Die letzte Tour für 2008, Vercors & Provence
-Frankreich
a) ...da es sowieso kaum einer liest
hier direkt zu den Bilder: >>KLICK<<
b) ...die Tour in GoogleEarth:
>>KLICK<<
c) ...die Trackliste:
>>KLICK<<
Es war wohl noch zu früh das Motorrad einzupacken, an sich
hatte sich nach der letzten Tour so ein Gefühl bei mir eingestellt als bräuchte ich in
diesem Jahr keine Straße mehr unter die Räder zu nehmen, auch bedingt dadurch
das sich bei mir wohl so eine art Sättigung einstellt was das Biken angeht.
Werde ich alt oder fahr ich einfach nur zu viel, sind es die mittlerweile
überwiegend bekannten Ziele und Routen die ich unter die Räder nehme, dass mich
die Touren nicht mehr so begeistern wie noch vor ein paar Jahren. Schon komisch
was da so in einem vorgeht, wie sich die Dinge verändern, was mehr oder weniger
wichtig ist oder wird.
Es war dann wohl so ein kurzer Moment der alten
Begeisterung der mich Anfang September packte und bei Rainer nachfragen lies ob er um
die Kalenderwoche 40 Möglichkeiten sieht eine weitere Motorradtour anzugehen. Nach Nordspanien und den Westalpen wäre es unsere 3te gemeinsame Tour in diesem
Jahr. Die Frage ob er dazu Lust hat sparte ich mir da bei Rainer noch keine
Anzeichen von Sättigung zu erkennen sind, aber mit seinem Arbeitgeber musste er
es halt klären.
Nach ein paar Tagen kam dann sein
go und auf meine Frage wohin es
ungefähr gehen soll kam lediglich nur die Antwort: "...egal, Hauptsache weg von hier!"
Kalenderwoche 40, somit in die erste Oktoberwoche
hinein, dies ist mit sicherlich keiner Garantie verbunden schönes warmes Wetter
einfach und überall vorzufinden. Es war also schon ein Lotteriespiel. In den
Westalpen die Pässe über 2000 Meter einzuplanen wäre alles andere als logisch
gewesen, schon vor Wochen gab es dort vereinzelt Schneefälle und aktuell gibt es
wieder Niederschläge dort, außerdem waren wir ja erst im Juli dort. Was sich
anbot war der Vercors südwestlich von Grenoble gelegen, bietet es herrliche
Schluchten und Pässe, letztere kaum über 1000 Meter hoch. Von dort weiter in den
Süden in die schöne Provence wäre sicher ganz nett, vorausgesetzt wenn das
Wetter dort auch mitspielt.
Was uns auf den vergangenen Touren beide mächtig auf den
Zeiger ging war die nicht unerheblichen Anfahrtswege zu den Zielen per Autobahn,
Dauertempo 130km/h über ein paar Stunden ist nicht wirklich prickelnd. Warum
also nicht, so wie schon vor Jahren, anstelle der französischen Schnellstrasse
an Straßburg und Colmar vorbei , diesesmal direkt in das Nord - Elsass
einzufahren und über die schönen Straßen der Vogesen Richtung Süden zu rollen.
Ich nahm mir meine Frankreichkarten vor und schaute mir mal
die Sträßchen an die sich anboten und nicht gerade die üblichen Weg dort unten
darstellten. Süd-Frankreich, die Provence, ist eine von mir schon oft
befahrenes Gebiet dennoch gibt es viele Ecken wo ich bisher sehr selten oder
sogar noch garnicht gewesen bin.
Im groben kam dann ein Tourplan zustande der sich in etwa so
liest: Vogesen, Vercors, Mont Ventoux, Gordes, Grasse den
Izerant aber nur wenn
es das Wetter zulässt eventuell L’Alpe d’Huez
und wieder über die Vogesen heimwärts, so
jedenfalls der Plan. Es sollte diesesmal mal ohne Autobahn gehen. Auf der anderen
Seite muss aber auch das Wetter stimmen daher ist so eine Tourplanung kein
Gebetbuch sondern lediglich eine Orientierung, was wie wann dann Tatsächlich
gefahren wird oder gefahren werden kann hängt von den Faktoren vor Ort ab. Vorab
-
auch diesesmal kam es zu einigen Änderungen.
Tag 1.
Montags am 29.09.2008 ging es dann endlich los. Treffpunkt war
wie schon bei unserer letzten Tour die AB Raststätte Edenkoben um 9 Uhr. Ich
fuhr von Idar-Oberstein so gegen 7 Uhr los über die B270 nach Kaiserslautern,
weiter zum Johanneskreuz dort auf die L499 durchs schöne Elmsteintal. Um 8:45
Uhr war ich dort und zu meiner Überraschung auch schon Rainer, der überpünktlich
und wohl schon richtig heiss aufs Kurven fahren war. Ich wollte nach dem Tanken
aber erstmal einen heißen Kaffee, in den Tälern waren es heute Morgen teilweise
nur 4°C und selbst unter meinen Rukka Textilklamotten stach die Kälte schon auf
die Haut durch.
Die aktuelle Wetterlage war für die kommenden Tage nicht so
ideal wie noch vor ein paar Tagen gedacht, eine Schlechtwetterfront kam von
Nordwest über Frankreich nach Europa rein und verdrängte das vorliegende
Schönwetterhoch, nach der Vorhersage sollte die Schlechtwetterfront bis Mitte
der Woche sich kurz vor die Mittelmeerküste bewegen, na dass konnte ja dann
wieder spannend werden.
Gleich bei der erste AB- Abfahrt nach der Raststätte Edenkoben
verließen wir die AB und machen uns auf den Weg über die Vogesen. Die Tour
führte am ersten Tag über die Orte Wissembourg, Hochfelden, Savern,
Wolfsthal,
Saint-Martin über den Col de Fouchy, Le Bonhomme, la Schlucht
natürlich auch
über den Ballon d' Alsace, Magny-Vernois bis nach Villersexel wo wir in einem
kleinen aber feinen Hotel direkt am Ortseingang übernachteten.
..Elsass, wie man sieht (Hochfelden):
Erkenntnis des Tages: ..ohne Autobahn geht's auch..
Tag 2.
Nach einem hervorragenden Essen am Vorabend, ein Salat mit
Gänsestopfleber und Gänsebrust, zum Hauptgang Kalbsnierchen mit Morcheln in
einer Sahnesauce (genial!) und
irgendwas süßem zum Nachtisch ging es morgens gutgelaunt wieder auf Tour. Das
Wetter war so ungefähr wie am Vortag, meist bedeckt kaum über 10°C aber durchweg
trocken, so sollte es auch heute bleiben. Tagesziel am 30.09.2008 war
Villard-de-Lans das Tor zum Vercors. Die Route führte über Baume-les-Dames,
Saules, Bracon, Champagnole, Patornay am Lac de Vouglans
einem Stausee der nur
wenige hundert Meter breite aufweist aber gut und gerne 20km lang ist und erst
bei Cernon endet von dort weiter nach Pocin, Yenne, Bernadieu am Lac d'
Aiguebelette. Nördlich von Grenoble angekommen gibt es eine schöne Schlucht
durch die die Route de Fourvoirie führt, nur wenige Kilometer lang aber
sehr Sehenswert dort gab es dann die erste Überraschung, die Strecke war wegen
Bauarbeiten gesperrt.
..Sperrung der Route de Fourvoirie..
Streckensperrungen sind ja nicht wirklich Hindernisse von
denen wir uns bisher abhalten ließen (siehe Pyrenäentour
2007, Bilder Tag 5) auch diesesmal war es ein leichtes
sich durch die Absperrung zu winden doch war nach ein paar hundert Meter
Schluss.
Dort standen Bagger und Bauarbeiter und mit letzteren wollten wir uns
dann nicht wirklich anlegen also kehrt marsch. Einige Kilometer Umweg
veranlassten uns dann, nicht wie geplant bis Villard-de-Lans zu fahren sondern
in einem Vorort von Grenoble, in ein Hotel einzukehren. Günstig und gut wie sich
rausstellte an das Essen vom Vortag kam es und alle anderen der noch vor uns
liegenden Tour leider nicht mehr ran.
Erkenntnis des Tages: ..nicht immer lohnt es sich Verbote zu
ignorieren..
Tag 3.
Es ist Oktober der erste Tag des neuen Monates, ein Blick aus
dem Fenster zeigt blauer Himmel, Sonne und weit und breit keine Wolken, so breit
wie mein Grinsen als ich dass erblickte. Wie immer um 8 Uhr zum Frühstück und
gegen 9:15 Uhr aufs Bike, los geht es ins Vercors.
Der Vercors ist ein durch
tiefe Täler begrenzter Gebirgszug im Westen der französischen
Alpen mit einer Ausdehnung von ca. 30 mal 40 km. Aufgrund sehr
schroffer und steiler Gebirgshänge konnte es erst im 20.
Jahrhundert für den Straßenverkehr zugänglich gemacht werden.
Wegen der eingeschränkten Nutzbarkeit befindet sich im Vercors
das mit 170 km² größte Naturschutzgebiet von Frankreich. (Quelle:
Wiki)
Nach Villard-de-Lans dann
die erste Überraschung und heute auch nicht die letzte im
Vercors, die Einfahrt zur Routes des Jarrandes ist wie am
Vortag bereits die Route de Fourvoirie gesperrt.
Natürlich fahren wir leicht angesäuert auch durch diese
Absperrung und kommen gut ein Kilometer bis es nicht mehr weiter
geht. Rainer läst sich dort von einem Bauarbeiter noch
beschwatzen das eine Weiterfahrt nicht möglich ist da wohl
Felsen abgeschlagen werden die ansonst als möglicher Steinschlag
eine große Gefahr für den Verkehr darstellen. Dennoch hat sich
die Einfahrt gelohnt weil wir hier sehr schöne Fotomotive
vorgefunden haben und dass ohne jegliche Belästigung durch den
sonst hier lang fahrende Verkehr.
Wenn man von der
größeren Bewegungsfreiheit mal absieht den ein abgesperrter
Streckenbereich bietet, hat es aber auch manchmal einen weiteren
Vorteil, in diesem Fall das die Umleitungen die man fahren muss
und ohne Sperrung nicht gefahren wäre zu neuen Ansichten führt
die man anders wohl nie gesehen bzw. erlebt hätte. Hier war es
jedenfalls so das wir auf neu geteerten Straßen fuhren die auf
meinem Navi als "Schotterstrecke" dargestellt wurden, diese wohl
nur geteert wurden um die Sperrung der Hauptroute zu
ermöglichen. Diese führten über sehr schöne schmale Sträßchen
zwar eher untypisch fürs Vercors aber dennoch sehr reizvoll. Wer
den Routenverlauf genau wissen will der kann sich die Trackliste
herunterladen. (siehe
Link Trackliste)
..Vercors
mal anders:
Nach dem Routenplan hätten wir das Vercors wie eine gedachte
"8" durchfahren, allerdings war es nicht die einzige Sperrung an diesem Tag wo
wir stecken blieben und nach erfolglosen Durchfahrtsversuche größere Umwege
fahren mussten und so mit dem Zeitplan ins straucheln kamen, so dass aus der "8"
ein gedachtes "S" wurde und wir über den Col Du Rousset den Vercors in Richtung
Süden verließen.
..Col du Rousset..
(..scharfe Bilder gibt es übrigens auch, siehe Fotolink..)
Ärgerlich war dies für uns und die Vorstellung der Vercors
wäre das einzige Ziel einer langen Anfahrt gewesen, für die die es betraf
sicherlich noch viel ärgerlicher. Und noch etwas unschönes haben wir dort
erfahren, die Durchfahrt des Routes des Grands Goulets ist nach der
Fertigstellung des gleichnamigen Tunnels wohl endgültig gesperrt. Weder
Fußgänger noch Fahrzeugen ist die Nutzung gestattet und die Einfahrt ist auf
beiden Seiten mit schweren Eisentoren versperrt, da war selbst für uns erprobte Rowdy's kein durchkommen.
Weiter ging es über Crest nach Bourdeaux, nicht zu
verwechseln mit Bordeaux (ohne u)
dem bekannten Weinanbaugebiet an der Atlantikküste. Auch hier in Bourdeaux wird
übrigens Wein angebaut, wohl mancheiner der glaubt einen Bordeaux im Keller zu
haben welcher in Wirklichkeit ein Wein von der Rhône sein eigen nennt. Weiter ging es
über Nyons nach Malaucène, dann sahen wir ihn den Mont Ventoux. Nicht mehr lange
und es
wird langsam dunkel, mein Vorschlag eventuell erst Morgen hinaufzufahren war
Rainer nicht so recht, also fuhren wir hinauf zum Gipfel, was sich als
absolut die richtige Entscheidung herausstellte.
..der Turm des Mont
Ventox auf 1910 Meter schon viele Kilometer vorher zu erkennen..
Was für einen besonderen Tag haben wir heute
getroffen, bereits bei der Auffahrt gibt es viele wunderschöne Fotomotive, die
schon tief stehende Sonne erzeugt traumhafte Schatten und wunderbares Licht
welches durch dünne Wolken als Strahlenbündel auf die Erde trifft, die Rhône die
das Licht der Sonne spiegelt und hier her wirft, und was ganz besonderes erleben
wir hier oben, es ist nahezu windstill auf diesem Berg, etwas sehr seltenes,
steht er doch weit und breit allein in einer relativ flachen Landschaft, es ist
einfach nur herrlich.
Wir wollen gar nicht mehr abfahren so schön ist
es heute zu diesem Zeitpunkt hier oben, wohl oder übel irgendwann geht es dann
in Richtung dem Städtchen Sault diesem besonderen Berg hinunter. Sault eine
kleine auf einer Anhöhe gelegene schöne Stadt, dort soll nun unser Nachtquartier
liegen, wir müssen nur eines finden. Zwei passende Unterkünfte haben wir schnell
gefunden, aber da Stand doch noch irgendwo was von einer Hostelerie oder
Auberge
oder so ähnlich und was mit 3 Sternen soll es haben. Rainer ist das aufgefallen
und nicht mir. Ich befürchte der wird solangsam zu einem Snob, er muss aufpassen mit wem er reist.
Von den
Touren mit Jojo hat er das sicherlich nicht. Ich bin natürlich von sowas nicht
abgeneigt nur finden wir die Örtlichkeit irgendwie nicht und als wir bereits
aufgeben wollen und "nur" in einem 2 Sterne Hotel einkehren, fällt mir da
ein unscheinbares Schild mit dem
Richtungspfeil zu dem ersehnten 3 Sterne Hotel ins Auge. Es sind dann noch einige
Kilometer dort hin als wir auf einer Anhöhe mitten in der Pampa dort eintreffen. Oje das
ist eine ganz noble Hütte hier, wäre echt was für Corinna und mich aber Rainer
zieht hier sicher nicht ein wenn er die zu erwartenden Preise hört.
Als wir direkt am Eingang vom Bike steigen kommt
ein schwarz gekleidete Dame, die offensichtlich zum
Auberge gehört, etwas
mitleidig schmunzelt, an uns vorbei und wir fragen ob noch 2 Zimmer zu
haben sind, was sie bestätigt und sagt uns in ihrer Landessprache den Preis den
wir nicht so recht verstehen, wobei sie dass merkt man ihr an, eigentlich
erwartet das wir umgehend wieder auf's Bike steigen was wir aber nicht tun,
haben ja auch noch garnicht verstanden was die Nacht kostet.
Irgendwann bemüht
sie sich dann leicht genervt an die Rezeption zu gehen und schreibt auf einen
Zettel 140,--€ und zeigt auf jeden von uns. Das find ich wenn den die
Leistung stimmt, garnicht so teuer für so ein Haus weiß aber das Rainer sein
Budget damit gesprengt würde, was er etwas geknickt auch gleich bestätigt.
Kaum draußen, wir wollen uns gerade auf die
Bike's hocken kommt wohl der Chef des ganzen, begleitet von einem Gast des
Hauses, aus der
Tür und begrüßt mich und Rainer mit Handschlag, wobei die schwarze Dame ihm von
der Seite dämlich grinsend vermittelt das wir uns die Hütte nicht leisten
können. Darauf hin macht er eine Geste wie sie ein Louis de Funès nicht besser
hätte machen können, der wollte das wir bleiben.
Rainer grinste und ich bot dem Herrn an die
140,--€ für mich zu zahlen und er machte darauf Rainer das Angebot für 100,--€
die Nacht könne er bleiben, worauf der Snob tatsächlich zusagt. Wir drei waren
uns einig, leider ging dann der Chef de Kombüs mit dem Gast in Richtung Parkplatz
und verschwand mit einem Auto und
wir waren wieder allein mit dieser nun garnicht nett dreinschauenden schwarzen
Witwe, deren falsches Mitleid in hass umgeschlagen war, was ich nur mit einem
grinsen erwidern konnte. Sie ging dann zu einem Häuschen in dem wohl die
Schlüssel aufbewahrt wurden und trottete hochnäsig zu einem Zimmer, sie öffnete es und tat dann
so das es für uns beide sei. ....Für kein Geld der Welt werde ich mit Rainer im
gleichen Zimmer pennen, er sah das dann Gott sei dank auch so und die schwarze
Spinne tat ganz entsetzt bat uns zu warten. Wir wussten da schon wie es ausgehen
würde und nach etwa 5 Minuten stand dann ein Lakai von ihr
vor uns der uns eine Suite anbot, welche aber auf Nachfrage keine 2 Schlafzimmer
hat, ...no - niemals!
Eines ist sicher, da tauche ich mit Corinna
nächstes Jahr mal für 1 oder 2 Nächte ein und zwar mit Bike! ...dass hat sich
diese schwarze Domina echt verdient.
Rainer und ich machten uns nun zu dem "nur" 2
Sterne Hotel auf den Weg welches normale Zimmerpreise verlangte und auch 2
Zimmer für uns hatte.
Erkenntnis des Tages: ...es gibt Menschen die
muss man 2 mal treffen ob man mag oder nicht...
Tag 4.
Was macht eigentlich das Wetter, eine berechtigte
Frage heute am 02. Oktober geht es noch etwas weiter südlich nach Gordes und
dann wieder hoch nach Briancon, so jedenfalls lautet der Plan. Es wäre da schon
gut zu wissen wo denn diese Schlechtwetterfront liegt die uns seit Tagen
verfolgt.
..TeleMatin um 8 Uhr gibt
Auskunft..
So oder so ähnlich sah es wettertechnisch wohl in
ganz Europa aus, außer halt in der Provence und da waren wir, ...wir hätten
keine bessere Wahl treffen können. Rainer und ich kamen schnell überein hier unten bleiben wir noch einen
Tag länger und erst Morgen geht es nach Briancon, wenn nötig fahren wir dann am
letzten Tag doch anders wie geplant per Autobahn in die Heimat, so holen wir den
Tag länger hier in der Sonne wieder auf. Gesagt getan, wie immer um kurz nach 9
Uhr ging es zum Gorges de la Nesque, einen sehr schönen Canyon der in der
Morgensonne in einem herrlichen Licht sich präsentiert.
..am Aussichtspunkt de la Nesque..
Vom Canyon ging es weiter nach Gordes, welches
angeblich eines der schönsten Dörfer Frankreich sein soll. Über kleine Strassen
mitten durch Oliven und Weinplantagen führte der Weg uns über wunderschöne
hüglige Landschaften der Provence, die Sonne am Himmel und keine Wolke weit und
breit, es war herrlich. Bei Gordes angekommen konnten wir uns von der
architektonischen Schönheit des Dorfes, wie auch die exzellente Lage auf einem
Hügel vor einer weiten Ebene überzeugen. Nach der Besichtigung des Ortskernes
wäre ich mit dem Titelteil "schönstes Dorf Frankreichs" aber vorsichtig, es gibt
eben verdammt viele schöne Dörfer und Städte dort, der Titelteil: "..eines
der.." ist da schon notwenig und richtig.
..Gordes, hält dieser Ort was der Reiseführer
verspricht..
Nach einer längeren Dorfbesichtigung und
anschließender kalten Cola in einem schattigen und kühlen Lokal, (..jawohl wir
waren so richtig im warmen Sommer da unten..), machten wir uns weiter auf den Weg
nach Osten durch üppige Olivenfelder und Weinplantagen, es roch stellenweise
nach Most, Kiefern und auch nach Lavendel obwohl deren Felder bereits geerntet
waren.
Die Parfümestadt Grasse sollte heute in etwa unser Ziel sein. Der Weg dort hin
führte, wenn schon da unten, über den südlichen Teil des Grand Canyon du Verdon.
Die Tour verlief über Apt, Manosque, Mostier-Saint-Martie am
Lac de Saint
Croix dem westlichen Tor zum Grand Canyon du Verdon.
Nach dem Canyon und Comps-Sur-Artuby auf der D71 oder D21 so um die Ortschaft
La Bastide hatten wir dann noch ein Erlebnis welches ich so oder so ähnlich, aber
mit gleichem Ausgang, schon mal erlebte habe. Damals in Italien diesesmal halt
in Frankreich und mit dem Unterschied das Rainer als Zeug aber auch als Täter
dabei war, somit glaubt es mir vielleicht nun mal der ein oder andere was ich
nun berichte.
Was war passiert, wir fuhren in eine Ortschaft
hinein, es könnte sich um La Bastide handeln, bin mir aber nicht mehr ganz
sicher, wo auch anfangs ein paar Häuser standen dann aber über ein paar hundert
Meter links und rechts grüne Wiese sich befanden und in der Ferne wieder ein paar Häuser
zu erkennen waren. Als wir dort ankamen sprang vor einem vor uns fahrenden PKW ein
Gendarme der französischen Polizei auf die Straße mit einer Hand zeigte er
direkt auf mich und mit der anderen Hand machte er klar wir sollen rechts ran,
was ich auch gleich mit dem rechten Blinker quittierte, ojeeeeee dachte ich nur.
Beim anhalten sah ich dann aus dem Augenwinkel
auf der linken Straßenseite einen weiteren Gendarme mit so einem Lasergerät
(Tempomesser) auf einem Stativ stehend, ja wunderbar keine Ahnung wie schnell ich
durfte und wie langsam ich war.
Ich setzte mein dümmlichstes Lächeln auf die Gesichtszüge und war sowas von
schleimigfreundlich das es mich jetzt noch schüttelt, begrüßte ihn in seiner Landessprachen und machte ihm klar
das ich viel mehr französisch nicht reden konnte, er fragte daraufhin ob englisch
ginge, ich nickte und er sagte dem Sinn nach das wir 50km/h hätten fahren
dürfen aber mit 91 km/h gemessen wurden.
Meine Gesichtszüge waren gerade
am einfrieren als er uns über die Gefährlichkeit des Fahrens mit nicht
angepasster Geschwidigkeit aufklärte
und ich sah mich gedanklich schon im Zug sitzend am nachhausefahren, dabei stieg
ich vom Bike ab um vielleicht ggf. auf Knien ihn anflehen zu können als ich auf einmal begriff
das der wollte das wir nun weiter fahren sollen, natürlich langsam was er
mit nach unten pumpenden Armen signalisierte.
Ich konnte es nicht glauben
41km/h zu schnell in einer Ortschaft und wir kommen mit einer mündlichen
Verwarnung davon, ...ich liebe Frankreich!
Bestens gelaunt und übermütig ging es weiter nach
Grasse, dort angekommen fuhren wir dann noch so an ca.2000 in Schlange stehenden
Autos vorbei die sich um die diversen Verkehrskreise der Innenstadt quälten, in einem
schönen Mercure Hotel quartierten wir uns dann ein.
Erkenntnis des Tages: ...mündliche
Verwarnungen bringen nix...
Tag 5.
Heute Donnerstag der 03. Oktober und wir sind
noch fast an der Mittelmeerküste, am Samstag wollen wir wieder Zuhause sein,
ohne Autobahn wird das wohl wirklich nicht gehen aber heute ganz sicher noch. So
als ungefähres Ziel nahmen wir uns Briancon vor, da das Wetter so gut war,
zumindest hier unten, wagten wir den Weg auch über die großen Pässe.
Über die Route de Grasse (D2247) Richtung Osten
bis Gattieres dort auf die N1202 erstmal nördlich, Touêt-Sur-Var bis nach
Entrevaux dort geht es dann auf die D2202 die zum Col du Champ führt und auch
direkt, was unser Weg war, auf den Col de la Cayolle.
Auf dem Weg dorthin
passiert man dann diese Traumlandschaft den Gorges de Daluis, dort sieht der
Fels aus als wäre es roter Sandstein, ähnlich wie bei Dahn in der Pfalz, hier
ist es aber, glaube ich, roter Granit zumindest ein sehr fester Stein.
..de Daluis..
Nach einiger Zeit staunen und immer wieder
anhalten zum Fotografieren sind wir dann weiter zum Col de la Cayolle
gefahren,
dort war es wie immer und jeder Jahreszeit seit dem ich da drüber fahren sehr
frisch und sehr stürmisch, beides galt bisher ja auch für den Mont-Ventox der
mich vorgestern aber echt überrascht hat, dennoch der Cayolle ist ein sehr
schöner Pass wo sich die Anreise immer wieder lohnt.
..+4°C plus stürmisch = gefühlte -10°C..
Auch der Kälte wegen ging es dann aber auch schon
ins Tal nach Barcelonnette, dort weiter in Richtung und auch über den Col de
Var's, jener Pass den ich mit Rainer schon vor ein paar Wochen überquert
hatte. Hier hatten wir nun aber auch schon 0°C auf dem Gipfel. Man merkte man
kam dem Winter immer weiter entgegen wie wir auch weiter nach Norden kamen.
Nach dem Var's ging es nach
Guillestre,
Villargaudin und dann hinauf zum Col d' Izoard. Was für eine Auffahrt,
was für ein Berg und Gipfel. Wir hatten die Schneegrenze nun deutlich
überschritten, nur mangels Niederschlag waren die Strassen und weiten Flächen
noch braun grün aber es lag in allen Ecken schon erste Schneeanhäufungen und das
Thermometer zeigte -4°C hier oben, eine Temperatur wo Wasser bekanntlich wie
jeder weiß bereits
hart gefroren ist, und kurz darauf ich auch schmerzlich
feststellen musste.
Nun ging es auf der Nordseite und somit der
Schattenseite des Col d' Izoard die Serpentinen herunter Richtung Briancon. Wir lagen
noch gut in der Zeit und hätten sicherlich auch noch weiter als Briancon fahren
können. Das Thermometer zeigte wieder +2°C an und nach einer 180° Rechtskurve
und kurzem beschleunigen war ein größere Nassstelle da vor der nächsten
Linkskurve, solche waren auch bereits weiter oben und teilweise habe ich diese
dort auch
überfahren, allerdings lagen diese Wasserflächen in einem Bereich wo auch die
Sonne hin kam.
In dem Moment wo ich diese im Schatten liegende Nassstelle
erreichte, und wohl auch gleichzeitig gebremst habe, gab es nur noch diesen Schlag, ich
merkte wie mein linker Unterarm sehr schmerzhaft sich in die Rippen meines
linken Brustkorbs drückte. Ich war auf gerader Strecke auf einer festen Eisdecke
gestürzt, irgendwie stand ich aber auch schon wieder und warnte den gerade
heranfahrenden Rainer vor dem Eis. Die BMW lag etwa 15 Meter in der nächsten
Kurve auf der linken Seite, der Motor lief, das Hinterrad drehte, ich ging hin
betätigte den Killschalter und holte erstmal Luft.
Der Brustkorb und das linke
Schulterblatt schmerzte und dass selbst heute noch. Beide hoben wir das Bike auf und musterten mal den
Schaden. Kaum zu glauben der Spiegel war eingeklappt und hat einen leichten
Kratzer. Lenkerarmatur, Fussraste alles ohne Beschädigung. Am Kardangelenk ist eine
Kunststoffkappe leicht angekratzt und die Verkleidung wie auch der linke Koffer
haben ordentliche tiefe Kratzer aber keine Risse auch ist nichts abgerissen.
Schwein gehabt! Wiedermal, bei jedem
Motorrad was ich bisher hatte nehme ich mir vor besonders drauf aufzupassen und mit jedem
mache ich mindestens so eine Aktion. Dann schau ich mir meine
Fotoausrüstung an, Kamera funktioniert, Objektive auch alles heil obwohl nur im
Tankrucksack gelagert dort aber scheinbar gut aufbewahrt. Beim ersten Starversuch läuft
die BMW wieder,
nach dem Anfahren geht aber die ABS Lampe nicht aus, sie blinkt und signalisiert
damit "keine ABS" funktion.
Ach ja, wie schon bei der FJR, es gibt eine
Fehlermeldung welcher in den Fehlerspeicher geschrieben wird, wenn das System
merkt ein Rad blockiert (z.B. auf Eis)
und ein anderes dreht.
Also anhalten, Zündung aus, kurz warten und wieder
Zündung an, starten und losfahren
und siehe da die Fehlermeldung ist weg.
Nach Briancon und keinen Meter
weiter, das Parkhotel da bin ich glaube ich schon
Stammkunden, da kehren wir ein und ich leg mich erstmal in die mit heißem Wasser
gefühlte Badewanne, ...ahhhh das tat gut.
Bei gutem Essen, super Wein, vielen dummen
Sprüchen und viel Gelache begehen wir den letzten Abend unserer wohl letzten
großen Rundreise in diesem Jahr. Aber vielleicht klappt es ja noch ein oder zwei
Tage mit unserem guten Bekannten Jojo eine kleine Runde zu drehen, wer weiß!?
Erkenntnis des Tages: ..ABS taucht auf Eis
garnix..
Tag 6.
Samstag der 04. Oktober, das war
eine sch... Nacht, die Knochen tun mir weh, gab keine Lage wo ich schmerzfrei war, hab kaum ein Auge zugemacht.
Sitzen, stehen, gehen und Motorrad fahren geht alles nur liegend leide ich.
Es gibt von heute
auch nicht soviel zu erzählen. Anfänglich dachten wir ein paar Col's könnten wir noch fahren, aber kein 20 Kilometer nördlich von Briancon war es
Winter, die Pässe zwar noch offen aber da musste von uns heute keiner mehr
drüber. Über den Col de Lautaret ging es noch und dann nach Grenoble von dort
auf die Autobahn.
Eines noch muss ich erwähnen, das war nun schon
die 2te Tour mit Rainer wo es nicht einen Tropfen geregnet hat, dass wird nicht
jedem was sagen, diejenigen die mit ihm allerdings schon öfters gefahren sind
werden es kaum glauben, ich schwöre kein Tropf viel vom Himmel, nur ich auf die
Nase dass hat aber nur mit mir zu tun.
Erkenntnis des Tages: ..Motorrad kann man gar
nicht genug fahren :-) ...
Grüße an alle
Michael / mimoto
ENDE..