Die letzte Tour für 2008, Vercors & Provence -Frankreich

 

a) ...da es sowieso kaum einer liest hier direkt zu den Bilder: >>KLICK<<

b) ...die Tour in GoogleEarth: >>KLICK<<

c) ...die Trackliste: >>KLICK<<

Es war wohl noch zu früh das Motorrad einzupacken, an sich hatte sich nach der letzten Tour so ein Gefühl bei mir eingestellt als bräuchte ich in diesem Jahr keine Straße mehr unter die Räder zu nehmen, auch bedingt dadurch das sich bei mir wohl so eine art Sättigung einstellt was das Biken angeht. Werde ich alt oder fahr ich einfach nur zu viel, sind es die mittlerweile überwiegend bekannten Ziele und Routen die ich unter die Räder nehme, dass mich die Touren nicht mehr so begeistern wie noch vor ein paar Jahren. Schon komisch was da so in einem vorgeht, wie sich die Dinge verändern, was mehr oder weniger wichtig ist oder wird.

Es war dann wohl so ein kurzer Moment der alten Begeisterung der mich Anfang September packte und bei Rainer nachfragen lies ob er um die Kalenderwoche 40 Möglichkeiten sieht eine weitere Motorradtour anzugehen. Nach Nordspanien und den Westalpen wäre es unsere 3te gemeinsame Tour in diesem Jahr. Die Frage ob er dazu Lust hat sparte ich mir da bei Rainer noch keine Anzeichen von Sättigung zu erkennen sind, aber mit seinem Arbeitgeber musste er es halt klären.

Nach ein paar Tagen kam dann sein go und auf meine Frage wohin es ungefähr gehen soll kam lediglich nur die Antwort: "...egal, Hauptsache weg von hier!"

Kalenderwoche 40, somit in die erste Oktoberwoche hinein, dies ist mit sicherlich keiner Garantie verbunden schönes warmes Wetter einfach und überall vorzufinden. Es war also schon ein Lotteriespiel. In den Westalpen die Pässe über 2000 Meter einzuplanen wäre alles andere als logisch gewesen, schon vor Wochen gab es dort vereinzelt Schneefälle und aktuell gibt es wieder Niederschläge dort, außerdem waren wir ja erst im Juli dort. Was sich anbot war der Vercors südwestlich von Grenoble gelegen, bietet es herrliche Schluchten und Pässe, letztere kaum über 1000 Meter hoch. Von dort weiter in den Süden in die schöne Provence wäre sicher ganz nett, vorausgesetzt wenn das Wetter dort auch mitspielt.     

Was uns auf den vergangenen Touren beide mächtig auf den Zeiger ging war die nicht unerheblichen Anfahrtswege zu den Zielen per Autobahn, Dauertempo 130km/h über ein paar Stunden ist nicht wirklich prickelnd. Warum also nicht, so wie schon vor Jahren, anstelle der französischen Schnellstrasse an Straßburg und Colmar vorbei , diesesmal direkt in das Nord - Elsass einzufahren und über die schönen Straßen der Vogesen Richtung Süden zu rollen.

Ich nahm mir meine Frankreichkarten vor und schaute mir mal die Sträßchen an die sich anboten und nicht gerade die üblichen Weg dort unten darstellten. Süd-Frankreich, die Provence,  ist eine von mir schon oft befahrenes Gebiet dennoch gibt es viele Ecken wo ich bisher sehr selten oder sogar noch garnicht gewesen bin.

Im groben kam dann ein Tourplan zustande der sich in etwa so liest: Vogesen, Vercors, Mont Ventoux, Gordes, Grasse den Izerant aber nur wenn es das Wetter zulässt eventuell L’Alpe d’Huez  und wieder über die Vogesen heimwärts, so jedenfalls der Plan. Es sollte diesesmal mal ohne Autobahn gehen. Auf der anderen Seite muss aber auch das Wetter stimmen daher ist so eine Tourplanung kein Gebetbuch sondern lediglich eine Orientierung, was wie wann dann Tatsächlich gefahren wird oder gefahren werden kann hängt von den Faktoren vor Ort ab. Vorab - auch diesesmal kam es zu einigen Änderungen.

 

Tag 1.

Montags am 29.09.2008 ging es dann endlich los. Treffpunkt war wie schon bei unserer letzten Tour die AB Raststätte Edenkoben um 9 Uhr. Ich fuhr von Idar-Oberstein so gegen 7 Uhr los über die B270 nach Kaiserslautern, weiter zum Johanneskreuz dort auf die L499 durchs schöne Elmsteintal. Um 8:45 Uhr war ich dort und zu meiner Überraschung auch schon Rainer, der überpünktlich und wohl schon richtig heiss aufs Kurven fahren war. Ich wollte nach dem Tanken aber erstmal einen heißen Kaffee, in den Tälern waren es heute Morgen teilweise nur 4°C und selbst unter meinen Rukka Textilklamotten stach die Kälte schon auf die Haut durch.

Die aktuelle Wetterlage war für die kommenden Tage nicht so ideal wie noch vor ein paar Tagen gedacht, eine Schlechtwetterfront kam von Nordwest über Frankreich nach Europa rein und verdrängte das vorliegende Schönwetterhoch, nach der Vorhersage sollte die Schlechtwetterfront bis Mitte der Woche sich kurz vor die Mittelmeerküste bewegen, na dass konnte ja dann wieder spannend werden.

Gleich bei der erste AB- Abfahrt nach der Raststätte Edenkoben verließen wir die AB und machen uns auf den Weg über die Vogesen. Die Tour führte am ersten Tag über die Orte Wissembourg, Hochfelden, Savern, Wolfsthal, Saint-Martin über den Col de Fouchy, Le Bonhomme, la Schlucht natürlich auch über den Ballon d' Alsace, Magny-Vernois bis nach Villersexel wo wir in einem kleinen aber feinen Hotel direkt am Ortseingang übernachteten.

..Elsass, wie man sieht (Hochfelden):
 

Erkenntnis des Tages: ..ohne Autobahn geht's auch..

 

Tag 2.

Nach einem hervorragenden Essen am Vorabend, ein Salat mit Gänsestopfleber und Gänsebrust, zum Hauptgang Kalbsnierchen mit Morcheln in einer Sahnesauce (genial!) und irgendwas süßem zum Nachtisch ging es morgens gutgelaunt wieder auf Tour. Das Wetter war so ungefähr wie am Vortag, meist bedeckt kaum über 10°C aber durchweg trocken, so sollte es auch heute bleiben. Tagesziel am 30.09.2008 war Villard-de-Lans das Tor zum Vercors. Die Route führte über Baume-les-Dames, Saules, Bracon, Champagnole, Patornay am Lac de Vouglans einem Stausee der nur wenige hundert Meter breite aufweist aber gut und gerne 20km lang ist und erst bei Cernon endet von dort weiter nach Pocin, Yenne, Bernadieu am Lac d' Aiguebelette. Nördlich von Grenoble angekommen gibt es eine schöne Schlucht durch die die Route de Fourvoirie führt, nur wenige Kilometer lang aber sehr Sehenswert dort gab es dann die erste Überraschung, die Strecke war wegen Bauarbeiten gesperrt.

..Sperrung der Route de Fourvoirie..
 

Streckensperrungen sind ja nicht wirklich Hindernisse von denen wir uns bisher abhalten ließen (siehe Pyrenäentour 2007, Bilder Tag 5) auch diesesmal war es ein leichtes sich durch die Absperrung zu winden doch war nach ein paar hundert Meter Schluss.
Dort standen Bagger und Bauarbeiter und mit letzteren wollten wir uns dann nicht wirklich anlegen also kehrt marsch. Einige Kilometer Umweg veranlassten uns dann, nicht wie geplant bis Villard-de-Lans zu fahren sondern in einem Vorort von Grenoble, in ein Hotel einzukehren. Günstig und gut wie sich rausstellte an das Essen vom Vortag kam es und alle anderen der noch vor uns liegenden Tour leider nicht mehr ran.

 

Erkenntnis des Tages: ..nicht immer lohnt es sich Verbote zu ignorieren..

 

Tag 3.

Es ist Oktober der erste Tag des neuen Monates, ein Blick aus dem Fenster zeigt blauer Himmel, Sonne und weit und breit keine Wolken, so breit wie mein Grinsen als ich dass erblickte. Wie immer um 8 Uhr zum Frühstück und gegen 9:15 Uhr aufs Bike, los geht es ins Vercors.

Der Vercors ist ein durch tiefe Täler begrenzter Gebirgszug im Westen der französischen Alpen mit einer Ausdehnung von ca. 30 mal 40 km. Aufgrund sehr schroffer und steiler Gebirgshänge konnte es erst  im 20. Jahrhundert für den Straßenverkehr zugänglich gemacht werden. Wegen der eingeschränkten Nutzbarkeit befindet sich im Vercors das mit 170 km² größte Naturschutzgebiet von Frankreich. (Quelle: Wiki)

Nach Villard-de-Lans dann die erste Überraschung und heute auch nicht die letzte im Vercors, die Einfahrt zur Routes des Jarrandes ist wie am Vortag bereits die Route de Fourvoirie gesperrt. Natürlich fahren wir leicht angesäuert auch durch diese Absperrung und kommen gut ein Kilometer bis es nicht mehr weiter geht. Rainer läst sich dort von einem Bauarbeiter noch beschwatzen das eine Weiterfahrt nicht möglich ist da wohl Felsen abgeschlagen werden die ansonst als möglicher Steinschlag eine große Gefahr für den Verkehr darstellen. Dennoch hat sich die Einfahrt gelohnt weil wir hier sehr schöne Fotomotive vorgefunden haben und dass ohne jegliche Belästigung durch den sonst hier lang fahrende Verkehr.    

Wenn man von der größeren Bewegungsfreiheit mal absieht den ein abgesperrter Streckenbereich bietet, hat es aber auch manchmal einen weiteren Vorteil, in diesem Fall das die Umleitungen die man fahren muss und ohne Sperrung nicht gefahren wäre zu neuen Ansichten führt die man anders wohl nie gesehen bzw. erlebt hätte. Hier war es jedenfalls so das wir auf neu geteerten Straßen fuhren die auf meinem Navi als "Schotterstrecke" dargestellt wurden, diese wohl nur geteert wurden um die Sperrung der Hauptroute zu ermöglichen. Diese führten über sehr schöne schmale Sträßchen zwar eher untypisch fürs Vercors aber dennoch sehr reizvoll. Wer den Routenverlauf genau wissen will der kann sich die Trackliste herunterladen. (siehe Link Trackliste)    

..Vercors mal anders:
 

Nach dem Routenplan hätten wir das Vercors wie eine gedachte "8" durchfahren, allerdings war es nicht die einzige Sperrung an diesem Tag wo wir stecken blieben und nach erfolglosen Durchfahrtsversuche größere Umwege fahren mussten und so mit dem Zeitplan ins straucheln kamen, so dass aus der "8" ein gedachtes "S" wurde und wir über den Col Du Rousset den Vercors in Richtung Süden verließen.    

..Col du Rousset.. (..scharfe Bilder gibt es übrigens auch, siehe Fotolink..)

Ärgerlich war dies für uns und die Vorstellung der Vercors wäre das einzige Ziel einer langen Anfahrt gewesen, für die die es betraf sicherlich noch viel ärgerlicher. Und noch etwas unschönes haben wir dort erfahren, die Durchfahrt des Routes des Grands Goulets ist nach der Fertigstellung des gleichnamigen Tunnels wohl endgültig gesperrt. Weder Fußgänger noch Fahrzeugen ist die Nutzung gestattet und die Einfahrt ist auf beiden Seiten mit schweren Eisentoren versperrt, da war selbst für uns erprobte Rowdy's kein durchkommen.  

 

Weiter ging es über Crest nach Bourdeaux, nicht zu verwechseln mit Bordeaux (ohne u) dem bekannten Weinanbaugebiet an der Atlantikküste. Auch hier in Bourdeaux wird übrigens Wein angebaut, wohl mancheiner der glaubt einen Bordeaux im Keller zu haben welcher in Wirklichkeit ein Wein von der Rhône sein eigen nennt. Weiter ging es über Nyons nach Malaucène, dann sahen wir ihn den Mont Ventoux. Nicht mehr lange und  es wird langsam dunkel, mein Vorschlag eventuell erst Morgen hinaufzufahren war Rainer nicht so recht, also fuhren wir hinauf zum Gipfel, was sich als absolut die richtige Entscheidung herausstellte.

..der Turm des Mont Ventox auf 1910 Meter schon viele Kilometer vorher zu erkennen..
 

Was für einen besonderen Tag haben wir heute getroffen, bereits bei der Auffahrt gibt es viele wunderschöne Fotomotive, die schon tief stehende Sonne erzeugt traumhafte Schatten und wunderbares Licht welches durch dünne Wolken als Strahlenbündel auf die Erde trifft, die Rhône die das Licht der Sonne spiegelt und hier her wirft, und was ganz besonderes erleben wir hier oben, es ist nahezu windstill auf diesem Berg, etwas sehr seltenes, steht er doch weit und breit allein in einer relativ flachen Landschaft, es ist einfach nur herrlich.

Wir wollen gar nicht mehr abfahren so schön ist es heute zu diesem Zeitpunkt hier oben, wohl oder übel irgendwann geht es dann in Richtung dem Städtchen Sault diesem besonderen Berg hinunter. Sault eine kleine auf einer Anhöhe gelegene schöne Stadt, dort soll nun unser Nachtquartier liegen, wir müssen nur eines finden. Zwei passende Unterkünfte haben wir schnell gefunden, aber da Stand doch noch irgendwo was von einer Hostelerie oder
Auberge oder so ähnlich und was mit 3 Sternen soll es haben. Rainer ist das aufgefallen und nicht mir. Ich befürchte der wird solangsam zu einem Snob, er muss aufpassen mit wem er reist. Von den Touren mit Jojo hat er das sicherlich nicht. Ich bin natürlich von sowas nicht abgeneigt nur finden wir die Örtlichkeit irgendwie nicht und als wir bereits aufgeben wollen und "nur" in einem 2 Sterne Hotel einkehren,  fällt mir da ein unscheinbares Schild mit dem Richtungspfeil zu dem ersehnten 3 Sterne Hotel ins Auge. Es sind dann noch einige Kilometer dort hin als wir auf einer Anhöhe mitten in der Pampa dort eintreffen. Oje das ist eine ganz noble Hütte hier, wäre echt was für Corinna und mich aber Rainer zieht hier sicher nicht ein wenn er die zu erwartenden Preise hört.

Als wir direkt am Eingang vom Bike steigen kommt ein schwarz gekleidete Dame, die offensichtlich zum Auberge gehört, etwas mitleidig schmunzelt, an uns vorbei und wir fragen ob noch 2 Zimmer zu haben sind, was sie bestätigt und sagt uns in ihrer Landessprache den Preis den wir nicht so recht verstehen, wobei sie dass merkt man ihr an, eigentlich erwartet das wir umgehend wieder auf's Bike steigen was wir aber nicht tun, haben ja auch noch garnicht verstanden was die Nacht kostet.
Irgendwann bemüht sie sich dann leicht genervt an die Rezeption zu gehen und schreibt auf einen Zettel 140,--€ und zeigt auf jeden von uns.  Das find ich wenn den die Leistung stimmt, garnicht so teuer für so ein Haus weiß aber das Rainer sein Budget damit gesprengt würde, was er etwas geknickt auch gleich bestätigt.

Kaum draußen, wir wollen uns gerade auf die Bike's hocken kommt wohl der Chef des ganzen, begleitet von einem Gast des Hauses, aus der Tür und begrüßt mich und Rainer mit Handschlag, wobei die schwarze Dame ihm von der Seite dämlich grinsend vermittelt das wir uns die Hütte nicht leisten können. Darauf hin macht er eine Geste wie sie ein Louis de Funès nicht besser hätte machen können, der wollte das wir bleiben.

Rainer grinste und ich bot dem Herrn an die 140,--€ für mich zu zahlen und er machte darauf Rainer das Angebot für 100,--€ die Nacht könne er bleiben, worauf der Snob tatsächlich zusagt. Wir drei waren uns einig, leider ging dann der Chef de Kombüs mit dem Gast in Richtung Parkplatz und verschwand mit einem Auto und wir waren wieder allein mit dieser nun garnicht nett dreinschauenden schwarzen Witwe, deren falsches Mitleid in hass umgeschlagen war, was ich nur mit einem grinsen erwidern konnte. Sie ging dann zu einem Häuschen in dem wohl die Schlüssel aufbewahrt wurden und trottete hochnäsig zu einem Zimmer, sie öffnete es und tat dann so das es für uns beide sei. ....Für kein Geld der Welt werde ich mit Rainer im gleichen Zimmer pennen, er sah das dann Gott sei dank auch so und die schwarze Spinne tat ganz entsetzt bat uns zu warten. Wir wussten da schon wie es ausgehen würde und nach etwa 5 Minuten stand dann ein Lakai von ihr vor uns der uns eine Suite anbot, welche aber auf Nachfrage keine 2 Schlafzimmer hat, ...no - niemals!

Eines ist sicher, da tauche ich mit Corinna nächstes Jahr mal für 1 oder 2 Nächte ein und zwar mit Bike! ...dass hat sich diese schwarze Domina echt verdient.

Rainer und ich machten uns nun zu dem "nur" 2 Sterne Hotel auf den Weg welches normale Zimmerpreise verlangte und auch 2 Zimmer für uns hatte.

 

Erkenntnis des Tages: ...es gibt Menschen die muss man 2 mal treffen ob man mag oder nicht...

 

Tag 4.

Was macht eigentlich das Wetter, eine berechtigte Frage heute am 02. Oktober geht es noch etwas weiter südlich nach Gordes und dann wieder hoch nach Briancon, so jedenfalls lautet der Plan. Es wäre da schon gut zu wissen wo denn diese Schlechtwetterfront liegt die uns seit Tagen verfolgt.

..TeleMatin um 8 Uhr gibt Auskunft..

So oder so ähnlich sah es wettertechnisch wohl in ganz Europa aus, außer halt in der Provence und da waren wir, ...wir hätten keine bessere Wahl treffen können. Rainer und ich kamen schnell überein hier unten bleiben wir noch einen Tag länger und erst Morgen geht es nach Briancon, wenn nötig fahren wir dann am letzten Tag doch anders wie geplant per Autobahn in die Heimat, so holen wir den Tag länger hier in der Sonne wieder auf. Gesagt getan, wie immer um kurz nach 9 Uhr ging es zum Gorges de la Nesque, einen sehr schönen Canyon der in der Morgensonne in einem herrlichen Licht sich präsentiert.

..am Aussichtspunkt de la Nesque..

 

Vom Canyon ging es weiter nach Gordes, welches angeblich eines der schönsten Dörfer Frankreich sein soll. Über kleine Strassen mitten durch Oliven und Weinplantagen führte der Weg uns über wunderschöne hüglige Landschaften der Provence, die Sonne am Himmel und keine Wolke weit und breit, es war herrlich. Bei Gordes angekommen konnten wir uns von der architektonischen Schönheit des Dorfes, wie auch die exzellente Lage auf einem Hügel vor einer weiten Ebene überzeugen. Nach der Besichtigung des Ortskernes wäre ich mit dem Titelteil "schönstes Dorf Frankreichs" aber vorsichtig, es gibt eben verdammt viele schöne Dörfer und Städte dort, der Titelteil: "..eines der.." ist da schon notwenig und richtig.

..Gordes, hält dieser Ort was der Reiseführer verspricht..

Nach einer längeren Dorfbesichtigung und anschließender kalten Cola in einem schattigen und kühlen Lokal, (..jawohl wir waren so richtig im warmen Sommer da unten..), machten wir uns weiter auf den Weg nach Osten durch üppige Olivenfelder und Weinplantagen, es roch stellenweise nach Most, Kiefern und auch nach Lavendel obwohl deren Felder bereits geerntet waren.

Die Parfümestadt Grasse sollte heute in etwa unser Ziel sein. Der Weg dort hin führte, wenn schon da unten, über den südlichen Teil des Grand Canyon du Verdon. Die Tour verlief  über Apt, Manosque, Mostier-Saint-Martie am Lac de Saint Croix dem westlichen Tor zum Grand Canyon du Verdon.
Nach dem Canyon und Comps-Sur-Artuby auf der D71 oder D21 so um die Ortschaft La Bastide hatten wir dann noch ein Erlebnis welches ich so oder so ähnlich, aber mit gleichem Ausgang, schon mal erlebte habe. Damals in Italien diesesmal halt in Frankreich und mit dem Unterschied das Rainer als Zeug aber auch als Täter dabei war, somit glaubt es mir vielleicht nun mal der ein oder andere was ich nun berichte.

Was war passiert, wir fuhren in eine Ortschaft hinein, es könnte sich um La Bastide handeln, bin mir aber nicht mehr ganz sicher, wo auch anfangs ein paar Häuser standen dann aber über ein paar hundert Meter links und rechts grüne Wiese sich befanden und in der Ferne wieder ein paar Häuser zu erkennen waren. Als wir dort ankamen sprang vor einem vor uns fahrenden PKW ein Gendarme der französischen Polizei auf die Straße mit einer Hand zeigte er direkt auf mich und mit der anderen Hand machte er klar wir sollen rechts ran, was ich auch gleich mit dem rechten Blinker quittierte, ojeeeeee dachte ich nur.
 

Beim anhalten sah ich dann aus dem Augenwinkel auf der linken Straßenseite einen weiteren Gendarme mit so einem Lasergerät (Tempomesser) auf einem Stativ stehend, ja wunderbar keine Ahnung wie schnell ich durfte und wie langsam ich war. 

Ich setzte mein dümmlichstes Lächeln auf die Gesichtszüge und war sowas von schleimigfreundlich das es mich jetzt noch schüttelt, begrüßte ihn in seiner Landessprachen und machte ihm klar das ich viel mehr französisch nicht reden konnte, er fragte daraufhin ob englisch ginge, ich nickte und er sagte dem Sinn nach das wir 50km/h hätten fahren dürfen aber mit 91 km/h gemessen wurden.
Meine Gesichtszüge waren gerade am einfrieren als er uns über die Gefährlichkeit des Fahrens mit nicht angepasster Geschwidigkeit aufklärte und ich sah mich gedanklich schon im Zug sitzend am nachhausefahren, dabei stieg ich vom Bike ab um vielleicht ggf. auf Knien ihn anflehen zu können als ich auf einmal begriff das der wollte das wir nun weiter fahren sollen, natürlich langsam was er mit nach unten pumpenden Armen signalisierte.
 

Ich konnte es nicht glauben 41km/h zu schnell in einer Ortschaft und wir kommen mit einer mündlichen Verwarnung davon, ...ich liebe Frankreich!

Bestens gelaunt und übermütig ging es weiter nach Grasse, dort angekommen fuhren wir dann noch so an ca.2000 in Schlange stehenden Autos vorbei die sich um die diversen Verkehrskreise der Innenstadt quälten, in einem schönen Mercure Hotel quartierten wir uns dann ein.

 

Erkenntnis des Tages:  ...mündliche Verwarnungen bringen nix...

 

Tag 5.

Heute Donnerstag der 03. Oktober und wir sind noch fast an der Mittelmeerküste, am Samstag wollen wir wieder Zuhause sein, ohne Autobahn wird das wohl wirklich nicht gehen aber heute ganz sicher noch. So als ungefähres Ziel nahmen wir uns Briancon vor, da das Wetter so gut war, zumindest hier unten, wagten wir den Weg auch über die großen Pässe.

Über die Route de Grasse (D2247) Richtung Osten bis Gattieres dort auf die N1202 erstmal nördlich, Touêt-Sur-Var bis nach Entrevaux dort geht es dann auf die D2202 die zum Col du Champ führt und auch direkt, was unser Weg war, auf den Col de la Cayolle.
Auf dem Weg dorthin passiert man dann diese Traumlandschaft den Gorges de Daluis, dort sieht der Fels aus als wäre es roter Sandstein, ähnlich wie bei Dahn in der Pfalz, hier ist es aber, glaube ich, roter Granit zumindest ein sehr fester Stein.

..de Daluis..

   

Nach einiger Zeit staunen und immer wieder anhalten zum Fotografieren sind wir dann weiter zum Col de la Cayolle gefahren, dort war es wie immer und jeder Jahreszeit seit dem ich da drüber fahren sehr frisch und sehr stürmisch, beides galt bisher ja auch für den Mont-Ventox der mich vorgestern aber echt überrascht hat, dennoch der Cayolle ist ein sehr schöner Pass wo sich die Anreise immer wieder lohnt.

 

..+4°C plus stürmisch = gefühlte -10°C..

Auch der Kälte wegen ging es dann aber auch schon ins Tal nach Barcelonnette, dort weiter in Richtung und auch über den Col de Var's, jener Pass den ich mit Rainer schon vor ein paar Wochen überquert hatte. Hier hatten wir nun aber auch schon 0°C auf dem Gipfel. Man merkte man kam dem Winter immer weiter entgegen wie wir auch weiter nach Norden kamen.



 

Nach dem Var's ging es nach Guillestre, Villargaudin und dann hinauf zum Col d' Izoard. Was für eine Auffahrt, was für ein Berg und Gipfel. Wir hatten die Schneegrenze nun deutlich überschritten, nur mangels Niederschlag waren die Strassen und weiten Flächen noch braun grün aber es lag in allen Ecken schon erste Schneeanhäufungen und das Thermometer zeigte -4°C hier oben, eine Temperatur wo Wasser bekanntlich wie jeder weiß bereits hart gefroren ist, und kurz darauf ich auch schmerzlich feststellen musste.

 

Nun ging es auf  der Nordseite und somit der Schattenseite des Col d' Izoard die Serpentinen herunter Richtung Briancon. Wir lagen noch gut in der Zeit und hätten sicherlich auch noch weiter als Briancon fahren können. Das Thermometer zeigte wieder +2°C an und nach einer 180° Rechtskurve und kurzem beschleunigen war ein größere Nassstelle da vor der nächsten Linkskurve, solche waren auch bereits weiter oben und teilweise habe ich diese dort auch überfahren, allerdings lagen diese Wasserflächen in einem Bereich wo auch die Sonne hin kam.
In dem Moment wo ich diese im Schatten liegende Nassstelle erreichte, und wohl auch gleichzeitig gebremst habe, gab es nur noch diesen Schlag, ich merkte wie mein linker Unterarm sehr schmerzhaft sich in die Rippen meines linken Brustkorbs drückte. Ich war auf gerader Strecke auf einer festen Eisdecke gestürzt, irgendwie stand ich aber auch schon wieder und warnte den gerade heranfahrenden Rainer vor dem Eis. Die BMW lag etwa 15 Meter in der nächsten Kurve auf der linken Seite, der Motor lief, das Hinterrad drehte, ich ging hin betätigte den Killschalter und holte erstmal Luft.

Der Brustkorb und das linke Schulterblatt schmerzte und dass selbst heute noch. Beide hoben wir das Bike auf und musterten mal den Schaden. Kaum zu glauben der Spiegel war eingeklappt und hat einen leichten Kratzer. Lenkerarmatur, Fussraste alles ohne Beschädigung. Am Kardangelenk ist eine Kunststoffkappe leicht angekratzt und die Verkleidung wie auch der linke Koffer haben ordentliche tiefe Kratzer aber keine Risse auch ist nichts abgerissen.

Schwein gehabt! Wiedermal, bei jedem Motorrad was ich bisher hatte nehme ich mir vor besonders drauf aufzupassen und mit jedem mache ich mindestens so eine Aktion. Dann schau ich mir meine Fotoausrüstung an, Kamera funktioniert, Objektive auch alles heil obwohl nur im Tankrucksack gelagert dort aber scheinbar gut aufbewahrt. Beim ersten Starversuch läuft die BMW wieder, nach dem Anfahren geht aber die ABS Lampe nicht aus, sie blinkt und signalisiert damit "keine ABS" funktion. 
Ach ja, wie schon bei der FJR, es gibt eine Fehlermeldung welcher in den Fehlerspeicher geschrieben wird, wenn das System merkt ein Rad blockiert (z.B. auf Eis) und ein anderes dreht.
Also anhalten, Zündung aus, kurz warten und wieder Zündung an, starten und losfahren und siehe da die Fehlermeldung ist weg.

Nach Briancon und keinen Meter weiter, das Parkhotel da bin ich glaube ich schon Stammkunden, da kehren wir ein und ich leg mich erstmal in die mit heißem Wasser gefühlte Badewanne, ...ahhhh das tat gut.

Bei gutem Essen, super Wein, vielen dummen Sprüchen und viel Gelache begehen wir den letzten Abend unserer wohl letzten großen Rundreise in diesem Jahr. Aber vielleicht klappt es ja noch ein oder zwei Tage mit unserem guten Bekannten Jojo eine kleine Runde zu drehen, wer weiß!?

 

Erkenntnis des Tages: ..ABS taucht auf Eis garnix..

 

Tag 6.

Samstag der 04. Oktober, das war eine sch... Nacht, die Knochen tun mir weh, gab keine Lage wo ich schmerzfrei war, hab kaum ein Auge zugemacht. Sitzen, stehen, gehen und Motorrad fahren geht alles nur liegend leide ich.
 

Es gibt von heute auch nicht soviel zu erzählen. Anfänglich dachten wir ein paar Col's könnten wir noch fahren, aber kein 20 Kilometer nördlich von Briancon war es Winter, die Pässe zwar noch offen aber da musste von uns heute keiner mehr drüber. Über den Col de Lautaret ging es noch und dann nach Grenoble von dort auf die Autobahn.

Eines noch muss ich erwähnen, das war nun schon die 2te Tour mit Rainer wo es nicht einen Tropfen geregnet hat, dass wird nicht jedem was sagen, diejenigen die mit ihm allerdings schon öfters gefahren sind werden es kaum glauben, ich schwöre kein Tropf viel vom Himmel, nur ich auf die Nase dass hat aber nur mit mir zu tun.

 

 

 

Erkenntnis des Tages: ..Motorrad kann man gar nicht genug fahren :-) ...

 

Grüße an alle

Michael / mimoto

ENDE..