neapel zu fahren.

 

Wo der Arno in den Golf von Genua mündet.. (Marina di Pisa)

So wie auf dem Foto war es dann den ganzen Tag lang, wenn ich Glück hatte regnete es gerade mal nicht. Als unser Benedetto sein "Urbi et Orbie" zelebrierte wurde ich mal so richtig geduscht und dass bei so ca. 7°C, es war der schlechteste Tag der gesamten Reise. Erst gegen Abend kam wieder die Sonne zum Vorschein in Lavinio bei Anzio fand ich ein kleines Hotel wo ich die Nacht verbrachte. 

 

Der 4. Tag, Ostermontag.

..das sah doch dann mal gleich viel besser aus nachdem ich den Rollladen geöffnet hatte.

Dadurch das ich gestern die Tour nach L'Aquila ausließ war ich nun fasst einen Tag voraus. Am Vesuv vorbei sollte heute die Amalfiküste mein Reiseende werden, so geschah es dann auch.

Eine angemessene Biker Unterkunft war dann auch schnell gefunden, dass hatte ich mir verdient.

 

Der 5. Tag, Dienstag.

Na also geht doch und ganz ohne Zaubern, da wo ich bin ist Frühling. Die Amalfiküste ein Traum von einer Landschaft leider auch sehr gut besucht. Heute geht es quer über die südlichen Ausläufer der Abruzzen rüber zur Adria.

Gegen Nachmittag zog sich der Himmel zwar nochmals bedrohlich zu aber es blieb trocken, kein Vergleich zum Vortag. Die Stadt Manfredonia an der Adria, gesehen von Monte S. Angelo aus. 

Ich fuhr noch weiter bis Vieste wo ich dann die Nacht zum Mittwoch verbrachte.

Der 6. Tag, Mittwoch.

Übernachtet habe ich in Vieste im Hotel Yria, ganz neu war es. Die erst Eröffnung war am Karfreitag und ich war der einzigste Gast in dieser Nacht, das Personal nur für mich so mag ich dass...

Total liebe Leut konnten sogar ein wenig Deutsch, bei den Bildern ist der Hotelchef zu sehen und mein Frühstückstisch aufgenommen mit dem Handy daher die etwas schlechte Bildqualität. Hab mich da wirklich sehr wohlgefühlt, als Dank der Link und meine Empfehlung: www.hotelyria.com

Heute sollte es wieder in die Abruzzen gehen und wieder entschied ich mich weiter an der Küste zu bleiben, einfach zu schön hier um in die Berge zu fahren außerdem war ich vor 2 Jahr erst am Grand Sasso. Ziel heute war Rimini das war noch ein Stück, nachmittags um 16 Uhr war ich ein wenig erschrocken das es noch 200km sein sollten hatte wohl etwas zuviel getrödelt.

Es waren aber auch einfach zu viele und schöne Motive unterwegs die mich sehr oft anhalten ließen..

 

Der 7. Tag, Donnerstag.

Der Morgen in Rimini war trübe und windig. Irgendwie wollte ich nun nicht noch eine Nacht verbringen und gab im Navi mal Zuhause als Ziel ein, rund 1.100km spukte der kleine graue Kasten aus, dass klappt. Die Schweiz war nicht wiederzuerkennen, wo noch vor ein paar Tagen dicker Schnee lag waren grüne Wiesen, ab und an hat es mal ein wenig geregnet aber das störte mich nicht weiter. Gegen 20 Uhr abends war ich in Idar-Oberstein wieder Zuhause.

 

Fazit: ..nicht immer vom Wetterbericht entmutigen lassen, einfach dem Instinkt folgen. Die Tour alleine habe ich genossen, die Abende damit verbracht Corinna haufenweise SMS zu schreiben, auf die Rechnung bin ich gespannt. Die Tage habe ich die Einsamkeit zum Nachdenken genutzt ..so ein Egotrip lohnt sich..

 

 

Allen allezeit Gute fahrt...!
Grüße Michael

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